„Mann sein ist kompliziert und schwierig“

Kurz vor dem Finale muss endlich eine gehen, die es nicht verdient hätte. Kader Loth wiederholt eine der legendärsten Reality-TV-Szenen und Sarah Knappik will einfach nur geliebt werden. Und die Männer? Überraschen mal wieder auf ihre eigene Art.

Daniela Büchner ist raus! Und man mag sagen, verdient und endlich, denn 15 Tage lang hat sie ihre Zeit im Sommer-Legenden-Dschungelcamp mehr oder weniger abgesessen, nach eigener Aussage auch ihr Plan, hat die Mundwinkel nach unten gezogen und die Augen aufgerissen (ja, Sarah K. hatte recht damit!). Ihre Extensions wurden immer zotteliger, es war nun an der Zeit. Auch wenn sie in der allgemeinen Wann-ist-Finale-Verwirrung kurzzeitig dachte, sie wäre nun auch im Finale, „schön, ja, ich freu mich“, sagte sie tonlos und ernst im Dschungeltelefon, ach so!

Dabei hätte man doch erwartet, dass es als nächstes Sarah trifft – die sich ja tatsächlich getraut hatte, nach ihrem Kein-Schlamm-ins-Haar-Streit auch noch bei der letzten Team-Dschungelprüfung zu passen (der Rücken!). Und zunächst sah die Dynamik ja auch wahrlich so aus, als wäre sie das nächste Opfer der „starken“ Restgruppe: aus einer relativ harmlosen Bemerkung („Ich will keinen Schlamm ins Haar“) hatte Gigi am Vortag einen Gewissenskampf kreiert, in dem sie alle noch mal auftrumpften: „Wer sein Haar nicht nass machen will, ist keine Legende!“ (Gigi), „ICH hätte es gemacht – und ich habe Extensions!“ (Daniela – deren Extensions so ein bisschen Schlammkur vielleicht gar nicht geschadet hätte), und so weiter, es kam ihnen allen gelegen, dass sich da jemand so vermeintlich leicht zum Außenseiter machte.

Hätte der Zuschauer etwas zu entscheiden, wäre gleich klar gewesen: Sarah kommt auf jeden Fall weiter. Sarah, die in den vergangenen Jahren ein paar Formate gedreht hat, in denen sie stets zur verhassten, freakigen Außenseiterin wurde, sei es „Like me, I‘m famous“ oder „Kampf der Realitystars“. In Letzterem verzichtete sie sogar auf einen Teil ihrer Gage um wieder zurückkommen zu dürfen, nachdem sie vom Rest des Casts rausgewählt worden war. Mehr drehen für weniger Geld? Alles, um vielleicht doch noch geliebt zu werden.

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Und hier dachte sie nun, Elena wäre eine Freundin, Gigi ein Kumpel, Daniela und Kader ihre Clique. Doch der Wind dreht sich so schnell, wie der Matsch fliegt. Ihr Glück, dass nicht die Mit-Camper entscheiden – mit ihrem „Hornissen“-Stich, den kurz zuvor ein Sanitäter als Stich einer Biene diagnostizierte, der mit „harten“ Tabletten behandelt wurde und verhindert, dass sie eine unangenehme Nachtwachenschicht übernimmt, macht sie sich erneut unbeliebt. Nein, eine Dschungelprüfung bestimmt über Einzug ins Finale und Auszug aus dem Camp – es geht hauptsächlich um Wissen und deshalb gewinnt Gigi und Daniela Büchner landet auf dem letzten Platz und muss sofort gehen.

Mola berichtet erneut aus seinem Leben, in dem er seiner Frau, die nicht tankt, Sachen verbietet, manchmal „gemein“ zu ihr sein muss, damit sie ihn akzeptiert – denn ganz generell hat er als Mann die Verantwortung. Dabei war es doch Eric Stehfest, der immer behauptet hat, er wäre aus dem Jahr 1311 wiedergeboren worden! „Mann sein ist kompliziert und schwierig“, sagt Mola – und ist das beste Beispiel dafür.

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Und sonst? Wiederholte sich eine der bisher wirklich legendärsten Reality-TV-Szenen aller Zeiten und der, die noch kommen werden. Kader Loth fällt in Ohnmacht, vor genau zwanzig Jahren passierte das schon einmal, im Big-Brother-Haus, das damals erstmals aus drei Bereichen bestand. Wie Schneewittchen sank sie damals langsam zu Boden, zunächst eilte keiner zu ihrer Rettung, nur der mit Gittern abgetrennte Nebenbereich bemerkte die am Boden Liegende.

Im Dschungel ist der Bewegungsablauf faszinierend ähnlich, doch auf einen Mola ist Verlass, „Medic!“, ruft er international versiert, aber weil er nicht streng genug war und solche Faxen verboten hat, lacht Kader ihn aus, es war nur ein Spaß.

Das Wichtigste auf einen Blick

Entschuldigung: An alle geneigten und regelmäßigen Leser dieser kleinen Rubrik, denen vielleicht auffiel, dass die vergangenen zwei Tage ohne Rezension blieben: Die Autorin bittet am Lagerfeuer um Entschuldigung, es lag an der Familien-Alltagsvariante vom Skorpionbiss, dem Kindergartenvirus.

Frage des Tages: Wie wenig fassbar bleibt eigentlich Georgina? Ein Leben zwischen Prügel-Ex, fieser Mutter, Abendessen bei Scheichs im Privatzoo neben angeketteten Löwen. Wie lernt man Scheichs eigentlich kennen? Als sie 2017 in New York lebte, fanden sich Bilder einer „Melodie Rouge“, die Georgina verblüffend ähnlich sah, auf amerikanischen Escort-Seiten, hohe Preise wurden aufgerufen für Dates mit ihr. Das sei Bilderklau gewesen, sagte sie damals, heute betont sie im Camp immer wieder, wie alleine sie sei, wie dringend sie als Alleinerziehende das Geld brauche. Auf Instagram sieht wieder alles anders und nach großem Luxus aus. Georgina bleibt auch nach 15 Tagen eine große Frage.

Die Überraschung des Tages: Gigi kann „Dschungellegende“ buchstabieren.

Nicola Erdmann hat Medienwissenschaften studiert und schon ihre Magisterarbeit über das Wechselspiel von Inszenierung und Authentizität im Reality-TV geschrieben. Am Dschungelcamp ist sie seit der ersten Staffel aus professioneller und privater Perspektive sehr interessiert.

Jeden Tag um 20.15 Uhr auf RTL, vorab auf RTL+.

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