Die Politkarriere von Georg Dornauer war von Anfang an als Drahtseilakt angelegt. Nun scheint der Tiroler SPÖ-Landesobmann und LH-Stellvertreter den Bogen überspannt zu haben.
Den ganzen Tag über fanden Krisengespräche in der SPÖ statt. Im Landhaus brannten noch bis spät in die Nacht die Lichter in den Regierungsbüros.
Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, wird der rote Frontmann am kommenden Montag bei einem SPÖ-Landesrat – ein rund 100-köpfiges Gremium – die Vertrauensfage stellen. Bis dahin soll die schwarz-rote Arbeit im Landtag, der am Mittwoch und Donnerstag zusammenkommt, regulär weiterlaufen.
Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht. Auch ist vorerst noch unklar, ob der Koalitionspartner ÖVP sich damit zufrieden gibt.
Was Babler zum Jagd-Gate sagt
Dienstagabend äußerste sich erstmals auch SPÖ-Bundesparteiobmann Andreas Babler zu der Causa und wies Dornauer den Weg Richtung Rücktritt:
„Georg Dornauer wird wissen, was er zu tun hat. Ich erwarte zeitnah, eine klare Entscheidung. Die Kritik, die laut wird, ist mehr als nachvollziehbar. Die Vertrauensfrage wird klären, ob er noch genügend Rückhalt der Genossinnen und Genossen hat“.
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) gab Dornauer indes via Kleine Zeitung ebenfalls einen Hinweis mit dem Zaunpfahl. Dieser werde wohl „wissen, war er zu tun hat“, so Kaiser fast wortgleich zu Babler.
SPÖ Innsbruck fordert einstimmig Rücktritt
Am Montagabend hat sich schließlich auch der Bezirksausschuss der SPÖ Innsbruck – sie repräsentiert ein Drittel der Tiroler Mitglieder – „einstimmig für einen Rücktritt“ von Dornauer – als Parteichef und als Landeshauptmann-Stellvertreter – ausgesprochen, wie Stadtparteiobmann Benjamin Plach sagt.
Kommenden Montag wird zudem ein Antrag beim Landesparteirat auf Einberufung eines Landesparteitags gestellt.
Foto von Jagdausflug mit Benko
Ein Foto, das einen Jagdausflug des 41-Jährigen mit René Benko im September in der Steiermark dokumentiert, ist bei den Sozialdemokraten wie eine Bombe eingeschlagen.
Abseits der „fürchterlichen Optik“, wie Dornauer es nun selbst nennt, steht auch die Frage im Raum, ob er trotz aufrechtem Waffenverbot einen Hirsch erlegt hat.
Am Dienstagmorgen kam zunächst der SPÖ-Landtagsklub zusammen. Hier hätte sich der rote Landesobmann seines weiteren Rückhalts versichern müssen.
ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle hat von Dornauer gefordert, dass die SPÖ-Abgeordneten handschriftlich bekunden, dass sie weiter hinter ihrem Chef stehen.
Doch ob dass das Enfant terrible der SPÖ die notwendigen Unterschriften – auch von den beiden LandesrätInnen – zusammenbringt, war mehr als ungewiss, wie zu hören war.
Gegen 10 Uhr startete dann die Regierungssitzung der schwarz-roten Koalition.
Angespannte Stimmung in der schwarz-roten Koalition
Die SPÖ-Regierungskollegen von Georg Dornauer, Eva Pawlata und René Zumtobel gaben sich bei ihrem Eintreffen wortkarg.
Einige Landesräte und Landesrätinnen, wählten einen Nebeneingang, um dem KURIER auszuweichen. So auch der ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle und Dornauer selbst.
An der Sitzung teil, in welcher der Landeshaushalt für 2025 beschlossen wurde, nahmen aufgrund der außergewöhnlichen Lage auch die Klubobleute von Schwarz-Rot teil.
Schwindendes Vertrauen
So auch Elisabeth Fleischanderl, SPÖ-Klubchefin, die ebenfalls keine Fragen beantworten wollte. Ob Dornauer noch ausreichend Rückhalt in seiner Partei genießt, ist vorerst unklar. Dem Vernehmen nach, soll der angezählte Landeschef Klub und Landesräte-Duo – zumindest vorerst – hinter sich gebracht haben.
Das ist aber wohl der am Mittwoch und Donnerstag stattfindenden Landtagssitzung geschuldet sein. Die Koalition könnte so zumindest einen etwaigen Misstrauensantrag der Opposition überstehen. Am kommenden Montag schlägt vermutlich die Stunde der Entscheidung, wird Dornauer dem Vernehmen nach im Landesparteirat die Vertrauensfrage stellen.
Der Ärger in der Partei ist groß. Die Spitze der Innsbrucker SPÖ – Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Mayr und Stadtparteiobmann Benjamin Plach – drängten am Montag bereits auf einen Rücktritt.
Dornauer nicht bei Sitzung
Der SPÖ-Landtagsklub wurde am Montag auf der Rückreise von einem USA-Aufenthalt kalt von der Jagdcausa erwischt.
Dass Dornauer dann am selben Tag nicht in der regulären Klubsitzung aufgetaucht ist, soll den Unmut über ihn gesteigert haben.
Der SPÖ-Landeschef soll damit beschäftigt gewesen sein, eidesstattliche Erklärungen von seinen Jagdpartnern zu bekommen, die bestätigen, dass er nicht selbst geschossen hat.
ÖVP-Landeshauptmann Mattle hat klar gemacht, dass „eine rote Linie“ überschritten wäre, wenn seine roter Stellvertreter gegen das ihm auferlegte Waffenverbot verstoßen hat.
„Ich habe den Hirsch geschossen“, behauptet am Montag gegenüber dem KURIER jener Hotelier, den Dornauer auf die Jagd begleitet hat.
In der SPÖ ist aber vielmehr das verheerende Bild, das Dornauer auf dem Foto vom Jagdausflug abgibt, das große Thema.
„Benko hat uns betrogen“
„Benko hat uns als Bevölkerung und uns als Österreich um so viel betrogen, wo ich mir als Sozialdemokrat klar sein muss, dass ich mit so einer Gesinnung weder lustwandeln, noch auf die Pirsch gehen kann“, kommentierte Innsbrucks Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Mayr die Causa gegenüber der Tiroler Tageszeitung.
Für sie ist „das Maß voll“. Stadtparteiobmann Benjamin Plach meinte zum KURIER, dass die Partei nicht mehr bereit sei, „solche Ausritte weiter zu ertragen.“
Auch die SPÖ-Jugendorganisationen fordern Dornauers Rücktritt.
ÖVP-Landeshauptmann Mattle hat Montagnacht nach einem Statement am Nachmittag noch einmal mit einem Social-Media-Video nachgelegt.
Es sei Zeit, „solche unangemessenen Eskapaden und Blödheiten zu unterlassen“, richtete er seinem Koalitionspartner aus.
Wie geht es mit Schwarz-Rot weiter?
Sollte Dornauer fallen, wird sich auch die Frage stellen, wie es mit dem schwarz-roten Bündnis in Tirol weitergeht.
Am Montag hatte der SPÖ-Landeschef einen Rücktritt noch dezidiert ausgeschlossen. Die heutigen Klubsitzung der SPÖ galt für ihn als Stunde der Wahrheit. Ausgang noch ungewiss.
Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.
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