Fußball-WM: Schweizer Sieg gegen Serbien

Die Schweiz steht nach einer vor allem in der ersten Halbzeit packenden Partie als letzter Teilnehmer des Achtelfinales der Fußball-Weltmeisterschaft in Qatar fest. Die Mannschaft des früheren Bundesligaspielers Murat Yakin siegte am Freitagabend in Doha mit 3:2 Toren über Serbien in einem nach den Ereignissen vom Spiel vor gut vier Jahren auch politisch aufgeladenen Duell. Damit trifft die Schweiz am Dienstag (20.00 Uhr F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM) im Endspielstadion von Lusail im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale auf Portugal.

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

„Es war ein sehr spannendes Spiel. Wir haben super gekämpft. Am Ende sind wir weitergekommen. Das erste Ziel ist erreicht, da ist die Freude schon sehr groß“, sagte der Schweizer Torwart Gregor Kobel, der in der Bundesliga bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht. „Es hat super Spaß gemacht, ich hätte gerne noch ein paar Bälle mehr aufs Tor bekommen.“

Vor der Partie gegen Serbien gab es zwei Pannen, nach Anpfiff direkt drei Chancen. Zunächst fehlte der aufblasbare WM-Pokal, um den es im Mittelkreis immer eine Show mit Feuerwerk gibt, dann lief der Countdown zum Anstoß herunter, aber die Schweizer waren noch gar nicht bereit, weil sie sich in ihrem Kreis einschworen. Das schien geholfen zu haben.

Denn danach legten sie los wie die Feuerwehr. Nach 18 Sekunden versuchte es erst Granit Xhaka, danach scheiterten Breel Embolo und wieder Xhaka an Torwart Vanja Milinković-Savić. Aber auch Serbien hatte zwei Möglichkeiten. Nikola Milenković köpfte nach einer Ecke knapp vorbei (5. Minute), Andrija Zivkovic traf mit einem fulminanten Distanzschuss nur den Pfosten (14.).

Das erste Tor fiel aber durch Xherdan Shaqiri, der beim WM-Duell 2018 nach seinem Treffer die albanisch-kosovarische Doppeladler-Geste gegenüber den Serben gemacht hatte und nun von deren Fans ausgepfiffen wurde. Alle Beteiligten hatte nach der Aufregung aus Russland beteuert, dass der Sport im Vordergrund stehen solle. Diesmal lief Shaqiri nach einem Treffer zur Führung jubelnd vor den serbischen Fanblock, hielt sich aber nur den Zeigefinger vor den Mund – provokativ, aber zumindest politisch korrekt (20.).

Kein Doppeladler auf der einen, dafür ein Doppelschlag auf der anderen Seite: Nach Flanke von Dušan Tadić verlängerte Aleksandar Mitrović den Ball zum 1:1 ins Tor des Dortmunders Gregor Kobel, der den erkrankten Schlussmann Yann Sommer aus Mönchengladbach vertrat (26.). Auch sein Vereinskollege Nico Elvedi fehlte aus diesem Grund in der Innenverteidigung. Shaqiri verpasste die abermalige Führung, als er vorbeizielte (30.), dann kam es noch besser für Serbien.

Mit einem Schuss aus der Drehung erzielte Dušan Vlahović das 2:1 (35.) nach einem fatalen Ballverlust in der Abwehr der Eidgenossen. Auch Vlahović hielt sich den Finger vor den Mund und bat die gegnerischen Fans um Ruhe. Das war der Spielstand, den es brauchte, um an der Schweiz vorbei auf Platz zwei zu springen. Doch das Glück in der Tabelle währte nicht lange. Embolo glich nach einem präzisen Flachpass des Mainzers Silvan Widmer aus (44.), als er nur noch einschieben musste aus fünf Metern. Dann war Pause.

Nach der Halbzeit spielten die Schweizer wie die Brasilianer, die in dieser Gruppe schon vor dem Spieltag im Achtelfinale standen. Shaqiri fand den Augsburger Ruben Vargas mit einem Lupfer, der per Hacke auf Remo Freuler ablegte, der zum 2:3 traf (48.). Vor den Augen des Schweizer FIFA-Präsidenten Gianni Infantino brauchten die Serben nun mindestens zwei Tore zum Weiterkommen. Nicht eines fiel. Dušan Tadić hatte noch die beste Chance mit einem Dropkick (61.).

Auf der anderen Seite kamen zuvor Embolo nach einer Ecke (57.) und danach Manuel Akanji mit einem Freistoß ans Außennetz einem Torerfolg nahe (83.). Spannend wurde es aber nochmal durch den Spielstand im Parallelspiel. Kamerun ging in der Nachspielzeit überraschend gegen Brasilien in Führung. Der Ausgleich für Serbien hätte keine Folgen gehabt, da die Schweiz dann bei Punkt- und Torgleichheit noch den direkten Vergleich gewonnen hätte. Zusätzlich ein weiterer Treffer für die Afrikaner aber hätte sie noch ins Achtelfinale geführt, weil sie dann das bessere Torverhältnis gegenüber der Schweiz gehabt hätten. Soweit kam es nicht.

Dafür gab es in der Nachspielzeit vor dem Schweizer Block noch zu Raufereien der Spieler. Mittendrin war Xhaka, der kaum zu beruhigen war und die Gelbe Karte sah. Schon in der 65. Minute hatte er mit einer provokanten Geste gegenüber der serbischen Bank für Aufsehen gesorgt, als er sich kurz in die Mitte seiner Hose fasste. Die Serben waren außer sich, der Ersatztorwart wurde verwarnt, zwischenzeitlich standen einige auf dem Platz, die dort nichts zu suchen hatten. Doch der Schiedsrichter beruhigte die Lage. Und die Schweiz jubelte am Ende.    

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