Die Beteuerung, es werde im Namen der Freiheit keinen Lockdown mehr geben, ist nicht allzu viel wert, wenn in Kitas, Schulen und Universitäten immer noch so getan werden muss, als stehe die Freiheit an zweiter Stelle. Dass es noch Universitäten gibt, die für das Wintersemester am Präsenzunterricht zweifeln, ist ein Armutszeugnis. Studenten und Professoren müssten längst geimpft sein. Die Hochschulleitungen könnten sich daran orientieren. Warum tun sie es nicht?
Dieselbe Frage muss in Schulen und Kultusministerien gestellt werden. Lehrer müssten geimpft sein (und sind es in den meisten Fällen), Schüler haben die Möglichkeit dazu. Für alle von ihnen in der Mittel- und Oberstufe gibt es jetzt sogar eine Impfempfehlung der STIKO.
Die traurige Wahrheit ist, dass nicht eingetreten ist, was sich die übergroße Mehrheit der Bevölkerung im vergangenen Jahr gewünscht und die Politik als Ausweg aus der Pandemie versprochen hatte: Herdenimmunisierung durch Impfung. Es gibt immer noch Gruppen, für die das nicht gelten kann, zum Beispiel die Schüler unter zwölf Jahren, bis vor kurzem auch die unter 18 Jahren. Sie konnten oder durften sich (noch) nicht impfen lassen, auch deshalb, weil es angesichts geringer Gefährdung nicht nötig ist. Die meisten Schüler stehen nun aber, als ob es Corona erst seit gestern gäbe, vor der Wahl: Durchseuchung oder Impfung?
Die Antwort ist klar: An Schulen müssen Impfungen forciert werden, anstatt sich in Luftfilter oder Sondergenehmigungen für Quarantäne zu flüchten. Luftfilter sind, das ging in der endlosen Debatte unter, umständliche Notbehelfe; mittlerweile sind sie zu einem Symbol nicht einer langsamen, sondern einer verirrten Corona-Politik geworden.
Diese Politik schaut zusehends, weil die Impfquote stagniert, durch die Brille der Ungeimpften, ob an Schulen oder anderswo. Das ist eine Verkehrung der Ziele, wie sie im vergangenen Jahr vorgegeben wurden. Wären alle Beteiligten, um die es jetzt noch geht, im Namen der Freiheit geimpft, müsste über den Lockdown nicht mehr geredet werden.
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