Nach dem Tod Dutzender Menschen bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gaza-Streifen hat die ägyptische Regierung das israelische Militär scharf kritisiert. Dem von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium in Gaza zufolge sollen bei dem Vorfall am Donnerstag mehr als 100 Menschen getötet und mehrere Hunderte verletzt worden sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die Regierung in Kairo warf Israel vor, das Feuer auf die wartende Menge eröffnet zu haben. Ägypten verurteile aufs Schärfste „den unmenschlichen israelischen Angriff auf eine Menge von wehrlosen palästinensischen Zivilisten, die die Ankunft von Hilfslastern erwarteten“, hieß es in einer Mitteilung des ägyptischen Außenministeriums am Donnerstag. Auch Saudi-Arabien und Jordanien kritisierten Israel für den Vorfall.
Die israelische Armee hatte mitgeteilt, zahlreiche Anwohner hätten sich um einfahrende Lastwagen mit Hilfsgütern gedrängt, um diese zu plündern. Dutzende wurden demnach dabei etwa durch Rempeleien und das Gedränge getötet und verletzt. Den Angaben zufolge wurden zudem auch Menschen von den Lastwagen überfahren. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
„Wir haben das Feuer nicht auf die Hilfesuchenden eröffnet. Im Gegensatz zu den Anschuldigungen haben wir das Feuer nicht auf einen humanitären Hilfskonvoi eröffnet, nicht aus der Luft und nicht von Land. Wir haben ihn gesichert, damit er den nördlichen Gazastreifen erreichen konnte“, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari.
Der Augenzeuge Kamel Abu Nahel sagte, er und andere seien mitten in der Nacht zu einer Verteilungsstelle gegangen, weil sie gehört hätten, dass Lebensmittel geliefert würden. „Wir essen seit zwei Monaten Tierfutter“, sagte er. Israelische Soldaten hätten auf die Menschenmenge geschossen. Einige Menschen hätten sich unter Autos versteckt.
Nachdem die Schüsse aufgehört hätten, seien sie zu den Lastwagen zurückgekehrt, sagte Nahel. Die Soldaten hätten wieder geschossen. Ihm sei ins Bein geschossen worden und er sei gestürzt. Dann sei ein Lastwagen über sein Bein gefahren, als das Fahrzeug davongerast sei. Nahel wurde wegen einer Schussverletzung im Schifa-Krankenhaus behandelt. Alaa Abu Daija, ein weiterer Augenzeuge, sagte, israelische Soldaten hätten das Feuer eröffnet. Ein Panzer habe eine Granate abgefeuert.
Die Terrororganisation Hamas warf Israels Armee hingegen vor, die Menge in der Stadt Gaza gezielt angegriffen und das Feuer auf die wartende Menge eröffnet zu haben. Sie meldete 112 Tote und 760 Verletzte. Das israelische Militär hatte nach eigenen Angaben zunächst Warnschüsse in die Luft abgegeben und auf die Beine derjenigen gefeuert, die sich den Soldaten trotzdem genähert hätten.
Mehrere israelische Medien hatten unter Berufung auf Armeekreise berichtet, ein Teil der Menge habe sich aus nicht genannter Ursache den israelischen Soldaten genähert, die die Einfuhr der Lkw koordinierten, und diese damit gefährdet.
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