Kanzlerin Angela Merkel hat die Stimmung im Land nach den verkündeten Einschränkungen beim Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca treffend auf den Punkt gebracht: „Das alles wird Verunsicherung mit sich bringen.“ Wohl wahr. Und um die komplett zu machen, hat die britische Regierung als Reaktion auf die Maßnahmen in Deutschland AstraZeneca prompt das Vertrauen ausgesprochen. Wenig später gefolgt von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Ist dieser Impfstoff denn nun unbedenklich oder nicht?
Aus Verunsicherung könnte Verzweiflung werden, wären da nicht auch gute Nachrichten, die die Hoffnung schüren, dass wir das Schlimmste der Corona-Krise womöglich ab Herbst hinter uns haben – wenn jetzt keine weiteren Fehler seitens der Politik hinzukommen. Da wäre zunächst die Meldung, dass das Vakzin von Biontech/Pfizer auch Jugendliche vor einer Corona-Erkrankung schützt. Unter jungen Menschen breitet sich das Virus gerade rasend schnell aus.
Noch mehr Mut macht, dass die Kanzlerin dabei ist, mit den Präsidenten Frankreichs und Russlands eine Impfkooperation zu schmieden. Sputnik V, das die Russen entwickelt haben, könnte ab dem zweiten Halbjahr entscheidend dazu beitragen, die Impfengpässe zu lindern und mögliche Ausfälle von AstraZeneca teilweise auszugleichen. Ab Mai soll der Impfstoff von Johnson&Johnson verfügbar sein, damit würden ohne Sputnik Vakzine von fünf Herstellern bereitstehen.
Damit aus der Kooperation aber kein Sputnik-Schock wird, sollte die Kanzlerin zwar mit Europa zusammenarbeiten, jedoch diesmal keine Euro-Sammelbestellung aufgeben. Wohin das führt, hat man gesehen. Zweitens sollten keine politisch motivierten und daher knappen Zeitpläne aufgestellt werden. Die EMA soll Sputnik in Ruhe und mit aller Sorgfalt prüfen können. Parallel dazu und abgestimmt könnten Instanzen in den Mitgliedstaaten das russische Vakzin unter die Lupe nehmen. Damit sich dann bei einer Zulassung alle einig sind und nicht wieder irgendeine Kommission wie Kai aus der Kiste kommt und Alarm schlägt.
Zum Wesen schwerer Krisen gehört, dass kein Patentrezept zur Hand ist, das sofort wirkt. Dass es Rückschläge bei der Bewältigung gibt. Gesundheitsminister Spahn hat gesagt, wir würden uns gegenseitig viel verzeihen müssen, wenn diese Pandemie überstanden ist. Die meisten Menschen sind wohl dazu bereit. Wenn die politisch Verantwortlichen aus Fehlern lernen.
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