Die Sonne auf dem Dach: So geht der Weg zur Solaranlage

Die Welt des Sonnenstroms ist ein ständiges Auf und Ab. Genau genommen eher ein Ab. Viele Hersteller sind in den vergangenen Jahren verschwunden, der an der politischen Leine geführte Markt hat konsolidiert, würde der Betriebswirt nüchtern feststellen. Doch mit den steigenden Strompreisen hat neue Nachfrage eingesetzt, und seit dem 24. Februar 2022 platzen die Auftragsbücher aus allen Nähten. Von 400 Prozent Zuwachs sprechen die Anbieter von Photovoltaikanlagen, schlagartig stehe das Telefon nicht mehr still. Mancher Interessent verzichte gar auf einen Kostenvoranschlag und erteile den Auftrag spontan, ohne genauere Konditionen zu kennen. Hauptsache, die Anlage komme baldmöglichst aufs Dach. Der Tag, an dem Russland die Ukraine überfiel, hat vielen hierzulande die einseitige Abhängigkeit in der Energieversorgung vor Augen geführt und den Wunsch nach Autarkie geweckt wie nie zuvor.

Holger Appel

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Technik und Motor“.

Der Wunsch ist verständlich, die technische Möglichkeit indes begrenzt, in unseren Breitengraden scheint schlicht zu wenig Sonne. Eine Photovoltaikanlage auf dem typischen Einfamilienhaus kann einen Teil des Strombedarfs decken, unabhängig vom Versorger wird der private Verbraucher gewöhnlich nicht. Auch dann nicht, wenn er einen Speicher verbaut. Doch der Beitrag zur lokal nachhaltigen Stromerzeugung ist bemerkenswert und das gute Gefühl, etwas zum Klimaschutz beizutragen, beträchtlich.

Vor der Bestellung steht meist die Ertragsrechnung

Wie viel die Anlage erwirtschaftet, hängt vor allem von den verbauten Modulen, der Dachfläche, der Dachneigung und der Himmelsrichtung ab. Die Abweichungen sind jeweils deutlich, ein guter Installateur hat Erfahrungswerte und wählt einen konservativen Ansatz. Verbaut werden fast nur noch monokristalline Module, sie erreichen rund 20 Prozent Wirkungsgrad. Entschieden werden muss, ob deren Oberfläche silberne Streifen zeigen darf oder ganz in Schwarz gehalten sein soll, Letzteres ist schicker und teurer. Gleiches gilt für den Rahmen, der auf dem Dach fest montiert wird. An die darunterliegenden Ziegel ist sodann kein Herankommen mehr. Außer für ein paar penetrante Tauben, wenn sie sich denn trauen. Für die Montage muss fast immer ein Gerüst gestellt werden, die Kosten dafür sind mit einzukalkulieren.

Braucht jeder: einen Wechselrichter

Braucht jeder: einen Wechselrichter : Bild: Hersteller

Die Module und ihre wasserdichte Verkabelung sind Wind und Wetter ausgesetzt, doch die Elemente sind so robust, dass sie in der Regel vieles aushalten. Die Hersteller rechnen mit mindestens 20 Jahren Laufzeit. Die Module verlieren über die Zeit nur wenig an Effizienz. Bisweilen gehen welche kaputt, aber von massenhaften Schäden ist nichts bekannt. Wer von einem aufs andere Jahr wesentlich weniger vergütet bekommt und einen Defekt vermutet, kann die Module durchmessen lassen. Das allerdings bieten bei Weitem nicht alle Hersteller an, sondern nur Spezialfirmen. Wahrscheinlicher ist denn auch, dass der letzte Sommer schattiger war, als er sich angefühlt hat. 2021 etwa war das so.

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