marktbericht
Im direkten Vergleich mit dem Dow Jones hat der DAX im ersten Halbjahr die Nase klar vorn gehabt. Das deutsche Börsenbarometer, das morgen seinen 35. Geburtstag feiert, konnte ein sattes Plus von 16 Prozent einfahren.
Der DAX hat zum Wochenschluss die Marke von 16.000 Punkten zurückerobern können und damit einen Tag vor seinem 35. Geburtstag ein Ausrufezeichen gesetzt. Das deutsche Börsenbarometer verabschiedete sich mit einem Tagesgewinn von 1,3 Prozent auf 16.148 Punkte ins Wochenende.
Vor 35 Jahren, am 1. Juli 1988, war der deutsche Leitindex bei rund 1164 Punkten gestartet. „Der DAX ist eine Erfolgsgeschichte“, meint Christine Bortenlänger vom Deutschen Aktien Institut. Wer seinerzeit umgerechnet 10.000 Euro in den DAX investiert habe, der könne sich heute über ein Vermögen von 160.000 Euro freuen.
Freude dürfte den Anlegern aber auch ein Blick auf die Halbjahresbilanz im DAX bereiten: Unterm Strich konnte der deutsche Leitindex in den ersten sechs Monaten des Jahres ein Plus von 16 Prozent einfahren.
Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum verbuchte der US-Leitindex Dow Jones ein Plus von gerade einmal 3,8 Prozent. Wobei der Vergleich zwischen DAX und Dow Jones – streng genommen – etwas hinkt, da beide Indizes unterschiedlich berechnet werden.
So handelt es sich beim Dow Jones um einen reinen Kursindex, der lediglich die Kursschwankungen seiner Mitglieder widerspiegelt. Der DAX ist dagegen ein Performance-Index, in seine Berechnung fließen also auch die gezahlten Dividenden der Unternehmen mit ein.
Während an der Wall Street zuletzt immer wieder Zins- und Rezessionsängste die Kurse in Schach gehalten hatten, sorgten zum Wochenschluss frische Daten von der Konjunkturfront für Erleichterung unter den Anlegern. So entwickelten sich die Konsumausgaben der amerikanischen Verbraucher zuletzt eher schwach. Zudem gab das von der Zentralbank bevorzugte Inflationsmaß PCE nach. Beide Entwicklungen nehmen etwas Druck von der Fed, die bereits deutlich gestiegenen Leitzinsen weiter anzuheben.
Das sorgte an den US-Börsen am letzten Handelstag des ersten Halbjahres für steigende Kurse. Der Leitindex Dow Jones gewann 0,8 Prozent auf 34.408 Punkte, Noch deutlicher konnten die Technologiewerte im Auswahlindex Nasdaq 100 von den gesunkenen Zinserwartungen profitieren, sie zogen um 1,6 Prozent an. Mit knapp 39 Prozent schaffte der Nasdaq 100 zwischen Januar und Juni den höchsten Kursanstieg in einem ersten Halbjahr seiner gut 38-jährigen Geschichte.
Für Furore sorgte einmal mehr die Apple-Aktie. Das Papier markierte bei 194,48 Dollar ein neues Rekordhoch. Im Zuge dessen ist der iPhone-Hersteller an der Börse wieder mehr als drei Billionen Dollar wert. In vier Jahren hat sich der Börsenwert mehr als verdoppelt. Seit Beginn diesen Jahres haben die Apple-Papiere rund 45 Prozent zugelegt, der Nasdaq-Index im Vergleich rund 30 Prozent.
Ganz am Dow-Ende fanden sich Aktien von Nike wieder. Der Sportartikelkonzern kämpft weiter mit hohen Lagerbeständen. Da die überschüssige Ware nur mit hohen Rabatten losgeschlagen werden konnte, sank der Gewinn im vierten Geschäftsquartal – per Ende Mai – und fiel etwas schlechter aus als von Analysten im Schnitt erwartet.
Ein lukrativer Deal schickt Bausch+Lomb auf Höhenflug. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis verkauft mehrere Augenmedikamente an den US-Konzern. Die an der Wall Street gelisteten Aktien gewinnen bis zu 13,9 Prozent auf ein Allzeithoch von 21,85 Dollar.
Jenseits der großen Indizes schnellen die Papiere des US-Diagnostikunternehmens Renalytix um gut ein Drittel nach oben, nachdem ihm die US-Gesundheitsbehörde FDA die Marktzulassung für einen Prognosetest für Diabetes und Nierenerkrankungen erteilt hatte.
Der nachlassende Inflationsdruck in den USA und die damit einhergehenden sinkenden Zinserwartungen lasteten zum Wochenschluss auf dem Dollar. Parallel dazu konnte sich der Euro in die Pluszone schieben, die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0914 Dollar und damit 0,4 Prozent mehr.
Am deutschen Aktienmarkt haben am letzten Handelstag des ersten Halbjahres Immobilien-Aktien mit starken Kursgewinnen auf sich aufmerksam gemacht. Im DAX gehörte Vonovia zu den größten Gewinnern, im MDAX zogen LEG Immobilien um über vier Prozent an, im SDAX lag Patrizia vorn. LEG hatte am Vorabend seine Prognosen für 2023 angehoben, das sorgte für gute Branchenstimmung.
Der Personalchef und Leiter des Immobilienmanagements der Deutschen Bank, Michael Ilgner, verlässt das Finanzinstitut zum 30. September. Die Nachfolgeregelung für den Verantwortungsbereich Ilgners will das Geldhaus zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Die Deutsche Bank hatte Ende April erklärt, ein Anleihengeschäft ihres Personalchefs wegen eines möglichen Verstoßes gegen interne Regeln zu prüfen.
Der DAX-Konzern Allianz und vier italienische Versicherer haben ein Rettungspaket für die unter Aufsicht gestellte Versicherung Eurovita geschnürt. Die zur Beteiligungsgesellschaft Cinven gehörende Assekuranz war wegen der steigenden Zinsen in Schieflage geraten und soll nun offenbar Teile ihrer Bestände an die Versicherungskonzerne Generali, Unipol, Intesa Sanpaolo, Allianz und Poste Vita abgeben.
Aktien von Kion haben ihren guten Lauf fortgesetzt, mit einem Plus von knapp sieben Prozent waren sie zum Wochenschluss der größte MDAX-Gewinner. Frischen Schwung für die laufende Erholungsrally gab der Deutsche-Bank-Experte Gael de-Bray mit seiner Kurszielerhöhung auf 47 Euro. Für Kion laufe es im Bereich Industrial Trucks und Services (ITS) deutlich besser als gedacht, so der Experte.
Auch Papiere der Sportartikelkonzerne Adidas und Puma verzeichneten deutliche Gewinne von über zwei Prozent. Sie konnten ihre Anfangsverluste rasch abschütteln, nachdem Marktteilnehmer die Kennziffern und Prognosen von Nike besser eingeordnet hatten. Auch der positive Gesamtmarkt half dabei.
Der deutsche Entwickler Künstlicher Intelligenz (KI), Aleph Alpha, steuert einem Zeitungsbericht zufolge darauf zu, mehr als 100 Millionen Euro bei Investoren einzusammeln. Im Rahmen der zweiten, so genannten Serie-B-Finanzierungsrunde wollten die Chipkonzerne Intel und Nvidia sowie die Softwareschmiede SAP als Wagniskapitalgeber neu bei Aleph Alpha einsteigen, berichtete das „Handelsblatt“.
An der Wiener Börse stand zum Wochenschluss die Bawag-Aktie im Mittelpunkt, nachdem der aktivistische Investor Petrus Advisers in einem Brief an die Europäische Bankenaufsicht starke Kritik an dem Geldhaus geübt hatte. Die Bawag konterte am Nachmittag mit einer Stellungnahme, in der sie das Vorgehen von Petrus Advisers als „inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend“ bezeichnete.
Die Roche-Tochter Genentech hat zum Medikament Evrysdi zur Behandlung von Kleinkindern, die an schwerer spinaler Muskelatrophie (SMA) leiden, gute Daten aus einer Follow-Up-Studie vorgelegt. Die Daten bestätigten die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Evrysdi bei Kindern, teilte der Pharmakonzern am Abend mit.
Für das Ford-Werk in Saarlouis, das 2025 seine Produktion einstellt, ist ein Investor gefunden worden. Es seien erste Vereinbarungen unterschrieben worden, teilte der Autobauer heute mit. „Dies ist eine hervorragende Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Potenzial, rund 2500 Arbeitsplätze in Saarlouis zu schaffen“, sagte Ford-Deutschlandchef Martin Sander. Der Name des Investors wurde nicht genannt.
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