Weltklimakonferenz im News-Ticker – Raudi-Saudis kämpfen mit aller Macht gegen das Ende der fossilen Ära

Weltklimakonferenz in Baku (COP 29) vom 11. bis 24. November (oder länger): FOCUS-online-Earth-Reporter Jacky Arend und Florian Reiter sind für Sie vor Ort. Alle wichtigen Nachrichten zur Konferenz hier im Newsticker von FOCUS online Earth.

18.22 Uhr: Ob auf der Weltklimakonferenz (COP29) in Baku oder auf dem G20-Gipfel in Rio de Janeiro, die Delegierten aus Saudi-Arabien verfolgen nur ein Ziel: Das Aus der fossilen Energie zu verhindern. Das bestätigen Beobachter auf der COP29 gegenüber FOCUS online Earth. Die „New York Times“ berichtete zuerst. Der Petro-Staat (größter Öl-Exporteur der Welt) hat zwar auf der COP28 in Dubai das Klimaabkommen unterzeichnet, indem es heißt, dass sich die Staaten auf einen „gerechten, geordneten und ausgewogenen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in Energiesystemen“ geeinigt haben“. 

Saudi-Arabien versuche nun aber, so die „NYT“, in allen möglichen UN-Resolutionen zu verhindern, dass dieses Bekenntnis zum fossilen Ausstieg erneuert werde. Dazu gehören die Atomkonferenz der UN, die Diskussionen über einen UN-Plan zur Bewältigung globaler Herausforderungen, das Gipfeltreffen kleiner Inselstaaten, auf einem Gipfel zur Artenvielfalt sowie bei einem Treffen der G20-Finanzminister.

Alden Meyer, leitender Mitarbeiter der Klimaforschungsorganisation E3G, sagte der US-Zeitung: „Vielleicht wurden sie durch Trumps Sieg ermutigt, aber hier agieren sie hemmungslos. Sie sind einfach eine Abrissbirne.“ Fünf Diplomaten, die wegen der Verhandlungen anonym bleiben wollen, berichten aus den COP-Verhandlungen, dass Saudi-Arabien alles tue, um sein Versprechen zu vertuschen. 

Diplomaten in Baku sagen laut NYT, Saudi-Arabiens Widerstand sei extremer denn je: Die Saudis erhebe Verfahrenseinwände, die fast alle Gespräche blockiert hätten, sei es über Kohlenstoffmärkte, Dekarbonisierung oder wissenschaftliche Forschung, so die Insider. Das Land blockiere zudem Verhandlungstexte, an denen zum Teil jahrelang gearbeitet wurde und weigere sich, an Treffen teilzunehmen. Amin Nasser, der Chef von Saudi Aramco, dem größten Ölproduzenten der Welt, sagte vor einer Versammlung der Ölindustrie in Houston: „Wir sollten die Fantasie eines Ausstiegs aus Öl und Gas aufgeben.“

15.22 Uhr: Außenministerin Annalena Baerbock greift ab Mittwoch persönlich in die zähen Gespräche auf der UN-Klimakonferenz ein. In Aserbaidschan wolle sie „Klimakoalitionen über Kontinente hinweg“ bilden, erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrer Abreise. Die Verhandlungen der Vertreter aus rund 200 Staaten, die um zusätzliche Klimahilfen an arme Staaten in Billionenhöhe ringen, nannte sie „alles andere als einfach“. Es bleibe in den nächsten Tagen noch sehr viel zu tun. Das zweiwöchige Treffen soll am Freitag enden. 

„Jedes Zehntelgrad Erderwärmung macht einen Unterschied“, betonte Baerbock, denn die Klimakrise sei die größte sicherheitspolitische Herausforderung unserer Zeit. „Sie macht keinen Halt an Grenzen. Sie schert sich nicht um geopolitische Spannungen. Und sie kümmert sich schon gar nicht um Wahltermine.“ Getroffen werde die Obsthändlerin im spanischen Valencia, deren Laden im Flussschlamm versinkt, genauso wie der Bauer in Somalia, dessen Ernte durch Dürren bedroht ist.

Deutsche Verhandler in Baku bewerten G20-Beschlüsse positiv

14.34 Uhr: G20-Erklärung zu Klimaschutz und -finanzierung wird von der deutschen Delegation auf der UN-Klimakonferenz positiv aufgenommen. Die Regierungsbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, sprach am Dienstag in Baku „von einem starken Mandat“, das die G20 damit für die UN-Verhandlungen erteilt hätten. Von einem „soliden Input“ des G20-Gipfels in Rio de Janeiro sprach in Baku auch Entwicklungs-Staatssekretär Jochen Flasbarth.

Was die G20 verkündet hat:

  • Millidärssteuer: Die G20-Staaten wollen sich für eine wirksame Besteuerung der Superreichen einsetzen. Ohne in die Steuerhoheit der Staaten einzugreifen, werde man sich gemeinsam darum bemühen, sehr vermögende Personen effektiv zu besteuern, heißt es in der Erklärung. Weltweit gibt es etwa 3000 Milliardäre. Schätzungen zufolge könnte die Steuer bis zu 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr einbringen, die dann beispielsweise in den Kampf gegen den Klimawandel investiert werden könnten.
  • Klimaschutz: Die Gruppe bekräftigte das im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Allerdings fehlt in dem Abschlussdokument der zentrale Beschluss der letzten UN-Klimakonferenz in Dubai zu einer Abkehr aller Staaten von Öl, Kohle und Gas. Nur allgemein bekennen sich die G20 zu den Ergebnissen des Klimagipfels im vergangenen Jahr. Positiv bewerten Beobachter und Verhandler auf der laufenden Klimakonferenz in Baku, dass die G20 anerkennen, dass die Klimahilfen für Entwicklungsstaaten rasch und stark hochgefahren werden müssen.

Jennifer Morgan hob hervor, die G20 hätten sich zu einem „modernen Ansatz“ bei der Klimafinanzierung bekannt. Sie bezog sich dabei auf die Forderung von Industriestaaten nach einer Ausweitung des Geberkreises auf wichtige Schwellenländer sowie die Einbeziehung privater Finanzmittel und innovativer Finanzinstrumente.

Flasbarth sagte, die Beschlüsse der Klimakonferenz 2023 in Dubai seien von den G20 in ihrer Gesamtheit „noch einmal deutlich unterstrichen worden“. Dabei geht es um die Forderung nach einer schrittweisen Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030 sowie die Verdopplung der Energieeffizienz.

Was die am stärksten von der Klimakrise Betroffenen den COP-Bremsern zu sagen haben

14.02 Uhr: Bei der Weltklimakonferenz in Baku steht die Frage der Finanzierung für den globalen Süden im Mittelpunkt. FOCUS online Earth hat mit vier Menschen aus Entwicklungsländern gesprochen, die die Klimakrise täglich am eigenen Leib spüren.

  • Anand Ethirajalu, Indien (42): „ Die Klimakrise ist keine Zukunftsangst, sie ist heute schon da“

Für Anand, einem Landwirt aus Indien, ist die Dürre das größte Problem in seinem Land. Weil Flüsse bis zu acht Monaten im Jahr trocken seien, fielen drei von vier Ernten im Jahr aus. Die Menschen in Indien seien verzweifelt: „Sie verlieren ihr Land, ihre Existenz – und am Ende ihr Leben. Die Klimakrise ist keine Zukunftsangst, sie ist heute schon da. Und wenn wir jetzt nicht handeln, wird sie noch schlimmer.“

  • Zainab Bie (21), Indien: „In Neu-Delhi verstecken wir uns vor der Sonne“

Zainab Bie aus Neu-Delhi kämpft mit ihrer Organisation Equal-Right in Baku für ein universelles Grundeinkommen für die Menschen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Neben Überschwemmungen, Dürren und Wirbelstürmen litten die Menschen in Delhi unter unerträglichen Hitzewellen: „Die Sonne brennt mit 50 Grad auf uns herunter.“ Die Menschen gingen an Sommertagen nicht mehr aus dem Haus, und wenn, dann nur verschleiert, um sich gegen die Sonne zu schützen. Die Welt müsse endlich handeln, nicht nur darüber reden, fordert sie.

  • Malamine Badiane (25), Senegal: „Wie eine Klima-Depression; manche halten es nicht aus und ziehen weg“

Malamine Badiane aus dem Senegal, Mitarbeiter für Corps of Africa, sieht das größte Problem für die Menschen im Senegal und in ganz Afrika im unregelmäßigen Regen. „Wegen der anhaltenden Dürre gibt es oft nichts zu essen“, sagt Malamine. Die Weltgemeinschaft müsse endlich denjenigen zuhören, die am meisten unter der Krise leiden. Es brauche dringend Geld, „um die Länder des globalen Südens klimaresistenter zu machen und ihnen beim Klimaschutz zu helfen“.

  • Nguyen Bao Ngoc Le (24), Vietnam: „Sie kämpfen jeden Tag darum, überhaupt über die Runden zu kommen“

Nguyen Bao Ngoc Le aus dem Süden Vietnams ist frustriert über die Verhandlungen in Baku. Entwicklungsländern würde kaum gehört, es gebe keine Fortschritte. Dabei sei die Situation in ihrer Heimat dramatisch: „Die Böden versalzen, die Dürren dauern länger, die Ernten fallen immer schlechter aus“, sagt die Vietnamesin. Manche Städte und Provinzen hätten aufgrund des Klimawandels bis zu 80 Prozent ihrer Reisernte verloren. Ihre Heimat, das Mekong-Delta, versorge 50 Prozent des Landes mit Reis. Die Gegend sei besonders gefährdet. Die Länder bräuchten Geld, Anpassungsmaßnahmen und internationale Zusammenarbeit.

Team Deutschland sichert 60 Millionen für Anpassungsfonds zu

13.12 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz (COP29) in Baku haben das Auswärtige Amt und das Bundesumweltministerium stellvertretend für Deutschland 60 Millionen Euro für den Klimaanpassungs-Fonds zugesagt. Jeweils 30 Millionen steuern die beiden Ministerien bei, die Gelder kommen aus dem laufenden Haushalt. 

Zum Hintergrund: Der Anpassungsfonds unterstützt die von der Klimakrise am stärksten betroffenen Länder dabei, sich an die Folgen der Erderwärmung anzupassen, um künftige Klimaschäden zu vermeiden. Deutschland ist der größte Geber dieses Finanzierungsinstruments zur Anpassung an den Klimawandel.

Die Außenministerin Annalena Baerbock erklärt in einer Pressemitteilung: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer sichtbarer: Killerstürme, Jahrhundertfluten, massive Dürren und steigender Meeresspiegel sind traurige Realität. Und das trifft uns alle, denn der Klimawandel bedroht global unsere Lebensgrundlagen. Es ist daher immer wichtiger, die Resilienz von Mensch und Natur gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken.“ 

Auch die Umweltministerin Steffi Lemke betont, dass die durch den Anpassungsfonds finanzierten Maßnahmen bereits direkt vor Ort helfen: „Bei zahlreichen Projekten, die wir mit Partnerländern durchführen, verbinden wir durch natürliche Klimaschutzmaßnahmen eine vorsorgende Klimaanpassung mit dem Schutz der lokalen Artenvielfalt. Dies sind zwei zentrale Anliegen der Bundesregierung. Zusammen unterstützen sie Partnerländer dabei, widerstandsfähiger gegen die Klimakrise zu werden und ihre natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern.“ 

„50 Schläger vorm Hotel“: US-Politiker wirft Aserbaidschan versuchtes Attentat vor

11.50 Uhr: Frank Pallone, ein US-Demokrat aus New Jersey, ist während seines Delegierten-Besuchs bei der Weltklimakonferenz in Baku offenbar von der aserbaidschanischen Regierung bedroht worden, berichtet die Nachrichtenagentur „afp“. Nach seiner Rückkehr nach Washington berichtete er, ohne den Schutz von Diplomaten wäre er zusammengeschlagen worden. Der „Guardian“ berichtete zuerst. 

Etwa 50 „Schläger“ hätten vor seinem Hotel auf ihn gewartet. Die örtliche Polizei habe sich geweigert, ihn durch einen Hintereingang zu führen. Er sei von Sicherheitsleuten der US-Botschaft geschützt worden, die ihn abgeschirmt hätten. „Es war klar, dass sie mich angreifen würden“, sagte er Reportern. Zuvor sei er bei seinem Besuch auf der COP29 von den lokalen Medien mit „feindseligen und offenbar abgesprochenen Fragen“ konfrontiert worden, sagte Pallone Medienberichten zufolge. Der US-Demokrat unterstützt Aserbaidschans Rivalen Armenien. 

Auch der demokratische Senator Ed Markey sagte, er sei in Baku schikaniert worden und habe sogar einen Leibwächter im Hotel gebraucht. Markey, ein führender Klimaschützer, warf dem Ölstaat Aserbaidschan vor, die Unterdrückung zu verschärfen und mit der Ausrichtung der COP29 sowohl seine Klima- als auch seine Menschenrechtsbilanz „grün zu waschen“.

„Wir können nicht zulassen, dass diese autoritären Ölstaaten sowohl die Menschenrechte als auch die Klimabedrohungen ignorieren, die global angegangen werden müssen“, sagte Markey dem britischen Guardian.

Inselstaat-Minister klagt: „Wir tun nichts, um die Welt aus den Klauen des Klimawandels zu retten“

11.17 Uhr: Mit dringenden Appellen für mehr Klimaschutz und eine Verständigung über die Klimafinanzierung ist am Dienstag in Baku das sogenannte Ministersegment der UN-Klimakonferenz eröffnet worden. Die Erderwärmung bedrohe „unsere Wirtschaft, unsere Kultur und sogar unsere Existenz“, sagte der Präsident des Inselstaats Palau, Surangel Whipps. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sicherte entschiedenes Handeln seitens der Europäischen Union zu.

Der Präsident von Palau, Whipps, forderte leichten Zugang für Entwicklungsländer zu Finanzmitteln, einschließlich des bei der COP28 in Dubai vereinbarten Fonds für klimabedingte Schäden (Loss and Damage). Die Industriestaaten rief er auf, „die Abkehr von fossilen Energieträgern zu beschleunigen“. Whipps verwies auf die dramatischen Folgen des Klimawandels: Das Gastgeberland Aserbaidschan kämpfe mit dem Sinken des Wasserstandes im Kaspischen Meer, zugleich „steigt in Palau der Meeresspiegel noch schneller als anderswo auf der Welt“.

Der Ministerpräsident des Inselstaats Fidschi, Biman Prasad, bekräftigte die Forderung der Entwicklungsländer, den jährlichen Betrag für die internationale Klimafinanzierung von derzeit 100 Milliarden Dollar auf 1,3 Billionen Dollar zu erhöhen. Die Alternative seien gewaltige Verluste durch Klimafolgen und Schäden aufgrund der Erderwärmung. „Das Geld ist da“, verwies Prasad auf sieben Milliarden Dollar, die jährlich allein für Subventionen zugunsten fossiler Brennstoffe ausgegeben würden.

Allein 39 Milliarden Dollar pro Jahr an internationaler Klimafinanzierung forderte in Baku der Umweltminister von Samoa, Toeolesulusulu Cedric Schuster, im Namen der Allianz der kleinen Inselstaaten (Aosis), außerdem 220 Milliarden Dollar für die am wenigsten entwickelten Staaten. „Während wir weltweit Billionen für die fossile Industrie und für Verteidigung ausgeben, tun wir nichts, um die Welt aus den Klauen des Klimawandels zu retten“, kritisierte er.

EU-Klimakommissar Hoekstra warnte in seiner Rede vor Rückschritten beim Klimaschutz und drang auf ein Festhalten an den Beschlüssen der Vorgänger-Konferenz (COP28) in Dubai. Dort war eine schrittweise Abkehr von fossilen Energieträgern beschlossen worden, außerdem bis 2030 eine Verdreifachung erneuerbarer Energien und eine Verdoppelung bei der Energieeffizienz. Der EU-Kommissar kündigte an, die Europäische Union werde die G20-Staaten und weitere finanzpolitische Akteure zu einem Globalen Energiewende-Forum einladen.

Hoekstra stellte klar, dass die nationalen Verpflichtungen zur Emissionssenkung (NDC) in Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens gebracht werden müssten. Die COP29 in Baku müsse dazu einen entscheidenden Beitrag leisten: „Wir müssen hier ein ehrgeiziges neues Ziel für die internationale Klimafinanzierung zustandebringen“, sagte Hoekstra. Dazu gehöre auch, dass wichtige Schwellenländer zu Geberstaaten werden.

Auf Zahlen wollte sich Hoekstra nicht festlegen. Die Verhandlungen über den neuen Finanzrahmen sind in Baku bislang festgefahren.

Über „Leben und Tod“ und COP-Katzen

Montag, 19. November, 09.16 Uhr: Guten Morgen und Willkommen zu Tag 9 der Weltklimakonferenz!
Es sind dramatische Worte, die UN-Klimachef Simon Stiell an die Welt richtete: Die Klimafinanzierung, so Stiell, entscheide „über Leben und Tod“. Wenn Sie das tägliche Briefing früher lesen wollen, schauen Sie hier vorbei.

Stellen Sie sich vor, Sie sind verantwortlich dafür, dass sich 197 Leute darauf einigen, wer wieviel Geld für den Klimawandel zahlt – am besten noch innerhalb der nächsten fünf Tage. Kriegen Sie wie ich bei dem Gedanken Schweißausbrüche? 

Simon Stiell geht es vermutlich ähnlich: Der UN-Klimachef hat dieser Tage die undankbare Aufgabe, nach einer zähen ersten Woche die Weltklimakonferenz zu einem produktiven Abschluss zu bringen – vielleicht wählte er deswegen am Montagmorgen solch dramatische Worte. Die Ankunft der Minister der einzelnen Länder, darunter auch der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck, dürfte nun für ein wenig mehr Tempo sorgen. 

Es mehren sich außerdem Hinweise, das sich auch die bisher eher undiplomatisch agierende COP-Präsidentschaft anschickt, die Zügel in die Hand zu nehmen. Sofern erfolgreich, könnte ja in den kommenden Tagen doch noch eine Einigung kommen. 

Erst vergangene Woche hatten die Briten ein ambitioniertes neues Klimaziel bekanntgegeben: Bis 2035 wollen sie 81 Prozent weniger Emissionen ausstoßen.

Habeck verspricht frisches Geld fürs Klima und warnt vor toxischen Debatten

14.23 Uhr: Die Bundesregierung will Entwicklungs- und Schwellenländer beim klimafreundlichen Umbau ihrer Industrien unterstützen. Auf dem Weltklimagipfel in Baku kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dazu ein neues Förderinstrument an. Deutschland stelle 220 Millionen Dollar (umgerechnet 208 Millionen Euro) bereit, sagte Habeck am Montag vor Journalisten. Gemeinsam mit ähnlichen Beiträgen Großbritanniens und Kanadas sowie Mitteln aus internationalen Klimafonds kämen so 1,3 Milliarden Dollar zusammen.

Die Länder sollten mit Wissen, Marktinstrumenten, aber auch Zuschüssen unterstützt werden, sagte Habeck. Man wolle den „Klimaschutz jetzt in die Wirtschaft auch der anderen Länder“ reinbringen..

Der Vizekanzler hat zudem vor einem Aufweichen der nationalen Klimaziele gewarnt. „Wenn Deutschland seine Klimaziele nicht einhält, wird Europa sie nicht einhalten können“, sagte der grüne Wirtschaftsminister in Baku. Wenn Deutschland und Europa ihre Ziele nicht einhielten, sei es unmöglich, Länder wie Brasilien, Indien, China oder Indonesien dazu zu bringen. „Deswegen ist diese Debatte wirklich toxisch. Und ich verstehe auch nicht, wie die politische Kurzfristigkeit diese Debatte so steuern kann. Wir müssen zurück zu einem klaren Bekenntnis zu den Zielen.“

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Zuletzt waren nationale Klimaziele jedoch teils infrage gestellt worden. FDP-Chef Christian Lindner warb in seinen Vorschlägen für eine Wirtschaftswende etwa dafür, nationale Klimaziele durch europäische zu ersetzen.

Auf der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reiche Schwellenländer wie China, Saudi-Arabien und Katar dazu aufgerufen, sich an Klimahilfen für arme Staaten zu beteiligen. Diese Schwellenländer seien die „großen Profiteure“ der vergangenen Jahrzehnte gewesen beim Geschäft mit Öl, Kohle und Gas, sagte der Grünen-Politiker in Baku. Sie hätten „astronomische Summen“ verdient. Diese „Übergewinne“ müssten stärker genutzt werden, „um diejenigen, die leiden unter der globalen Erderwärmung, besser zu schützen“. Das sei eine „sehr konsistente Logik“.

Auf der UN-Konferenz in Baku, die planmäßig am 22. November endet, haben alle Entwicklungsländer zusammen gefordert, dass die Industriestaaten künftig mindestens 1.300 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung mobilisieren – 13 Mal mehr als derzeit. Die EU-Staaten erkennen zwar grundsätzlich an, dass mehr Geld fließen muss. Sie wollen aber, dass auch Länder wie China oder die Golfstaaten etwas beitragen. Bisher gelten sie nach einer 30 Jahre alten UN-Logik aber als Entwicklungsstaaten – und damit als Empfängerländer.

Weiter sagte Habeck, die Ära von Kohle, Öl und Gas sei vorbei. „Das läuft jetzt aus. Die Messe ist gesungen.“ Der Umstieg auf die Erneuerbaren sei nicht mehr aufzuhalten. Heute flössen 85 Prozent der neuen Investitionen in Energie in Erneuerbare. Dass sich die Fossil-Industrie und die Lobbys dahinter jetzt noch einmal aufbäumten gegen den Wandel sei erwartbar, weil es so große Geschäftsmodelle seien. „Dennoch sprechen die Zahlen und inzwischen die Märkte eine völlig andere Sprache.“

UN-Klimachef Simon Stiell: Klimafinanzierung „entscheidet über Leben und Tod“

12.57 Uhr: Mit eindringlichen Worten hat der UN-Klimachef Simon Stiell heute an die Konferenzteilnehmer der COP29 appelliert, genügend Geld für die Bewältigung der Klimakrise bereitzustellen. Die Finanzierung entscheide über „Leben und Tod“, sagt Stiell, der Exekutivsekretär des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) ist. 

Die Klimakrise sei hier und jetzt, sie koste Leben und Lebensgrundlagen, so der Klima-Chef. Es sei so lebenswichtig wie nie, Menschen gegen Fluten und Hitzewellen zu schützen und die Wasserversorgung klimaresilient zu machen. Die COP29 müsse das Geld für diese Klimaanpassung zur Verfügung stellen.

Insbesondere in diesem Jahr habe sich gezeigt, dass jeden Vorbereitung und jeder Plan überall auf der Welt den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten könne.

Das Problem insbesondere für die ärmeren Länder sei: Die Menschen, Gemeinschaften, Nationen wollen handeln, um sich und ihre Angehörigen zu schützen, um ihre Unternehmen und ihre Wirtschaft zu stärken – aber sie haben nicht die Mittel dazu.

Und wenn die Nationen die globalen Lieferketten nicht klimasicher machen können, „zahlt jede Nation in unserer vernetzten Weltwirtschaft den Preis dafür“, so Stiell. „Ich meine buchstäblich den Preis, in Form höherer Inflation, besonders bei den Lebensmitteln, weil Dürren, Waldbrände und Fluten die Lebensmittelproduktion zerstören.“ Der UN-Klimachef fordert daher: „Wir müssen das Drehbuch umschreiben.“ 

Es gebe einen tiefen Finanzgraben in der Welt, den es zu überbrücken gelte. Die Kosten für die Anpassung an das Klima explodierten, besonders für die Entwicklungsländer. „Ihre Kosten könnten bis 2030 pro Jahr um 340 Milliarden US-Dollar ansteigen”, prognostiziert Simon Stiell.

Es sei leicht, sich von all diesen Zahlen betäuben zu lassen, vor allem auf dieser COP, die ganz im Zeichen der Finanzen stehe, sagte er weiter. Dies sei jedoch der falsche Weg, denn diese Zahlen machten „den Unterschied zwischen Sicherheit und lebenszerstörenden Katastrophen für Milliarden von Menschen“ aus. Ihn beunruhige dies Tag und Nacht. Es sei falsch, auf kleine Geldzuwendungen zu vertrauen. Die Welt brauche eine „Flut“ von Finanzmitteln . „Die Mittel sind vorhanden. Wir müssen sie aufschließen und freigeben”, fordert Stiell.

Mehr News zur Weltklimakonferenz in Baku lesen Sie auf der nächsten Seite.

mit Material von dpa und AFP 

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