Terrorakt in St. Petersburg: Attentäter offenbar identifiziert

Der mutmaßliche Tatverdächtige des Anschlags von St. Petersburg ist ein in Kirgistan geborener russischer Staatsbürger. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf kirgisische Behörden. Nach einem Bombenanschlag in der U-Bahn sind die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt massiv verstärkt worden. Alle Zugänge zu den U-Bahnen würden zusätzlich bewacht, teilte der Metro-Betreiber mit. Zudem würden Busse und Straßenbahnen stärker überprüft. Auch in der Hauptstadt Moskau patrouillieren zahlreiche Polizisten an den Flughäfen, Bahnhöfen und in den Metro-Stationen.

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Durch die Explosion eines Sprengsatzes waren am Montag in St. Petersburg mindestens elf Menschen gestorben, Dutzende wurden verletzt. Eine zweite Bombe wurde rechtzeitig entschärft. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus.

Die Suche nach den Tätern läuft inzwischen auf Hochtouren. Bei einem der Täter sollte es sich nach ersten Medienberichten um einen Mann aus Zentralasien handeln. „Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde“, sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax. Nach bisherigen Kenntnisstand soll der Mann 23 Jahre alt sein und radikal-islamistische Verbindungen haben. Zunächst hatte es geheißen, dass der Anschlag nicht von einem Selbstmordattentäter verübt worden sei.

Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasien in die Tat involviert sein könnten. Die Behörden hatten am Montag nach zwei Verdächtigen gesucht, die auf Bildern von Überwachungskameras entdeckt wurden.

Präsident Wladimir Putin, der am Abend rote Rosen am Eingang der Metrostation Technisches Institut ablegte, sei über alle Entwicklungen informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Theorie über einen Selbstmordattentäter kommentierte er nicht.

Die Stadtverwaltung von St. Petersburg rief eine dreitägige Trauer aus. Zahlreiche Menschen stellten vor den Zugängen der U-Bahn-Stationen und in Moskau in der Nähe der Kremlmauer Kerzen auf und legten Blumen für die Opfer nieder.

Wenige Stunden nach dem Anschlag nahmen die U-Bahnen ihren Betrieb wieder auf. Die Metro der Linie 2, auf der es zu der Explosion kam, werde zunächst jedoch nur einige Stationen anfahren, teilte der U-Bahn-Betreiber der Agentur Interfax zufolge mit. Für weitere Ermittlungen bleibe auch eine zweite U-Bahn-Station gesperrt.

Putin war am Montag anlässlich einer Konferenz und eines Treffens mit dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf.

In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in der russischen Hauptstadt Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge mit Toten.

Anschlag passierte kurz vor 15 Uhr

Der Anschlag ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit außerhalb der Hauptverkehrszeit. In einem Waggon nahe der Station Sennaja Ploschad wurde laut Interfax eine Splitterbombe gezündet. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen. Den vorläufigen Erkenntnissen zufolge habe sich der Sprengsatz in einem Rucksack befunden. Zunächst hatten die Sicherheitsbehörden nach einem Mann gefahndet, der auf Überwachungskameras zu sehen war. Dieser stellte sich aber dann der Polizei und gab an, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben.

Ein weiterer Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation in St. Petersburg konnte nach Angaben der Sicherheitsbehörden entschärft werden. Die staatliche Untersuchungsbehörde leitete ein Verfahren wegen eines terroristischen Anschlags ein. Alle Metro-Stationen in St. Petersburg wurden vorübergehend geschlossen.

TV-Sender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein großes Loch zu sehen. Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: „Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.“ In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht. Das französische Innenministerium kündigte an, als Konsequenz aus den Ereignissen in St. Petersburg auch in Paris die Sicherheitsvorkehrungen für den öffentlichen Nahverkehr zu verstärken. In Frankreich herrscht wegen mehrerer Anschläge islamistischer Extremisten der Ausnahmezustand.

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