US-Militär ließ offenbar Amerikaner von Taliban zum Flughafen eskortieren

Das US-Militär hat während der groß angelegten Evakuierungsaktion in Kabul offenbar ein geheimes Abkommen mit den Taliban geschlossen, um US-Bürger von der islamistischen Miliz zum Flughafen geleiten zu lassen. Das berichtet der amerikanische Sender CNN unter Berufung auf zwei Quellen aus dem US-Verteidigungsministerium. Demnach hatten Spezialkräfte am Flughafen ein „geheimes Tor“ eingerichtet, an dem Soldaten die zu Evakuierenden in Empfang nehmen konnten. Diese hätten sich zuvor an Sammelpunkten in der Stadt mit Taliban-Angehörigen getroffen und seien von den Kämpfern zum Flughafen geleitet worden.

Die beiden Quellen waren sich dem Bericht zufolge nicht ganz einig, wie gut das Abkommen in der Praxis funktionierte. Während einer der anonymen Gesprächspartner sagte, die Durchführung habe „wunderbar geklappt“, berichtete der andere von Problemen, besonders zu Beginn der Aktion. Taliban-Mitglieder hätten einige der zu Evakuierenden nicht passieren lassen. In einem Fall seien Pässe, Green Cards und Smartphones von etwa 100 Menschen eingesammelt worden – die Gruppe habe danach stundenlang nachts bei niedrigen Temperaturen ausharren müssen.

Das Abkommen sei nicht öffentlich gemacht worden aus Angst vor der Reaktion der Taliban auf mediale Aufmerksamkeit sowie vor Anschlägen des in Afghanistan aktiven Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat. In der vergangenen Woche starben bei einer solchen Attacke etwa 170 Afghanen und 13 US-Soldaten.

Wie viele Menschen insgesamt eskortiert von den Taliban zum Flughafen gelangten, geht aus dem Bericht nicht hervor. Die Transfers hätten “mehrmals am Tag“ stattgefunden. Durch Spezialkräfte hätten aber insgesamt „mehr als 1000 amerikanische Staatsbürger und mehr als 2000 Afghanen“ gerettet werden können. 

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