Japan verkündet Sieg über Diskette

Vor rund zwei Jahren hatte Kono als frisch bestellter Digitalminister öffentlich den „Krieg gegen Disketten“ ausgerufen. Gleichzeitig wurde eine Digitalagentur ins Leben gerufen, nachdem die Regierung während der Coronavirus-Pandemie feststellen musste, dass die analogen Verwaltungsstrukturen zu großen Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Pandemie geführt hatten.

Bis zum Jänner 2024 waren in Japan Disketten, CD-ROMs oder Mini-Discs für 1.900 Arten von Eingaben an die Regierung notwendig, wenn dabei Daten übermittelt werden mussten. In einem zweiten Schritt wurden nun 1.034 Verordnungen, die die Verwendung von Disketten regelten, abgeschafft. Eine einzige besteht weiterhin: eine Umweltvorschrift für das Fahrzeugrecycling.

Produktion 2011 eingestellt

Die Diskette wurde 1971 erfunden, ein größerer Markt entstand mit der 5,25-Zoll-Diskette Anfang der 80er Jahre und mit der ersten großen Verbreitung von Heimcomputern, etwa von Commodore. Einige Jahre später wurde sie von der 3,5-Zoll-Diskette abgelöst, mit damals bahnbrechenden 1,44 Megabyte Speicherkapazität. Dass Japan so lange an der Technologie festhielt, ist umso überraschender, da Sony die Diskettenproduktion als letztes Unternehmen bereits 2011 einstellte.

Disketten der Firma Fujifilm

IMAGO/TT/Fredrik Sandberg
In den meisten Ländern der Welt kennen junge Leute Disketten nicht mehr

Kono, der vor seiner Amtszeit auch schon Außen- und Verteidigungsminister war, gilt auch als politischer Hoffnungsträger für höhere Weihen. 2021 kandidierte er für den Vorsitz der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP), möglicherweise will er heuer erneut den Sprung an die Partei- und damit an die Regierungsspitze schaffen. Sein Profil wird er wohl mit weiteren Digitalisierungsmaßnahmen und dem Kampf gegen eine weitere veraltete Technologie schärfen wollen: das Fax.

Beamte wehrten sich gegen Aus für Fax

Schon 2021 wollte die Regierung die Kommunikation per Fax möglichst eindämmen, scheiterte aber bisher an der Beamtenschaft. Anstatt sich über den Umstieg auf digitale Optionen zu freuen, hatten sich Hunderte Regierungsstellen gegen die Abschaffung der Kommunikation per Fax gewehrt und betont, das sei „unmöglich“.

japanisches Faxgerät

Getty Images/iStockphoto/Koyama Akiko
Kommunikation per Fax: In japanischen Behörden noch immer auf der Tagesordnung

Die Gegner der Digitalisierung brachten besonders Sicherheitsbedenken ins Treffen. Faxe werden laut der Zeitung „Hokkaido Shimbun“ vor allem für das Übermitteln vertraulicher Informationen verwendet. „Auch wenn viele Ministerien keine Faxgeräte mehr verwenden, kann ich nicht behaupten, dass wir das Gros davon losgeworden sind“, so ein Regierungsvertreter. Nach dem gescheiterten Versuch 2021 wird erwartet, dass Kono nun einen weiteren Anlauf nimmt.

Beglaubigung mit traditionellem Siegel

Schon 2020 war der damalige Regierungschef Yoshihide Suga mit einer Maßnahme gescheitert, die die Verwaltung effizienter machen und das Risiko von CoV-Infektionen verringern sollte: Er wollte, dass die traditionellen Hanko-Siegel, für die es das persönliche Zusammentreffen braucht, zur Versiegelung von Dokumenten nicht mehr verwendet werden.

Diese Form der Beglaubigung ist bei vielen Behördendokumenten nötig, etwa auch bei der Steuererklärung. Gegen die Pläne regte sich aber Widerstand, nicht zuletzt von Politikern aus jenen Regionen, die für die handgemachten Siegel bekannt sind.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*