Artenschutz: Wie viele verschiedene Bäume gibt es auf der Welt?

Der Mensch sucht nach Spuren von Leben im Weltall und hofft, eines Tages Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen. Dabei weiß er nicht einmal, welche Lebewesen mit ihm gemeinsam auf dem Planeten Erde leben. Selbst bei den Bäumen, die ja kaum zu übersehen sind und deshalb vergleichsweise einfach zu bestimmen sein sollten, ist es Wissenschaftlern bisher nur gelungen, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Noch weniger weiß man über Insekten, von denen viele winzig klein sind und nur unter dem Mikroskop unterschieden werden können – ganz zu schweigen von Mikroorganismen, die mit bloßem Auge gar nicht zu erkennen sind.

Bei den Bäumen scheint jetzt zumindest klar zu sein, wie viele verschiedene Arten es auf der Erde gibt, was allerdings nicht bedeutet, dass man sie auch alle kennt. Einer aktuellen Studie zufolge, die im Wissenschaftsjournal PNAS erschienen ist, sind es 73 300. Das seien 14 Prozent mehr, als man bisher dachte, schreiben die Autoren. 9200 davon seien noch unbekannt und müssten erst entdeckt werden. Um auf diese Zahlen zu kommen, haben die Forscher Datenbanken ausgewertet, in denen insgesamt etwa 64 100 verschiedene Baumarten registriert sind. Das Ergebnis wurde dann mit einem statistischen Verfahren hochgerechnet.

Doch warum ist es überhaupt wichtig zu wissen, wie viele und welche Tiere und Pflanzen auf der Erde leben? Die Antwort ist einfach: Was man nicht kennt, kann man nicht schützen. Je weniger man über andere Arten weiß, umso größer ist die Gefahr, sozusagen aus Versehen etwas zu zerstören. Und je mehr Spezies verschwinden, umso fragiler werden die natürlichen Kreisläufe, von denen auch der Mensch abhängt. Bäume sind dafür ein gutes Beispiel. Sie bremsen den Klimawandel, weil sie das Treibhausgas Kohlendioxid binden und sie produzieren Sauerstoff, den auch wir zum Atmen brauchen.

Die neuen Erkenntnisse zeigen, wo es am effektivsten wäre, in den Schutz von Bäumen zu investieren

Die aktuelle Studie zeigt zudem, dass die meisten verschiedenen Baumarten in Südamerika wachsen: 43 Prozent aller Baumspezies, die es weltweit gibt, kommen dort vor. In Eurasien sind es 22 Prozent, in Afrika 16 Prozent, in Nordamerika 15 Prozent und in Ozeanien elf Prozent. So theoretisch das klingt, es könnte von praktischem Nutzen sein. In Kombination mit dem schon länger bekannten Phänomen, dass die Artenvielfalt der Bäume von den Polen in Richtung Äquator kontinuierlich zunimmt, zeigen die neuen Erkenntnisse zum Beispiel, wo es am effektivsten wäre, in den Schutz von Bäumen zu investieren: in den tropischen Regionen Südamerikas. Dort würden etwa von einem einzigen neuen Naturschutzgebiet mehr Arten gleichzeitig profitieren als anderswo auf der Welt. Was nicht heißen soll, dass die etwa 90 Baumarten in Deutschland nicht schützenswert sind.

Auch der Schutz von Tieren funktioniert umso besser, je mehr man über sie weiß. Beispiele gut gemeinter, aber missglückter Artenschutzprojekte gibt es viele. So wurden 2018 in Kenia elf vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner mit großem Aufwand von einem Nationalpark in einen anderen umgesiedelt. Die Nashörner sollten dort bessere Bedingungen vorfinden und geschützt sein vor Wilderern. Was die „Retter“ nicht bedacht hatten: Die Nashörner vertrugen den hohen Salzgehalt des Wassers in ihrer neuen Heimat nicht. Schon nach kurzer Zeit waren alle tot.

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