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Nach der Insolvenz der Signa-Gruppe steht ein Verkauf der Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof im Raum. Ist ein Verkauf überhaupt realistisch? Wer könnte Interesse an den Häusern haben?
Die Galeria-Kaufhäuser gehören zur Signa Retail Selection. Welche Rolle spielt diese im Firmengeflecht von René Benko?
Bei der Signa Retail Selection handelt es sich um die Schweizer Tochter der insolventen österreichischen Signa Holding. Hier hat die Benko-Gruppe ihre Beteiligungen im Einzelhandel versammelt. Dazu gehört auch das operative Geschäft der Galeria-Kaufhauskette in Deutschland und der Globus-Warenhäuser in der Schweiz.
Die Signa Retail Selection hat Antrag auf Nachlassstundung gestellt. Was bedeutet das, und welche Folgen hat der Antrag?
Mit dem Antrag auf Nachlassstundung, den die Signa Retail Selection Mittwochabend beim Zürcher Zivilgericht gestellt hat, wird das Geschäft der Schweizer Tochter von der österreichischen Muttergesellschaft abgekoppelt. Diese hatte nur einen halben Tag zuvor in Wien Insolvenz angemeldet. Mit einer Nachlassstundung kann ein Unternehmen einen Konkurs vermeiden und stattdessen Sanierungsmaßnahmen ergreifen, auch ein teilweiser Schuldenerlass ist möglich. Die Geschäfte der Signa Retail Selection sollen nun geordnet abgewickelt werden.
Warum geht die Signa Retail Selection diesen Schritt?
Es ist in erster Linie der Versuch, die Kaufhäuser aus dem Strudel des österreichischen Insolvenzverfahrens herauszuhalten. „Dieser Schritt ermöglicht es dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter, das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa-Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln“, erklärte Christian Wenger, der Verwaltungsratspräsident der Signa Retail Selection AG. Im Nachlassverfahren sollen die Beteiligungen nun einzeln verkauft werden.
Was bedeutet das für Galeria – wer wollte hier als Käufer einspringen?
Der Verwaltungsrat der Signa Retail Selection AG dürfte nun planen, die deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zu veräußern. Doch für einen Verkauf braucht es einen neuen, finanzkräftigen Investor, der Experten zufolge nur schwer zu finden sein dürfte. Fraglich ist auch, ob ein solcher Investor an allen Standorten Interesse bekunden würde. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten mache eine Übernahme keinen Sinn, ist jedenfalls Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein überzeugt. Auch Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, ist skeptisch: „In der heutigen Markt- und Zinslage gibt es kaum Chancen, einen Käufer zu finden.“
Ist die thailändische Central Group womöglich ein potenzieller Käufer?
Die Central Group ist bereits eng mit der Signa Retail Selection AG verwoben, haben sie doch zusammen die European Luxury Department Store Group geformt. Je zur Hälfte gehören ihnen demnach die Schweizer Globus-Warenhäuser, aber auch die KaDeWe-Gruppe in Deutschland und Selfridges in Großbritannien und Irland. Hinter der Central Group steckt die schwerreiche thailändische Familie Chirathivat. An Geld für einen Kauf von Galeria Karstadt Kaufhof dürfte es also nicht mangeln; bislang hat die Central Group daran jedoch kein Interesse bekundet. Immerhin können sich Experten vorstellen, dass die Thailänder einzelne Galeria-Standorte in Großstädten übernehmen könnten. Zudem hatte die Central Group zuletzt mehrfach ihr Engagement für das Luxuswarenhausgeschäft in Europa bekräftigt und erklärt, dass sie – allein oder mit einem Partner – einspringen könnte. Zumindest für den Signa-Anteil von Globus, KaDeWe und Selfridges dürfte damit ein potenzieller Käufer schon in den Startlöchern stehen.
Wie sehr drängt die Zeit bei Galeria?
Als kritisch gilt die Marke von 90 Millionen Euro – darunter darf die Liquidität der Warenhauskette nach Ansicht des Aufsichtsrats auf keinen Fall sinken. Kurzfristig dürfte noch das Weihnachtsgeschäft für Liquidität sorgen. Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein, sagte in den tagesthemen, er gehe aber davon aus, dass es spätestens Anfang nächsten Jahres, wahrscheinlich im Februar, „sehr düster aussehen wird für das Unternehmen“.
Warum könnte es im neuen Jahr eng werden für die Kaufhauskette?
Eigentlich hatte die Signa Holding der deutschen Tochter für 2024 bereits 200 Millionen Euro für die Sanierung fest zugesichert, die ersten 50 Millionen Euro sollten im Februar fließen. Doch ob daraus nach der Insolvenzanmeldung der Signa Holding etwas wird, ist mehr als fraglich. Zudem müssen nach dem Weihnachtsgeschäft neue Waren bestellt werden.
Etwas finanzielle Luft könnte sich Galeria allerdings dadurch verschaffen, dass es im Gegenzug die – Experten zufolge ohnehin völlig überzogenen – Mietzahlungen für seine Warenhausimmobilien an die Signa Holding ab Januar einstellt. Sicher ist nur eines: Die Zukunft von Deutschlands größtem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und seiner rund 10.000 Mitarbeiter ist ungewisser denn je.
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