Kontogebühren – Wer nicht hören will, muss zahlen

Reihenweise erhöhen Sparkassen und andere Institute die Gebühren. Dahinter lassen sich nicht nur Geldsorgen erkennen: Die Banken erziehen ihre Kunden auf rabiate Art.

Wer nicht hören will, muss zahlen. Nach diesem Motto erhöhen einige der größten Geldhäuser in den kommenden Wochen die Preise für das Girokonto. Ab 1. November verlangt die Postbank höhere Gebühren, die Berliner Sparkasse folgt am 1. Dezember, die Mittelbrandenburgische Sparkasse aus dem benachbarten Potsdam am 1. Januar. Viele andere, darunter auch kleine Institute, waren schon in den zurückliegenden Monaten mit happigen Aufschlägen aktiv.

Die neuen Preislisten machen dem Kunden nicht nur klar, was er künftig für sein Konto zu bezahlen hat. Sie lassen sich auch als Verbotslisten interpretieren. Die Zeit des Laissez-faire, als die Menschen mit Gratisangeboten dazu ermutigt wurden, mit ihren Konten zu machen, was sie wollten, ist vorbei.

Mehr zum Thema: Wer zu viel Geld auf dem Konto hat, muss bald zahlen

Jetzt hat jeder Kunde alles zu unterlassen, was der Bank weniger bringt als es sie kostet. Angesichts geringerer Einnahmen und höherer Ausgaben ist das verständlich. Die neuen Erziehungsgrundsätze lassen sich in sieben Geboten zusammenfassen.

1. Du sollst keine andere Bank neben mir haben

Bei der Postbank zahlen bald nur noch jene Kunden keine Kontoführungsgebühren, bei denen monatlich mindestens 3000 Euro auf dem Konto landen. Dass Gutverdiener die liebsten Kunden sind, ist klar. Schließlich lassen sich denen leichter auch noch andere Produkte verkaufen. Wichtiger ist aber diese Botschaft: Wer uns nicht zu seiner Hausbank erklärt und das Konto zum Gehaltskonto macht, kann wegbleiben. Mindestgeldeingänge sind mittlerweile vielerorts Standard bei „Gratiskonten“.

2. Du sollst das Konto endlich online führen

Wer für Überweisungen und Auszahlungen auch im Jahr 2016 das Personal in der Filiale belästigt, muss dafür zahlen. Online-Banking ist für die Banken schließlich günstiger. Die Postbank führte diese Regel bereits im Vorjahr ein, seitdem verlangt sie 99 Cent pro Papierüberweisung – auch bei Konten, für die sie ohnehin 3,90 Euro im Monat verlangt.

Diese Girokonten sind noch kostenlos. (Foto: Infografik Die Welt)

Die Berliner Sparkasse hat dieses Modell zum Beispiel noch einmal verfeinert: Die Konto-Variante „Giro Individual“ kostet zwar nur einen Euro im Monat, dafür kostet aber jede Buchung 30 Cent, egal ob Gutschrift, Lastschrift oder Kartenzahlung. Überweisungen per Beleg oder am Kontoservice-Terminal kosten sogar 60 Cent. Der Monatspreis des Online-Kontos Giro-Digital liegt zwar bei drei Euro, dafür sind Buchungen und Überweisungen dort inklusive.

3. Du sollst keine Mini-Beträge am Automaten ziehen

Die Bargeldversorgung ist bei vielen Banken nicht mehr kostenlos: Selbst wenn sich der Kunde ausschließlich vor Automaten seines Instituts stellt, muss er mitunter zahlen. Das gilt nun bald für alle „Individual“-Kunden der Berliner Sparkasse. 30 Cent fallen hier an. Geht es um Einschränkungen am Automaten sind aber nicht die Filial-, sondern die Onlinebanken besonders rabiat: Bei der Fidor-Bank sind nur noch zwei Abhebungen pro Monat gebührenfrei, bei N26 drei. Jeder weitere kostet zwei Euro.

Die Abhebebeträge an Geldautomaten sind gesunken. (Foto: Infografik Die Welt)

Die DKB Bank hat nicht die Anzahl, dafür aber den Abhebebetrag hochgesetzt: Ohne Gebühr gibt es Scheine nur noch ab 50 Euro. Dies liegt zwar deutlich unter dem durchschnittlichen Abhebebetrag, den die ING-DiBa für ihre Kunden mit 150 Euro angibt, doch es gibt offenbar viele Kunden, die nur 20 oder 30 Euro holen – und dafür häufiger kommen.

4. Du sollst wegbleiben mit dreckigen Münzen

Kommende Woche ist wieder Weltspartag. In der Vergangenheit war das ein Festtag. Bundesweit trugen Kinder ihre prall gefüllten Sparschweine zu Banken. Heute nimmt nicht mehr jede Filiale das Hartgeld an. Oder sie lässt sich die Annahme bezahlen – zumindest von Kunden ohne Sparschwein. Die Berliner Sparkasse verlangt nun 7,50 Euro für alle Kontomodelle. Andere Institute haben noch höhere Sätze. Damit macht die Kleingeldeinzahlung meist überhaupt keinen Sinn mehr. Begründet wird dies mit kostspieligen Vorgaben: Jede Bank muss falsche, beschädigte oder verschmutzte Münzen aussortieren, sie in Papierrollen drehen, aufbewahren, transportieren.

5. Du sollst keine analogen Kontoauszüge mehr ziehen

Wer bisher sein Onlinekonto bei der Sparkasse führte und eigentlich alle Buchungen im Netz sah, bekam trotzdem ständig die Kontoauszüge zugeschickt, wenn er sie nicht am Auszugsdrucker abholte. Das kostete dann einmal Briefporto. Damit machen nun auch die meisten Sparkassen Schluss. Auszüge sollen elektronisch gezogen werden. Bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse kostet sonst jeder Gang zum Drucker in der Filiale zwei Euro. Ähnlich handhaben das die Berliner Kollegen. In München kostet der Auszug beim Onlinekonto sogar 2,50 Euro. Manche Sparkassen sind dagegen so gütig, dass sie eine Anzahl von kostenlosen Drucken ihren Kunden gewähren.

6. Du sollst häufiger mit der Kreditkarte bezahlen

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse berechnet ihren Onlinekonto-Kunden für die Kreditkarte künftig eine Jahresgebühr in Höhe von 35 Euro, nur beim teuren Inklusivkonto für 8,50 Euro Monatsbeitrag ist die Karte weiterhin inklusive. Andere Banken staffeln die Jahresgebühr: Nur wer die Kreditkarte rege bei seinen Einkäufen nutzt, kommt dort noch um die Jahresgebühr herum. Früher haben sich Kreditkarten für die Banken eher gelohnt, da sie an den Umsätzen stärker beteiligt waren. Doch seit dem Vorjahr ist der Anteil gedeckelt. Heute muss der Kunde also häufiger mit der Kreditkarte bezahlen, damit sich das Produkt für die Bank rechnet. Bei manchen Sparkassen, beispielsweise in der Hauptstadt, werden bei manchen Online-Kontomodellen sogar die normalen EC-Karten kostenpflichtig. Pro Jahr werden 8,50 Euro fällig.

7. Du sollst dein Alter mit Würde tragen

Die Abkehr vom Gratiskonto hat bei einer Kundengruppe noch nicht eingesetzt: jungen Menschen. Wie ein aktueller Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität zeigt, kassieren nur zwei von 28 untersuchten Banken von Kunden bis Mitte 20 Kontoführungsgebühren. Doch bei Zinsen sind viele genauso knauserig: Bei der Hälfte der Anbieter gibt es nicht einmal mehr einen symbolischen Satz. Hier fällt die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die ansonsten kräftig an der Gebührenschraube dreht, mit 1,5 Prozent positiv auf, keine zahlt derzeit mehr. Den anderen Kunden, die keinen Guthabenzins bekommen, bleibt nichts anderes übrig, als die Nachteile des Alters mit Würde zu tragen. Oder sie wechseln die Bank. Das gilt für alle Kunden, die sich über hohe Gebühren aufregen. Es gibt weiterhin Banken, bei denen Konto, Karten und Bargeldversorgung – zumindest bis zu einer gewissen Zahl an Abhebungen – kostenlos sind. Hier verursacht das Konto nur Kosten, wenn es ins Minus rutscht.

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