Kiffen vor dem Brandenburger Tor: „Müssen uns nicht mehr verstecken“

Mit angezündetem Joint haben zahlreiche Menschen in der Nacht zum Montag die Legalisierung von Cannabis vor dem Brandenburger Tor in Berlin gefeiert. Mehrere hundert Personen versammelten sich in ausgelassener Stimmung, einige tanzten zu Reggae-Musik, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete. Vor dem Berliner Wahrzeichen schmückte demnach ein meterhohes Cannabis-Blatt die Szene, und pünktlich zu Mitternacht glimmten dann etliche Feuerzeuge auf. Kurz danach strömte ein starker Cannabisgeruch über den Platz.

„Wir können uns endlich zeigen, wir müssen uns nicht mehr verstecken“, sagte Henry Plottke, Mitglied beim Deutschen Hanfverband (DHV), vor Beginn der Aktion. Die Versammlung wurde von der Berliner Ortsgruppe des DHV organisiert und war bei der Polizei angemeldet. Mit dem gemeinsamen Kiffen wolle man die „neugewonnene Freiheitsrechte“ feiern, sagte Plottke. Es sei für ihn ein Schlüsselereignis, legal einen Joint vor dem Brandenburger Tor rauchen zu dürfen. Als Konsument spüre er „eine Menge Erleichterung“ darüber, nun nicht mehr als Straftäter zu gelten. Er sei außerdem froh, dass sich durch die Legalisierung auch das Verhältnis zur Polizei entspannen werde.

Drogenbeauftragter fordert Modellversuche für kommerziellen Handel

Das Rauchen von Marihuana oder Haschisch ist ab dem 1. April erlaubt. Wer 18 Jahre oder älter ist, darf zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren und draußen maximal 25 Gramm mit sich führen. Wo es nicht explizit verboten ist, darf gekifft werden. Verboten ist es auf Spielplätzen, in Schulen, Sportstätten, also auch Fußballstadien, Kinder- und Jugendeinrichtungen und jeweils in Sichtweite davon – in 100 Metern Luftlinie um den Eingangsbereich.

Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), forderte die Ampelkoalition auf, nach der Teillegalisierung von Cannabis nun auch die Modellversuche für den kommerziellen Handel zu beschließen. „Mit dem ersten Schritt schaffen wir erst einmal nur Verbesserungen für regelmäßige Konsumierende. Jetzt ist aber unbedingt notwendig, die Sache rundzumachen und die Modellprojekte als zweite Säule zu beschließen“, sagte Blienert dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Erst damit sorgen wir dafür, dass auch Gelegenheitskonsumierende nicht mehr zum Dealer gehen müssen“, betonte er. Wichtig sei, dass es beim Verkauf in staatlich lizensierten Geschäften ein striktes Werbeverbot gebe und der Jugendschutz eingehalten werde.

Die Ampel-Koalition hatte ursprünglich geplant, die seit diesem Montag geltende Teillegalisierung mit der Freigabe des kommerziellen Handels zu verbinden. Nach Gesprächen mit der Europäischen Union wurde dieser Punkt zunächst fallen gelassen. Nun sind als zweite Säule regional begrenzte und wissenschaftlich begleitete Modellversuche angekündigt. Die dafür nötigen Gesetzesänderungen wurden bisher aber noch nicht auf den Weg gebracht.

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