Der Weg zu 5G: Mobilfunk in Deutschland


Es ist ein bisschen wie ein Taktikshooter: Vier Teams sitzen in getrennten Zimmern eines schmucklosen Zweckbaus in Mainz vor ihren Computern und versuchen, die eigene Basis zu sichern sowie die Gegner in Schach zu halten. Das Spiel heißt „Frequenzauktion“ und wird derzeit unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit von der Bundesnetzagentur veranstaltet. Angetreten sind die drei deutschen Mobilfunknetzbetreiber und als Noob die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch.

Alle haben ein Ziel: Ein möglichst großes Stück vom Frequenzkuchen. Die Regulierungsbehörde versteigert Frequenzen für den nächsten Mobilfunkstandard 5G, in den Wirtschaft und Politik große Hoffnungen setzen. Es ist nicht der erste Frequenz-Hype, wie ein Blick in die deutsche Mobilfunkgeschichte zeigt. Das Jahr 2000 mit der milliardenschweren UMTS-Auktion ist denen, die dabei waren, noch in traumatischer Erinnerung.

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Marko Aliaksandr / Shutterstock.com

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Am Anfang stand das A-Netz: Das erste deutsche „Mobilfunknetz“ ging schon 1958 an den Start. Für sowas war damals die Deutsche Bundespost zuständig: Gespräche wurden von Hand vermittelt und mobil war das Ganze auch nur, wenn man die dicke Röhren-Funkanlage in den Kofferraum eines großen Autos einbaute. Mit knapp über 10.000 Teilnehmern war das A-Netz eine ziemlich exklusive Veranstaltung. Auch das B-Netz, immerhin schon für Selbstwähler, war nicht gerade ein Massenprodukt.

Der Mobilfunk, wie wir ihn heute kennen, begann 1985 in der alten Bundesrepublik. Mit dem analogen C-Netz wurden die Autotelefone kleiner und erschwinglich. Das Netz war auf Frequenzen um 450 MHz zellular aufgebaut und der Handover zwischen den Funkzellen funktionierte unterbrechungsfrei. Die Autotelefone hatten eine Sendeleistung von bis zu 15 Watt – damit bekam man auch am Rand der Großzellen mit einem Durchmesser von 40 bis 50 Kilometern noch eine Verbindung.

Unter einer neuen Vorwahl (0161) waren die bis zu 850.000 Teilnehmer zu erreichen. 1990 kamen die automatische Rufweiterleitung und der netzgestützte Netzanrufbeantworter ins C-Netz. Die Nutzer wurden anhand einer codierten Magnetkarte identifiziert, später einer Chipkarte – dem Vorläufer der heutigen SIM-Karte.

Was im C-Netz nicht so toll funktioniert hat: Roaming. Die internationalen C-Netze waren auf unterschiedlichen, nicht miteinander kompatiblen Standards aufgebaut. Mit einem deutschen Autotelefon hätte man in Portugal und Südafrika telefonieren können – rein technisch gesehen, entsprechende Verträge hat es nie gegeben. Andere Länder, andere Standards.

Die Erfahrungen mit dem weltweit zersplitterten C-Netz waren ein wesentlicher Antrieb, einen europäischen Standard für Mobilfunk zu schaffen. Schon 1983 hatte die Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation (CEPT) eine Arbeitsgruppe für Mobilfunk gegründet: Die Groupe Spécial Mobile, die später im Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) aufging. Sie sollte die zweite Mobilfunkgeneration (2G) nachhaltig prägen.

Die Groupe Spécial Mobile (kurz: GSM) ist die Keimzelle des digitalen Mobilfunkstandards, mit dem noch heute nicht nur in Europa telefoniert wird: Global System for Mobile Communications (kurz: GSM). 1987 einigten sich die Europäer auf die erste Spezifikation. Parallel bemühte sich die EU-Kommission um die Harmonisierung des Spektrums: ein europäischer Standard war nur sinnvoll, wenn alle auf der gleichen Wellenlänge – in diesem Fall 900 MHz – funken.

Der weltweit erste Anruf über GSM erfolgte 1991 im Netz des finnischen Anbieters Radiolinja. In Deutschland funkten ab 1992 die ersten „D-Netze“ im Regelbetrieb. Dabei bekam die Bundespost erstmals Konkurrenz: Postminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) hatte Ende der 1980er Jahre in weiser Voraussicht dafür gesorgt, dass auch ein Privatunternehmen eine Lizenz für GSM-Frequenzen erhalten sollte. Den Zuschlag bekam der Mannesmann-Konzern, der 1992 mit „D2 privat“ auf Sendung ging.

Auch in den Anfangsjahren vom GSM war Mobilfunk noch eine teures Vergnügen: Die aus heutiger Sicht grobschlächtigen Handys kosteten um die 3000 D-Mark. Bei den Tarifen haben sich die Anbieter an die im Festnetz bewährten Modelle gehalten: Zu einer monatlichen Grundgebühr von knapp 80 D-Mark kamen nach Uhrzeit gestaffelte Minutenpreise von 0,50 bis 1,50 D-Mark.

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