Was aus 100.000 Euro wurde: Ein Jahr wie eine Wundertüte voller Geschenke

Vermutlich sind die Hoffungen der Investoren und Auguren insgeheim doch größer gewesen – die allgemeinen Erwartungen an das Anlegerjahr 2023 jedenfalls waren es nicht. Vielleicht haben aber gerade diese Zweifel einen guten Nährboden für die nun zahlreichen und vor allem ansehnlichen Erträge gebildet, die nach zwölf bewegten Monaten für viele Investments unter dem Strich übrig bleiben. Denn die Ausgangslage war alles andere als vielversprechend und einfach.

Noch im Jahr davor hatte es für die verschiedenen Anlagen auf der Welt Minuszeichen nur so gehagelt, Gewinner waren 2022 Mangelware und zudem oft eher ausgefallener Art. Der Krieg in der Ukra­ine und andere politische Krisen, Schwierigkeiten mit den internationale Lieferketten, plötzlich hohe Energiepreise und Inflationsraten insgesamt auch in Deutschland hatten die Weltwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Dieses schwierige Umfeld war zu Beginn dieses Jahres kaum anders, entsprechend zurückhaltend oder pessimistisch fielen so manche Prognosen für 2023 aus.

Doch die Weltwirtschaft erwies sich als erstaunlich robust und widerstandsfähig. Einen wichtigen Anteil an der letztlich weithin positiven Entwicklung an den Finanzmärkten hatten sicherlich auch die fortgesetzten Zinserhöhungen der Notenbanken, welche die Inflation mehr und mehr und das bisher einigermaßen erfolgreich eindämmten. Vor allem als erste Zeichen für ein Ende des Zinserhöhungszyklus auftauchten und zugleich Hoffnungen auf Zinssenkungen konkreter wurden, kam neuer Schwung in die Aktienmärkte, zumal wirtschaftliche Indikatoren ebenfalls Grund zu Hoffnung gaben. In diesem Umfeld schafften es Indizes wie der Dax Mitte Dezember sogar auf neue Rekorde.

Verluste in Kenia und der Türkei

Insofern fördert unser traditioneller Blick darauf, was in verschiedenen Anlagen auf der Welt binnen zwölf Monaten aus 100.000 Euro aus Sicht eines europäischen Investors geworden wäre, 2023 viel Erfreuliches und Überraschendes zutage. Die Angaben sind wie immer rein rechnerisch zu verstehen und berücksichtigen weder Transaktionskosten und sonstige Gebühren noch Inflationsraten oder Steuern.

Die erste gute Nachricht lautet: Anders als im Vorjahr überwiegen 2023 eindeutig die Pluszeichen. Eine zweite unter zahlreichen weiteren: Anders als sonst liegen dieses Mal nicht nur vor allem Indizes aus exotischen Ländern vorn, die sonst eher als Reiseziele oder Rohstofflieferanten bekannt sind und womit die angeführten Erträge eigentlich nicht realistisch zu erzielen gewesen wären.

Ganz im Gegenteil hätte sich das Geld in diesem Jahr an einer Börse wie der kenianischen sogar fast halbiert. Dabei sind solche Märkte für private Anleger ohnehin schwer bis gar nicht zugänglich, sie gelten zudem als intransparent und illiquide. Ebenfalls Verluste hätten Aktieninvestments in der von besonders hoher Inflation geplagten Türkei erbracht, wo nun nur noch 82.800 Euro übrig wären. Hier offenbart sich zudem das Währungsrisiko, denn die türkische Lira seht unter Druck: In Landeswährung gerechnet beträgt das Indexplus gut 30 Prozent.

Wie nahe Licht und Schatten häufig beieinanderliegen, zeigt gerade auch dieses Beispiel und der Blick auf das Vorjahr: Mit einem Plus von 125.300 Euro war der türkische Borsa Istanbul 100 im Jahr 2022 noch mit Abstand der erfolgreichste größere internationale Aktienindex. Das Gegenteil ist bei der volatilen und hochriskanten Kryptowährung Bitcoin der Fall. Waren zum Jahresende 2022 von 100.000 nur noch 38.000 Euro übrig – das Geld hätte sich also fast gedrittelt, wären 2023 aus dem Startbetrag 250.100 Euro geworden oder wäre ein Gewinn von 150.100 Euro entstanden, der beste Wert unserer Liste.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*