Der Brexit hat nicht geholfen: Hummer allein macht nicht glücklich

Blickt man vom südlichen Kliff aus auf Scarborough, von der Promenade, die den vornehmen Namen „Esplanade“ trägt, dann scheint es dem Idealbild eines englischen Küstenorts zu entsprechen: eine sichelförmige Bucht, am äußeren Ende markiert von einer Burgruine, unterhalb der Fischereihafen, eine Altstadt, die sich den Hügel hinaufzieht, und in der Bildmitte, wie ein gestrandeter Ozeandampfer, das Grand Hotel. Es soll vor mehr als 150 Jahren im Augenblick seiner Eröffnung das größte Hotel der Welt gewesen sein, ein Monument aus Backstein und Belle Époque.

Nun ist das Grand Hotel eine Flüchtlingsunterkunft. Und Scarborough, das einmal den Rang des ersten britischen Seebades hatte, zu dessen Messe 500 Jahre lang Händler aus allen Teilen der Britischen Inseln, aus Skandinavien, Mitteleuropa und aus dem Orient reisten, dieses Scarborough hält nun einen anderen Rekord: Das Viertel um die Burgruine, die Innenstadt, ist die ärmste und elendeste Gegend in der ganzen Grafschaft Nord Yorkshire. Viele Schaufenster in der Fußgängerzone sind blind, beinahe jeder vierte Laden steht leer. In manchen Fensterhöhlen unbewohnter Häuser nisten Tauben, der Kot kleckert an den Fassaden herunter. An der Hauptstraße schützen Bauzäune aus Draht das Bradley Court Hotel davor, von jungen Hooligans mit Steinen beworfen zu werden; es taugt nicht einmal mehr als Notunterkunft für Flüchtlinge. Schräg gegenüber verwahrlost der Vorgarten vor einem aufgegebenen Pflegeheim.

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