Die Waffenruhe im Sudan ist brüchig – soll aber noch einmal um drei Tage verlängert werden. Das teilte die RSF-Miliz mit. Das Rote Kreuz flog erstmals seit Beginn der Kämpfe acht Tonnen medizinische Hilfsgüter in das Land.
Die Waffenruhe im Sudan wird nach Angaben der paramilitärischen RSF-Miliz erneut um 72 Stunden verlängert. Sie gelte mit Ablauf der bisherigen Waffenruhe ab Mitternacht für weitere drei Tage, teilte ein Sprecher der Miliz mit. Ziel sei es, humanitäre Korridore offenzuhalten, damit die Menschen sich mit dem Nötigsten versorgen könnten und in sichere Gebiete gelangen könnten. Die Entscheidung sei eine Reaktion auf internationale und regionale Forderungen. Von der Armee des Landes gab es keine Stellungnahme.
Zuletzt war die Waffenruhe bereits zweimal verlängert worden. Die Abmachung hatte sich jedoch als brüchig erwiesen. Teilweise waren laut Augenzeugen Schüsse zu hören. Aus manchen Stadtteilen gab es jedoch auch Berichte sporadischer Gefechte. Die beiden Konfliktparteien warfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe nicht einzuhalten.
Hilfsgüter erreichen Kliniken
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) flog rund acht Tonnen medizinischer Hilfsgüter in den Sudan. Der erste internationale Hilfstransport der Organisation seit dem Beginn der schweren Gefechte vor zwei Wochen werde helfen, Tausende Menschen zu versorgen, die Schussverletzungen erlitten hätten, erklärte das IKRK.
Die Hilfsgüter – darunter Betäubungsmittel, Verbände und chirurgisches Material – seien per Flugzeug aus Jordanien in die Hafenstadt Port Sudan gebracht worden. Eine weitere Maschine mit zusätzlichen Vorräten und Einsatzkräften soll bald folgen, hieß es.
UN warnen vor Ausweitung der Krise
Tausende Sudanesen sind zu Fuß und in Bussen auf der Flucht in die Nachbarländer. Allein in Ägypten kamen offiziellen Zahlen zufolge bislang mehr als 16.000 Flüchtlinge an. Auch der Tschad und Südsudan nahmen Flüchtlinge auf.
Das UN-Welternährungsprogramm warnte vor einer humanitären Krise in der gesamten Region: Im Sudan hungerte schon vor Ausbruch der Kämpfe ein Drittel der Bevölkerung. Die Preise für Lebensmittel sind massiv gestiegen. Das Welternährungsprogramm musste seine Unterstützung für mehr als sieben Millionen Menschen aufgrund der Kämpfe einstellen. Hinzu kommt die angespannte Situation am Horn von Afrika, in der nach sechs ausgefallenen Regenzeiten die Not ebenfalls auf einem Rekordniveau sei.
Weitere Evakuierungen
Die britische Regierung kündigte für Montag einen weiteren Evakuierungsflug an, um Landsleute aus Port Sudan nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. Im Hafen der Stadt ist US-Regierungskreisen zufolge auch ein Schiff der US-Marine eingelaufen, um bei der Evakuierung von Amerikanern zu helfen. Mit dem Transportschiff wurden wohl Hunderte US-Bürger evakuiert. Die Bundeswehr hatte nach eigenen Angaben rund 780 Menschen aus über 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen, darunter 230 Deutsche.
Die Kämpfe waren vor gut zwei Wochen ausgebrochen. Auslöser soll ein seit längerem schwelender Streit über die Eingliederung der RSF-Miliz in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung gewesen sein. Der sudanesische Ärzteverband teilte mit, dass seit Beginn der Kämpfe 425 Zivilisten getötet und mehr als 2000 verletzt worden seien. Das sudanesische Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl aller Toten – also Kämpfer und Zivilisten – am Samstag auf 528.
Mit Informationen von Anna Osius, ARD-Studio Kairo.
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