Staatsanwaltschaft erhebt Anklage – Ministerpräsident Kretschmer: Ofarim hat „Sachsen in Misskredit gebracht“

Wie der „Spiegel“ berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage gegen den Sänger erhoben. Ofarim könnte sich wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung vor Gericht verantworten müssen. Ofarim hatte zuvor dem Angestellten eines Leipziger Hotels vorgeworfen, ihn antisemitisch angefeindet zu haben. Den Ermittlern zufolge lasse sich Ofarims Vorwurf nicht erhärten – das Verfahren gegen den Mitarbeiter wurde deswegen eingestellt.

Ofarim warf Hotel Antisemitismus vor – Kameraaufnahmen und Zeugen zeichnen ein anderes Bild

Am Abend des 4. Oktober 2021 nahm Ofarim ein Video auf, in dem er behauptet, das Leipziger „Westin“ Hotel habe ihm den Check-In verweigert, weil er eine Kette mit dem Davidstern um den Hals trug. Ein Mitarbeiter des Hauses, so schilderte es Ofarim, habe ihn aufgefordert, eine Kette mit Davidstern abzunehmen – erst dann dürfe er einchecken. Der Vorwurf löste weltweit Empörung aus.

Rund zwei Wochen nach den Ereignissen kamen jedoch erste Zweifel auf. In Überwachungsvideos, die anschließend veröffentlicht wurden, war keine Kette zu sehen. Zudem hat keiner der von einer Rechtsanwaltskanzlei befragten Zeugen des Abends eine antisemitische Beleidigung vernommen, so die „Zeit“.

Vielmehr sei der Musiker in Konflikt mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden Ofarims Auffassung nach bevorzugt behandelt habe. Ofarim selbst soll daher gedroht haben, ein Video bei Instagram hochzuladen, das „viral gehen“ werde. So schildern die Szene zwei Mitarbeiterinnen und drei Gäste. Ofarim äußerte sich auf Nachfrage der „Zeit“ nicht zu den Erkenntnissen.

Kretschmer: „Das Mindeste, was man erwarten kann, ist eine Entschuldigung“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kritisierte Ofarim. Dieser habe „nicht nur den Mitarbeiter, das Hotel, die Stadt und Sachsen in Misskredit gebracht, sondern auch Schaden an der jüdischen Gemeinschaft angerichtet“, sagte Kretschmer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. „Das Mindeste, was man nun erwarten kann, ist eine Entschuldigung – auch von denen, die vorschnell ihre Schlüsse gezogen und vorverurteilt haben.“

Es sei „das Schlimmste, jemanden als Antisemit zu bezeichnen“, sagte Kretschmer. „Dies für Falschaussagen und Verleumdung zu missbrauchen ist schockierend und zutiefst verachtenswert.“ Er verwies darauf, dass das in den vergangenen Jahrzehnten gewachsene Vertrauen zwischen Deutschen und Juden nicht selbstverständlich sei, sondern „ein hohes und wertvolles Gut, ein Wert, den wir uns nicht zerstören lassen“. Bei Twitter, wo der Ministerpräsident letztere Sätze wiederholte, kritisierten viele die Differenzierung „zwischen Deutschen und Juden“.

Ofarims Management wollte sich nicht zu der neuen Sachlage äußern.

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