Hirscher trotz Fast-Sturz Zweiter in Sölden hinter Pinturault

Der Salzburger saß im Finale bereits auf dem Hosenboden, rettete aber artistisch den Podestplatz vor dem drittplatzierten Deutschen Felix Neureuther. 16.000 Zuschauer verfolgten den Start in die WM-Saison.

Hirscher war die Erleichterung nach der traditionell ersten Riesentorlauf-Show des Winters auf dem 3.000 Meter hohen Rettenbachferner trotz des kurzen Malheurs deutlich anzusehen. Der Salzburger hatte bis zuletzt über Probleme und Rückstand im Training geklagt. Erst vergangenen Freitag hatte er u.a. mit dem Rückgriff auf alte Vorjahres-Skischuhe wieder in die Spur gefunden. Am ersten Renntag war dann nur Pinturault für ihn nicht erreichbar.

„Ich bin extrem happy, denn die Verunsicherung war brutal. Das jetzt ist ein komplett anderes Bild als im Training“, zeigte sich Hirscher im Ziel erleichtert. Einem womöglich vergebenen Sieg trauerte er keine Sekunde nach, denn bei 0,70 Sekunden Rückstand hätte er auch ohne seinen Absitzer in der Entscheidung Pinturault wohl nicht gefährden können.

Denn der Franzose fuhr trotz schwieriger Sichtverhältnisse wie auf Schienen und fehlerlos mit zweimaliger Laufbestzeit auch zu seinem 16. Weltcupsieg. Dem siebenten im „Riesen“, nachdem er vergangenen Winter schon die zweite Saisonhälfte beherrscht und dabei auch zweimal in Hinterstoder gewonnen hatte.

In Sölden war er davor zweimal Zweiter und einmal Dritter gewesen. „In Österreich zu gewinnen, macht viel Spaß, weil die Zuschauer hier immer eine große Show sehen wollen“, freute sich der 25-Jährige aus Courchevel.

Das als erste Attacke im Kampf gegen den fünffachen Weltcup-Gesamtsieger Hirscher zu sehen, käme verfrüht, betonte der Franzose. „Aber es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen für den Rest der Saison.“

Während der hinter Pinturault und Hirscher als Halbzeit-Dritter glänzende Schweizer Justin Murisier noch auf Platz sieben zurückfiel, ging Platz drei an Routinier Neureuther. „Ich bin megazufrieden, bin ja nicht mehr der Allerjüngste. Aber Alexis und Marcel waren ganz klar die dominierenden Jungs heute“, sagte der 32-jährige Deutsche.

Wie bei den Damen (14.000 Zuschauer) wurden auch die Herren am Sonntag zunächst von Postkastenwetter empfangen. Die vielen Fans erlebten ein Spektakel, bei dem Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer den Vorläufer gab.

Sie sahen aber auch, wie der blaue Himmel in der Entscheidung zuzog. Und damit das Finale doch wieder zusätzlich schwierig machte, nachdem es diesmal wegen der noch nicht erfolgten Zeitumstellung auch für die Besten gute Sichtbedingungen gegeben hätte.

Prompt gab es einige Stürze und Ausfälle. Hirscher bewahrte sich in der Steilhang-Einfahrt mit einer artistischen Aktion davor. „Hoppala“ habe er sich zunächst gedacht. „Aber dann bin ich schon auch ein bissl grantig gewesen. Alexis ist derzeit eine Liga drüber. Trotzdem, es war ein geiler Tag.“

Hirscher war diesmal der einzige Österreicher in den Top-Ten. Der Vorjahres-Sechste Roland Leitinger war zwar erneut zweitbester ÖSV-Fahrer, diesmal aber nur als 20. „Das ist eben nicht immer ein Wunschkonzert“, meinte er.

Der im Training so starke Philipp Schörghofer kam gar über Rang 22 nicht hinaus. „Es hat nichts zusammengepasst heute. Der Schnee war super, aber nicht das, was wir trainiert haben“, ärgerte sich der Salzburger.

Die Überraschungen brachten diesmal andere. Etwa der Slowene Zan Kranjec als Vierter unmittelbar vor Ted Ligety. Der Sölden-Rekordsieger aus den USA war beim Comeback nach neunmonatiger Verletzungspause mit Rang fünf mehr als zufrieden. Der 19-jährige Junioren-Weltmeister Marco Odermatt aus der Schweiz gefiel mit Platz 17 trotz Startnummer 53.

Pech hatte Stefan Brennsteiner. Der Salzburger zog sich im ersten Durchgang einen Riss des Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie zu. Der 25-Jährige wurde noch am Sonntag in Innsbruck operiert.

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