Der Eindruck von Besuchern der ersten Tage des Weihnachtsmarktes täuscht nicht: Sicherheit spielt abermals eine noch größere Rolle als bereits in den Vorjahren. Zum einen wirkt sich die weltpolitische Lage auch in gewissem Maße auf die Arbeitsweise der Sicherheitskräfte aus, worüber die Polizei allerdings nicht im Detail sprechen mag. Zum anderen greift in Frankfurt erstmals ein Schutz- und Sperrkonzept für die Innenstadt, den beauftragte Experten in Abstimmung mit Feuerwehr, Polizei, dem Ordnungsamt und auch der Tourismus und Congress Frankfurt (TCF) als dem Veranstalter der Volksfeste und auch des Weihnachtsmarktes für Großereignisse in Frankfurt erarbeitet hat.
Die sichtbarste Veränderung beim am Montag eröffneten Weihnachtsmarkt sind die temporären Sperren, die rund um Römerberg, Hauptwache, Roßmarkt oder Paulsplatz aufgestellt worden sind und beispielsweise auch die Zufahrt vom Roßmarkt in Richtung Hauptwache nur noch für wenige Anlieger zulässt. Die TCF hat diese Installationen gemietet und bereits vor dem Weihnachtsmarkt in den Tagen der Gastspiele der NFL eingesetzt. Die amerikanische Profi-Footballliga hatte tausende Menschen auf die zentralen Plätze gelockt mit ihren Angeboten.
Die neuen Pollersysteme bieten Vorteile gegenüber den zuvor als Straßensperren genutzten Betonblöcken oder gar als Sperren postierten Müllfahrzeugen: Sie sind nicht nur weniger abschreckend und mobiler. Sie sind zudem zertifiziert. Anders als Betonklötze können sie nicht selbst zu einer Gefährdung von Umstehenden führen, da sie nicht splittern können. Betonsplitter, die sich bei einem Aufprall bilden würden, könnten indes zu Verletzungen führen.
Mainz als Vorbild
„Nicht nur unsere Besucher dürfen sich noch sicherer fühlen. Auch ich fühle mich als Veranstalter sicherer“, sagt Thomas Feda. Der TCF-Geschäftsführer hatte seit längerem auf den Einsatz der modernen Systeme gedrängt, weil sie auch für das Erscheinungsbild von Veranstaltungen förderlich seien, da sie sich etwas eleganter ins Stadtbild einfügten. Es gab dafür sogar eine Weiterbildungsreise einer städtischen Delegation ins nahe Mainz, das als Paradebeispiel nicht nur für den Einsatz temporärer Anlagen gilt, sondern bereits stationäre Pollersystem nutzt um die Zufahrt potentieller Terrorfahrzeuge in die Fußgängerzonen der Altstadt zu verhindern.
In Frankfurt prüft das Verkehrsdezernat derzeit die Möglichkeit des Kaufs vergleichbarer Technik. „Betonklötze werden nicht ganz verschwinden, sie werden aber nur noch als Ergänzung an ganz bestimmten Punkten benötigt“, sagt Feda. Die neuen Sperren sind für die Stadt nicht nur ein im Vergleich zu den Betonklötzen teureres Vergnügen bezüglich der Miete, sie benötigen zudem an manchen Einsatzorten zusätzliches Sicherheitspersonal, das sie beispielsweise für Fahrzeuge von Anliegern öffnet und schließt.
Für die TCF ist der Weihnachtsmarkt auch ein Testlauf für die Fußball-Europameisterschaft, in deren Verlauf im Sommer fünf Spiele in Frankfurt ausgetragen werden und eine vom Stadtmarketing organisierte Fanzone am Main wochenlang ein Sicherheitskonzept erfordert.
Inwiefern der Weihnachtsmarkt derweil besonders starkes Augenmerk seitens der Polizei erfährt, bleibt ein Geheimnis. Das Polizeipräsidium hüllt sich bezüglich Details wie üblich aus einsatztaktischen Gründen in Schweigen. Die Zahl der Einsatzwagen, die neben der Paulskirche positioniert sind, gibt dabei nur bedingt Aufschluss über eine mögliche Verstärkung der Kräfte. Mehr als ein halbes Dutzend an Mannschaftswagen standen dort bereits in den vergangenen Adventszeiten, seit die Amokfahrt auf dem Berliner Breitscheidplatz vor sieben Jahren dazu geführt hatte, dass die Sicherheitskonzepte besonders für Weihnachtsmärkte auf den Prüfstand gekommen sind.
Antworten