So steht es um die Klimaziele

Stand: 14.11.2024 11:15 Uhr

Während der Klimakonferenz wird immer auch der Climate Action Tracker veröffentlicht. Er verzeichnet, welche Temperaturen weltweit mit der derzeitigen Politik zu erwarten sind – und wie die Staaten im Vergleich abschneiden.

Von Yasmin Appelhans, NDR

UN-Generalsekretär António Guterres macht es bei der Klimakonferenz in Baku deutlich. Er sagt: „Das Geräusch, das Sie hören, ist die tickende Uhr. Wir befinden uns im letzten Countdown, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Und die Zeit ist nicht auf unserer Seite.“

Niklas Höhne vom NewClimate Institute in Köln meint dazu: „Alle Länder haben sich immer noch auf die Fahnen geschrieben, das 1,5-Grad-Ziel ernst zu nehmen und 1,5-Grad-kompatible neue Klimaschutzziele vorzulegen. Das ist auch eine gute Intention. Es wird aber langsam sehr, sehr eng.“

Höhne ist einer der Autoren des am Rande der Weltklimakonferenz veröffentlichten Climate Action Trackers. Der zeigt zwei gegenläufige Trends, so Höhne: „Auf der einen Seite boomen die Erneuerbaren und überraschen uns jedes Jahr wieder, dass sie schneller ausgebaut werden. Das ist der positive Trend. Aber es gibt auch den negativen Trend, dass die fossilen Energien auch ausgebaut werden und der Energiehunger weiter steigt.“

Höhne vergleicht den Effekt mit einer Wippe. Auf der einen Seite der Ausbau der Erneuerbaren Energien – ein Plus fürs Klima. Auf der anderen Seite der Wippe die Fossilen Energien – die sind negativ zu verbuchen. Diese beiden Trends gleichen sich derzeit aus, deshalb sind die Emissionen weiter hoch. „Aber was wir sehen ist, dass es hier in der Zukunft möglich sein wird, schneller die Emissionen zu reduzieren, weil die Erneuerbaren sich eben so wahnsinnig schnell ausbreiten“, so Höhne.

Prognose: 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts

Das sei das Resultat der globalen Finanzströme, erklärte Anita Engels von der Universität Hamburg bei der Vorstellung des sogenannten Hamburg Climate Future Outlooks bereits im September: „Viele verweisen darauf, dass die Finanzierung und der Ausbau von erneuerbaren Energien rasant ansteigt. Das stimmt. Aber wo wir gleichzeitig wohl enorm gut hinschauen müssen, ist eben, was mit der fortgesetzten und jetzt wieder ausgeweiteten Finanzierung von fossilen Energiequellen passiert.“

Der Climate Action Tracker ermittelt die Konsequenzen. Klimaforscher Höhne sagt: „Wenn wir alles zusammenzählen, die beiden gegenläufigen Trends, dann bleibt die Temperaturprognose für das Ende des Jahrhunderts bei 2,7 Grad. Das ist katastrophal.“

Costa Rica und die EU ganz weit vorne

Der Bericht berechnet zudem auch die Klimaanstrengungen von mehr als 40 Ländern. Als positiv wird dabei der Ausbau der Erneuerbaren gewertet, als negativ, wenn noch viel in fossile Energien investiert wird. „Wir haben natürlich die Länder wie Saudi-Arabien, Russland und die Türkei, die ganz weit hinten sind, wo wirklich nicht so viel passiert“, so Höhne. An vorderer Stelle stünden Länder wie Costa Rica, die EU und das Vereinigte Königreich – auch wenn auch hier nicht alles perfekt liefe.

An die Delegierten der Klimakonferenz appelliert er: „Um das 1,5-Grad Ziel tatsächlich noch irgendwie in Reichweite zu halten, müssen wir die Emissionen in 2030 drastisch verringern.“ Es reiche nicht, nur Ziele für das Jahr 2035 vorzulegen. Schon 2030 müsse viel erreicht werden. „Und das wäre meine Haupthoffnung an die Länder oder auch Bitte an die Länder: Dass sie sich eben jetzt 2030 anschauen und schauen, ob man nicht kurzfristig noch was machen kann“, sagt Höhne.

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