marktbericht
Sowohl DAX als auch Dow Jones fallen zum Wochenschluss zurück. Gedämpfte Hoffnungen auf Zinssenkungen der US-Notenbank drücken auf die Stimmung, hierzulande werden auch die Konjunktursorgen zum Problem.
Der DAX ist zum Wochenschluss mit einem Abschlag von 0,3 Prozent bei 19.210 Punkten aus dem Handel gegangen. Auf Wochensicht bewegte sich der DAX trotz deutlicher Schwankungen unter dem Strich kaum vom Fleck. Immerhin bleibt der Rekord von Mitte Oktober bei 19.674 Punkten in Sichtweite.
Eine Korrektur nach den starken Kursgewinnen in New York sei überfällig und gesund, meint Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC Markets. Robert Halver, Marktexperte bei der Baader Bank, traut dem DAX noch eine Fortsetzung seiner Jahresendrally zu. Die Anleger, die sich vor den US-Wahlen nicht positioniert hätten, fürchteten, den weiteren Anstieg zu verpassen, lautet seine These.
Etwas vorsichtiger ist Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck: „Die Jahresendrally findet dieses Jahr nur an der Wall Street und wohl nicht in Europa oder Asien statt“, meint der Experte mit Blick auf die konjunkturelle Lage. Während in den USA die befürchtete Verunsicherung ausbleibt und die Konjunkturaussichten positiv sind, gilt für Europas größte Volkswirtschaft das Gegenteil, beschreibt Warburg-Ökonom Carsten Klude die konjunkturelle Lage in Deutschland.
Die aktuelle Wachstumsprognose der EU-Kommission unterstützt diese Einschätzung. Sie senkte ihre Erwartungen für dieses Jahr erneut ab und rechnet derzeit mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Für 2025 geht sie von einem Wachstum von 0,7 Prozent aus. Für die gesamte Eurozone rechnet die EU-Kommission in diesem Jahr unverändert mit einem Wachstum von 0,8 Prozent und im kommenden Jahr dann von 1,3 Prozent.
Gegenwind für die globalen Aktienmärkte kommt derzeit von der US-Notenbank Federal Reserve: Gestern hatte Fed-Chef Jerome Powell die Erwartungen der Anleger an eine Zinssenkung im Dezember gedämpft. Powell sagte, es bestehe kein Grund für überstürzte Zinssenkungen. Schließlich wachse die Wirtschaft weiterhin, der Arbeitsmarkt sei stabil und die Inflation liege immer noch über der Zielmarke von zwei Prozent.
„Ganze drei Leitzinssenkungen à 0,25 Prozent werden an den US-Geldmärkten bis Ende 2025 eingepreist. Ende Oktober waren es immerhin noch doppelt so viele“, heißt es von der DZ Bank. Für die Aktienmärkte stelle diese zwar in der Tendenz eine Belastung, allerdings rücke die Entwicklung am US-Rentenmarkt derzeit aufgrund der Hoffnungen auf eine neue Gangart in der Steuer- und Handelspolitik unter Donald Trump in den Hintergrund, so die Einschätzung der Fachleute.
Die zunehmende Unsicherheit über die Wirtschafts- und Fiskalpolitik einer neuen Regierung unter Donald Trump hat die Investoren in den USA zuletzt vorsichtiger agieren lassen. Hinzu kommen die schwindenden Aussichten auf aggressive Zinssenkungen, die ebenfalls auf die Stimmung drücken.
Der Leitindex Dow Jones Industrial, der am Montag noch mit einem Rekordhoch in die Woche gestartet war, gibt rund 0,5 Prozent auf 43.511 Punkte nach. Auf Wochensicht zeichnet sich für den Dow ein Minus von einem Prozent ab. In der vergangenen Woche hatte der Index in Reaktion auf den Wahlsieg Trumps noch um 4,6 Prozent zugelegt und drei Tage in Folge Höchstmarken erklommen.
Der breit gefasste S&P 500 gab um 1,1 Prozent auf 5.886 Zähler nach. Der Nasdaq 100 sank um knapp 2 Prozent auf 20.490 Punkte. Wie der Dow hatten beide Indizes am Montag Rekordstände erreicht und im weiteren Verlauf der Woche auf hohem Niveau konsolidiert.
Der Goldpreis hat nach anfänglichen Verlusten ins Plus gedreht. Das gelbe Edelmetall notiert mittlerweile aber mehr als 200 Dollar unter seinem Rekordhoch von Ende Oktober (2.790 Dollar) notiert.
Russland wird seine Gaslieferungen nach Österreich nach Angaben des österreichischen Energieunternehmens OMV von Samstag an stoppen. Die OMV habe von der Gazprom Export eine entsprechende Information bekommen, teilte die teilstaatliche OMV mit. Der Stopp der Lieferungen gilt als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil der Internationalen Handelskammer, das der OMV im Streit mit Gazprom 230 Millionen Euro zugesprochen hatte.
Im Fokus bei den Unternehmen steht Evotec. Das US-Unternehmen Halozyme Therapeutics will die Hamburger Biotech-Firma für etwa zwei Milliarden Euro übernehmen und bietet elf Euro je Anteilsschein. Die im SDAX notierten Evotec-Aktien schnellen nach oben. Mit dem Angebot könnte ein Übernahmekampf bevorstehen.
Ein enttäuschender Ausblick von Applied Materials drückt die Papiere von Halbleiterkonzernen ins Minus. Infineon im DAX, Aixtron und Siltronic im MDAX sowie Süss Microtec und Elmos Semiconductor im SDAX gehören zu den Verlierern. Es gebe Signale, dass einige Halbleiterkunden sich mit Aufträgen erst einmal zurückhalten könnten, hieß es von Applied Materials.
Die Aussicht auf einen impfkritischen US-Gesundheitsminister lässt die Aktien europäischer Impfstoffhersteller einknicken. Aktien von BioNTech rutschen in Frankfurt ab, in London stehen Papiere von GSK und AstraZeneca unter Druck. In Paris geht es für Sanofi abwärts.
Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte Robert F. Kennedy Jr., der eine strengere Prüfung von Impfstoffen fordert, gestern für den Posten des Gesundheitsministers nominiert. Die Aktien der US-Pharmakonzerne Pfizer und Moderna fielen nach der Nachricht von Kennedys Nominierung im nachbörslichen Handel an der Wall Street bis zu zwei Prozent.
Die weltgrößte Container-Reederei MSC hat freie Bahn für ihren Einstieg beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Wie aus einer Pflichtveröffentlichung auf der MSC-Website hervorging, gibt es nun auch grünes Licht von den ukrainischen Wettbewerbshütern. Damit seien sämtliche in den Angebotsunterlagen beschriebenen Vollzugsbedingungen eingetreten, hieß es weiter.
Wegen möglicher zusätzlicher US-Zölle auf chinesische Waren will der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo weitere Werke außerhalb der Volksrepublik aufbauen. Unter anderem sei eine Fabrik in Saudi-Arabien geplant, sagte Konzern-Chef Yang Yuanqing. Yang gab außerdem ein dank des KI-Booms überraschend starkes Quartalsergebnis bekannt.
Der italienische Versicherer Generali hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Das operative Ergebnis legte konzernweit im Jahresvergleich um ein Viertel auf knapp 1,7 Milliarden Euro zu, wie der Allianz-Rivale heute in Turin mitteilte. Von Bloomberg befragte Analysten hatten lediglich mit gut 1,5 Milliarden Euro gerechnet. Besonders deutlich fiel das Plus in der Schaden- und Unfallversicherung aus.
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