In einer persönlichen Erklärung teilte Palmer mit, dass ihm klar sei, dass es so nicht weitergehe. Den Shitstorm gegen seine Familie, Freunde und Unterstützer könne er so nicht mehr hinnehmen. Er wolle in der Auszeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, so Palmer. Die Erklärung lag zunächst dem „ SWR “ vor.
Außerdem entschuldigte sich Palmer bei den Menschen, die er enttäuscht habe. Vor allem richtete er sich dabei an die Wählerinnen und Wähler, die ihm ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Auf „SWR“-Nachfrage wollte Palmer keine Details dazu nennen, wie seine Auszeit aussehen soll. Dazu sehe er sich derzeit nicht imstande.
Zum Vorfall in Frankfurt zitiert die „Bild“ Palmer folgendermaßen: „Die jüngsten Ereignisse in Frankfurt haben mir gezeigt, dass die Verbindung zwischen den schlimmsten Eklats der letzten Jahre nicht das Internet ist, sondern die Situation: Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht.“
Palmer sorgte bei Veranstaltung in Frankfurt für Eklat
Mit umstrittenen Äußerungen in Frankfurt am Main hatte Palmer heftige Kritik auf sich gezogen. Unverständnis herrscht nicht nur bei den Beteiligten dort, sondern auch in Baden-Württemberg. Anwalt Rezzo Schlauch wandte sich von Palmer ab, der Tübinger Grünen-Stadtverband ging auf Distanz und die Gruppe „Vert Realos“ – ein Zusammenschluss sogenannter Realpolitiker bei den Grünen – will künftig ohne Palmer weiterarbeiten.
Palmer hatte am Freitag mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main für Aufsehen gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“ Stellung bezogen. Als er mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: „Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.“
Palmer „hätte als Politiker und Oberbürgermeister niemals so reden dürfen“
Dazu erklärte Palmer: „Aus einer großen übermächtigen Gruppe als Nazi bezeichnet zu werden, hat tief in mir sitzende Erinnerungen wach gerufen. An den Besuch des von Neonazis geschändeten Friedhofs mit den Gräbern meiner Vorfahren. An meinen Vater, der mit dem Judenstern auf der Brust gegen Unrecht demonstrierte. An die Gruppe Jugendlicher, die mir als Junge Schläge androhten und riefen, man habe nur vergessen, meinen Vater zu vergasen. Als Mensch musste ich mich wehren, um das alles irgendwie ertragen zu können.“
Dennoch stellte er klar, dass er „als Politiker und Oberbürgermeister niemals so hätte reden dürfen. Die Erwähnung des Judensterns war falsch und völlig unangemessen. Niemals würde ich den Holocaust relativieren, wie kritisiert wurde. Dass dieser Eindruck ohne Kenntnis der Hintergründe entstehen konnte, tut mir unsagbar leid.“
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