Bald beliebter als Spanien? Das sind die Gründe für den neuen Türkei-Boom

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Überfüllte Strände, große Hitze, Proteste gegen Massentourismus – all das konnte dem Lieblingsreiseziel der Deutschen bislang nichts anhaben: Spanien bleibt Wunschziel Nummer 1 deutscher Urlauber. 10,8 Millionen Menschen zog es im vergangenen Jahr auf die iberische Halbinsel und ihre Inselgruppen.

In diesem Jahr wächst der Marktanteil Spaniens unter den deutschen Urlaubszielen noch weiter, von 12,9 auf 14,4 Prozent, meldet die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. Das Land liegt damit deutlich vor Italien und der Türkei, die jeweils auf 8,2 Prozent Marktanteil kommen. Doch in Stein gemeißelt ist diese Rangfolge wohl nicht mehr. Denn die Türkei verringert den Abstand zu Spanien in anderen Statistiken rasant. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ging die Zahl der Flugreisenden von und nach Spanien im Reisemonat Juni gegenüber demselben Monat im Vor-Coronajahr 2019 um 4,3 Prozent zurück. Der Flugverkehr mit der Türkei wuchs hingegen in demselben Zeitraum um mehr als 20 Prozent.

Eine Auswertung der „Stiftung für Zukunftsfragen“ für WELT bestätigt den Trend. Demnach wählten im Jahr 2019 etwa 3,5 Prozent der deutschen Reisenden die Türkei als Hauptreiseziel aus. Nach Spanien zog es damals mit 10,5 Prozent noch dreimal so viele. Inzwischen ist der Abstand deutlich schmaler geworden: Im vergangenen Jahr zog es 5,3 Prozent in die Türkei, aber nur noch 9,1 Prozent der Reisenden nach Spanien.

Der Vorsprung Spaniens hat sich also vom Faktor 3 auf den Faktor 2 verringert. „Die Türkei gewinnt an Beliebtheit, da viele andere populäre Ziele deutlich teurer geworden sind“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Tourismusanalyse der Stiftung, Ulrich Reinhardt: „Die Türkei bietet den Reisenden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und viel Service, den die Urlauber schätzen. Gerade in unsicheren Zeiten ist finanzielle Sicherheit für viele wichtig.“

Quelle: Infografik WELT

Die Aufholjagd der Türkei scheint noch lange nicht am Ende. Denn zum einen machen viele Einwohner an den touristischen Hotspots Spaniens nur zu deutlich, dass sie keine weiteren Gäste mehr wollen. Die Preisentwicklung der Hotels und touristischer Dienstleistungen dort spricht ebenfalls für sich. So stellt die Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen fest, dass Spanien inzwischen das Land mit der größten Teuerungsrate in Europa ist.

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Zwischen 2022 und 2023 stiegen die auf den Tag herunter gebrochenen Reiseausgaben dort um 35 Prozent. Das ist europäischer Spitzenwert und liegt deutlich über der durchschnittlichen Teuerung im europäischen Tourismus von 22 Prozent. Die Preisentwicklung in der Türkei bleibt mit einem Plus von lediglich 13 Prozent weit unter dem europäischen Durchschnitt – und fast um den Faktor drei unter dem spanischen Wert.

Quelle: Infografik WELT

Die vergleichsweise niedrigen Preise eines Türkei-Urlaubs haben auch mit den Rückschlägen zu tun, aus denen sich die dortige Tourismus-Industrie immer wieder heraus kämpfen musste. Als es 2016 zu einem Putschversuch gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kam, waren die Besucherzahlen etwa drastisch eingebrochen. Nur wenige Jahre später brach mit der Insolvenz des Pauschalreise-Riesen Thomas Cook der wichtigste Zubringer aus dem Quellmarkt Großbritannien weg. Dann kam die Corona-Pandemie, gefolgt von einem katastrophalen Erdbeben im vergangenen Jahr.

Gegen diese Rückschläge kämpften türkische Hoteliers mit günstigen Angeboten an. Ausgebaut wurden auch Angebote im Kultur- und Naturtourismus, etwa in der Region Kappadokien. Der Erfolg zeigt sich in den Zahlen des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus: Zwischen 2021 und 2023 verdoppelte sich die Zahl deutscher Touristen in der Türkei von rund drei Millionen auf 6,2 Millionen – ein nie dagewesener Spitzenwert.

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Neben dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis spricht ein weiterer Wohlfühlfaktor für wachsende Anteile des Türkei-Urlaubs: „Overtourism“ ist dort ein Fremdwort. Anders als in Griechenland oder Spanien sind aus der Türkei keine lokalen Proteste gegen Massentourismus bekannt geworden. Ein Grund: Die Türkei zieht besonders viele Pauschalreise-Gäste mit All-inclusive-Buchung an, die oft an ihrem Hotelstandort bleiben. Hochburgen wie Antalya absorbieren die Touristenströme, ein Großteil der langen türkischen Küstenlinie ist vergleichsweise wenig besucht.

Die Pleite des Pauschalreise-Spezialisten FTI aus Deutschland ist die nächste Herausforderung für die türkische Tourismusbranche. Der deutsche Veranstalter war für die Hoteliers wichtig, weil er half, die großen Bettenburgen Antalyas auch im Winter zu füllen. Das unterstützte das Ziel der Türkei, zum ganzjährigen Reiseziel zu werden. Die Lücke, die FTI kurzfristig aufreißt, hält den Preisdruck in der Türkei aufrecht.

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Bei der Überwindung des FTI-Einbruchs hilft der türkischen Reisebranche auch eine weitere Besuchergruppe. Reisende aus Russland waren trotz Ukraine-Kriegs im ersten Halbjahr 2024 erneut wichtigste Quellmarkt für den Hotspot Antalya, wo sie offenbar willkommen sind.

Das Fachmagazin fvw zitiert den Präsidenten des türkischen Hotelverbandes Aktob, Kaan Kavaloğlu: „Die saisonale Verteilung unserer anderen Quellmärkte ist wie folgt: Russische Touristen bevorzugen den Juli, britische und polnische Touristen den August und deutsche Touristen den Oktober.“

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