Vor einer Woche erst sind die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg an diesen Spruch erinnert worden, der im Sport des Öfteren aufgesagt wird und schon das ein oder andere Phrasenschwein genährt hat: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Mehr auf die ungute Art wurde ihnen aufgezeigt, dass das eben doch oft stimmt. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Arsenal London sahen sie lange wie die Siegerinnen aus. Mit einem knappen Ergebnis dank einem frühen Tor von Tabea Waßmuth zwar, aber wie Siegerinnen. Bis Charlotte Wubben-Moy in der 89. Minute dafür sorgte, dass die Spannung für das Rückspiel größer wurde, als den Deutschen lieb war.
Am Donnerstagabend beim 2:0 (1:0) war es Jill Roord, die den VfL Wolfsburg erneut früh in Führung brachte. Nach einer Ecke bekam Arsenals Defensive den Ball nicht unter Kontrolle, Sveindís Jónsdóttir lupfte den Ball schließlich zu Roord, die ihn in der 9. Minute akrobatisch volley aus der Drehung an der Londoner Torhüterin und ehemaligen Bayern-Spielerin Manuela Zinsberger vorbei über die Linie brachte. Tabea Waßmuth verpasste, knapp im Abseits, bald danach eine vorzeitige Entscheidung (17.), und so erlangte diese Partie eine gewisse Ähnlichkeit zu jener vor ein paar Tagen.
Die Wolfsburgerinnen setzten die Gäste von Beginn an unter Druck, ja stressten sie geradezu. Arsenal kam kaum in den Rhythmus, geschweige denn zu einem Spielaufbau. Viel zu schnell verloren sie den Ball und waren damit beschäftigt, die Angriffe abzuwehren, statt sich um die eigene Struktur kümmern zu können. Gefährlich in die gegnerische Hälfte schafften es die Engländerinnen kaum. Der VfL hingegen erspielte sich gute Chancen.
Ein Eigentor von Arsenal wahrt den Wolfsburgerinnen die Chance auf ihren dritten Champions-League-Titel
Nach acht Jahren spielte das Team von Trainer Tommy Stroot wieder in der Volkswagen-Arena. 11 293 Zuschauer waren gekommen und sorgten dafür, dass auch in Wolfsburg die Kulisse absolut vorzeigbar war. Am Mittwoch waren es 27 262 im Pariser Prinzenpark gewesen, die den Sieg von Saint-Germain gegen den FC Bayern München sahen. Eine Sensation aber gelang dem FC Barcelona, zu dessen Spiel gegen Real Madrid 91 553 Menschen kamen – und damit so viele wie noch nie zu einem Frauen-Fußballspiel. Weltrekord.
Davon waren sie in Niedersachsen zwar weit entfernt, aber wichtiger dürfte dem VfL Wolfsburg ohnehin gewesen sein, dass er sich ab der 73. Minute etwas sicherer sein konnte, die nächste Runde zu erreichen. Arsenal wurde nach der Pause offensiver gefährlicher, und die zuvor selten beschäftigte VfL-Torhüterin Almuth Schult war nun durchaus gefragt und stellte sich mehrmals unter Beweis. Etwas überraschend durfte sie dann auch erneut jubeln.
Jónsdóttir spielte von der linken Seite eine eigentlich harmlose Hereingabe Richtung Torraum, Arsenals Leah Williamson wollte vor dem linken Pfosten klären – und lenkte den Ball dabei unglücklich und für Zinsberger unhaltbar zum 2:0 ins eigene Tor. Beide Teams hatten danach noch Gelegenheit, etwas an diesem Ergebnis zu ändern. Aber als es dann tatsächlich vorbei war, stand fest: Wolfsburg hat es erneut ins Halbfinale der Champions League geschafft und die Chance auf den dritten Titel nach 2013 und 2014 gewahrt. Die Kulisse dürfte dann erneut beeindruckend werden. Gegner ist Titelverteidiger FC Barcelona.
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