Weltklimakonferenz im News-Ticker – Auf Weltklimakonferenz feiern Öl-Multis fossile Brennstoffe als „Geschenk Gottes“

Weltklimakonferenz in Baku (COP 29) vom 11. bis 24. November (oder länger): FOCUS-online-Earth-Reporter Jacky Arend und Florian Reiter sind für Sie vor Ort. Alle wichtigen Nachrichten zur Konferenz hier im Newsticker von FOCUS online Earth.

Neuer Affront auf Klimagipfel: Öl-Funktionäre feiern fossile Brennstoffe als „Geschenk Gottes“

16.52 Uhr: Es ist schon wieder passiert: Auf der Weltklimakonferenz hat ein OPEC-Funktionär fossile Brennstoffe als „Geschenk Gottes“ bezeichnet und damit die Worte des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev wiederholt.

Wie der britische „“ berichtet, bezog sich Haitham Al Ghais, der Generalsekretär der OPEC, bei einer Rede auf Aliyev und betonte: „Sie sind wirklich ein Geschenk Gottes“.

Al Ghais verteidigte seine kontroverse Aussage umgehend damit, dass das Pariser Abkommen schließlich nicht festlege, welche Energiequellen man nutzen müsste – nur, dass die CO2-Emissionen sinken müssten. Sein Kollege Mohamed Hamel, Generalsekretär des Forums der Gas exportierender Länder (GECF) pflichtete ihm bei: „Während die Weltbevölkerung wächst, die Wirtschaft expandiert und sich die Lebensbedingungen verbessern, wird mehr Erdgas benötigt, nicht weniger.“

Was sowohl Al Ghais als auch Hamel nicht erwähnen: Emissionen aus fossilen Energien tragen am meisten zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel bei. Damit das 1,5 Grad-Ziel erreichbar bleibt, muss die Menschheit langfristig aus den fossilen Energieträgern aussteigen. Auch die deutsche Delegation teilt diese Meinung – und hat deswegen bereits am Vormittag die Gründung der „No New Coal Alliance“ verkündet, die sich gegen den Neubau von neuen Kohlekraftwerken einsetzt. 

Analyse: China hat mehr zur globalen Erwärmung beigetragen als EU

15.00 Uhr: Wer die historische Verantwortung für den Klimawandel trägt, sollte mehr zahlen – so die oft zitierte Logik bei der Weltklimakonferenz. Besonders China ist, trotz der weltweit höchsten CO2-Emissionen, ein bekannter Befürworter dieser Idee. Eine neue Analyse des Portals „CarbonBrief“ zeigt nun: China hat mittlerweile mehr zur globalen Erwärmung beigetragen. 

Als die Klimawandelrahmenkonvention der UN 1992 verabschiedet wurde, lagen die chinesischen Emissionen noch weit hinter denen der EU. Doch das gewaltige Wirtschaftswachstum Chinas in den letzten Jahrzehnten setzte dem ein schnelles Ende: 2015 emittierte China bereits so viel Emissionen wie 80 Prozent der EU. Jetzt, neun Jahre später, hat China uns schon überholt und vergangenes Jahr 11.256 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. 

Chinas hohe Emissionen stammen größtenteils aus dem Energiesektor, auf dessen Konto fast zwei Drittel gehen – hauptsächlich, weil dafür meist Kohle verwendet wird. Ein Viertel der chinesischen Emissionen kommt von der Industrie. Denn Chinas rasantes Wirtschaftswachstum der letzten Jahre war nur durch den Einsatz fossiler Brennstoffe möglich.

Historische Emissionen sind von großer Bedeutung, denn damit wir weiterhin das 1,5 Grad-Ziel erreichen, bleibt uns nicht nur wenig Zeit, sondern auch wenig verbliebenes CO2: Bis Ende des Jahres haben wir rund 94 Prozent unseres Kohlenstoff-Budgets aufgebraucht, so die CarbonBrief-Analyse. Überschreiten wir dieses Budget, rückt das 1,5 Grad-Ziel in weite Ferne. Historische Emissionen sind also auch deswegen wichtig, weil sie offenlegen, welche Länder diese verursacht und das Kohlenstoff-Budget aufgebraucht haben. Hier sind die USA der größte Verursacher: Die US-Gesamtemissionen liegen bei schätzungsweise mehr als 500 Milliarden Tonnen. 

Gleichzeitig wird erwartet, dass Chinas Emissionen bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen und danach sinken werden – hauptsächlich, weil das Land so viel Erneuerbare Energien ausbaut wie der Rest der Welt zusammen.

Jetzt formt Deutschland mit 51 weiteren Ländern eine Anti-Kohle-Allianz

12.30 Uhr: Nachdem BMWK-Staatssekretär Stefan Wenzel es bereits in der vergangenen Woche ankündigte, ist es nun offiziell: Deutschland will der Kohle an den Kragen. Das wurde heute im Rahmen der neuen „No New Coal“-Allianz ausgerufen. 

„Kohle-Emissionen schnell zu reduzieren ist eine der wichtigsten Prioritäten, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, schreibt die Allianz in ihrem Statement. „Es wird immer noch neue Kohle abgebaut. Deswegen werden wir neue Nationale Klimaschutzbeiträge veröffentlichen, die keine neue, unverminderte Kohle in unseren Energiesystemen vorsehen.“ Die Allianz, bestehend aus 24 Staaten und der EU – darunter Deutschland, Kolumbien, Uganda, die EU und Australien – forderte andere Länder auf, es ihnen gleichzutun. 

Wenzel betonte am Mittwoch, dass Erneuerbare Energien Kohle immer mehr verdrängen würden: „Über 85 Prozent der Neuinvestitionen in den Ausbau der Stromkapazitäten fließen in erneuerbare Energien. Neue Kohlekraftwerke werden damit zunehmend zu verwaistem Vermögen. Gleichzeitig wachsen unsere Erfahrungen, wie der Kohleausstieg wirtschaftlich sicher und fair gestaltet werden kann.“ Der Staatssekretär sieht darin ein überaus deutliches Signal an Wirtschaft und Investoren: „Neue Kohlekraft wird nicht gebraucht.“

Der EU-Kommissar für Klimaschatz, Wopke Hoekstra, forderte konkrete Schritte für den fossilen Ausstieg: „Eine große Mehrheit der Länder hat der Kohle bereits den Rücken gekehrt und sich stattdessen für erschwingliche, zuverlässige und saubere Energie entschieden, aber weltweit nimmt die Kohlekraft immer noch zu. Das sollte sich ändern. Neue Kohlekraftwerke sind eine der größten Bedrohungen dafür, dass 1,5 Grad in Reichweite bleiben.“ Hoekstra rief außerdem andere Länder dazu auf, bis zur COP30 im kommenden Jahr der Allianz ebenfalls beizutreten und den Kohleausstieg in ihren NDCs zu verankern.

Auch Schwellen- und Entwicklungländer, die zum Teil aufgrund ihres Wirtschaftswachstums noch von Kohle abhängig sind, wolle man bei dieser Transformation unterstützen, heißt es. 

Die Menschheit steht kurz vor dem entscheidenden CO2-Wendepunkt

10.42 Uhr: Zur Dekarbonisierung und Reduzierung unserer Emissionen brauchen wir vor allem eins: Strom aus Erneuerbaren Energien. Ende des vergangenen Jahres schloss Deutschland bereits mit einem hoffnungsvollen Trend: Erstmals wurde mehr als die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Die Welt zieht nun hinterher – das zumindest besagt der neue Klimaschutz-Index.

Erneuerbare Energien und Elektrifizierung sind in fast allen emissionsstarken Staaten weltweit stark auf dem Vormarsch. Allerdings seien immer noch viel zu wenig Länder auf einem Pfad der konsequenten Abkehr von fossilen Energien, insbesondere vom Gas, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Klimaschutz-Index 2025 von Germanwatch und dem NewClimate Institute.

„Der Wendepunkt bei den Emissionen scheint fast erreicht – nun kommt es auf Tempo beim Sinkflug an“, heißt es gedämpft optimistisch bei den Autoren. Deutschland hat sich in der jährlichen Rangliste um zwei Plätze auf Rang 16 leicht verschlechtert und ist nur noch „mittelmäßig“.

Dänemark, die Niederlande und Großbritannien sind Vorreiter – wobei die ersten drei Plätze nicht besetzt sind, weil kein Land genug zum Erreichen der Klimaziele von Paris tut. . Auf dem letzten Platz liegen die großen Ölstaaten, darunter der Iran, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland.

Die Autoren schreiben, dass in Deutschland der Verkehrs- und der Gebäudesektor zu den „Problembereichen“ gehören, weil die Elektrifizierung zu langsam vorangeht. Auch die Probleme beim Bundeshaushalt hätten die Wertung beeinflusst. Gelobt werden allerdings die Schritte zum Bürokratieabbau und der Rückgang der Emissionen.

Auf EU-Ebene ist das Urteil gemischt: Maßnahmen wie der Green Deal hätten zwar große Fortschritte bewirkt, allerdings reichen diese noch nicht aus. Die USA und China wiederum werden beide mit „sehr schlecht“ bewertet: Zu hoch seien die Emissionen, trotz Maßnahmen wie dem Konjunkturpaket Inflation Reduction Act (IRA) in den USA und dem Boom beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in China.

Erkrankte Baerbock sagt Termine bei Klimakonferenz ab

Mittwoch, 20. November, 07.17 Uhr: Hallo und herzlich willkommen zu Tag 10 der Weltklimakonferenz! Heute sollte eigentlich der Tag werden, an dem Annalena Baerbock das Ruder für Deutschland übernimmt. Für den Vormittag war ein Treffen der Außenministerin mit ihrem aserbaidschanischen Amtskollegen Ceyhun Bayramov geplant, danach eine große Rede vor dem versammelten Plenum. Ab heute sollte Baerbock außerdem die Führung der deutschen Delegation übernehmen, in enger Abstimmung mit der EU – und die Verhandlungen zu Ende bringen.

Daraus wird jedoch erstmal nichts: Baerbock ist erkrankt und wird heute erst einmal keine Termine wahrnehmen, heißt es aus Delegationskreisen. Für die deutschen Bemühungen um eine Einigung auf dieser komplizierten Weltklimakonferenz ist das keine gute Nachricht. Denn zum Ende hin geht es bei den Verhandlungen oft um politische und diplomatische Fragen, die die zuständigen Unterhändler gar nicht klären können – da braucht es dann die Minister. 

Vor allem Baerbock sei eine der wichtigsten Verhandlerinnen, heißt es aus Beobachter-Kreisen. Letztes Jahr hatten für die EU die spanische Umweltministerin Teresa Ribera (die jetzt bei der EU-Kommission eingebunden ist) und Annalena Baerbock die COP-Verhandlungen in Dubai vorangetrieben. Dass Annalena Baerbock nun zum Ende der COP in Baku vorerst fehlt, wo doch die Fortschritte um das neue Klima-Finanzziel stocken, könnte den Verhandlungen einen Dämpfer verpassen.

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