Streit um Sanierung: Sibler: Deutsches Museum nicht schuld an Insolvenz des Architekturbüros

  • Ein Controllingbericht stellt fest: Das Deutsche Museum ist nicht schuld an der Insolvenz des Architekturbüros, das die Sanierung leitet.
  • Derzeit wird ein neues Planungsbüro gesucht, die Arbeiten gehen aber weiter.
  • Seit drei Jahren wird der erste Teil des Museums saniert, und ein Großteil der Mittel, die für die gesamte Erneuerung vorgesehen waren, ist bereits aufgebraucht.

Von Martina Scherf

Die Kostenexplosion bei der Generalsanierung des Deutschen Museums hat am Mittwoch den Wissenschaftsausschuss im Landtag beschäftigt. Nach dem Insolvenzantrag des Architekturbüros, der die Situation zuletzt noch einmal verschärft hatte, hatte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) einen Sonderbericht der externen Controller Ernst & Young angefordert. Dieser sei ihm am vergangenen Freitag übergeben worden, sagte Sibler den Abgeordneten und zog das Fazit: „Die Verfasser fanden keine Hinweise darauf, dass durch das Verhalten des Museums eine ursächliche Verknüpfung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens bestehe.“

Im Klartext heißt das: Das Museum ist nicht schuld an der Insolvenz des Architekturbüros Schmidt-Schicketanz, eines renommierten Münchner Büros. Darüber werden sich nun beide Parteien im Insolvenzverfahren weiter streiten. Währenddessen laufen die Arbeiten auf der Baustelle aber weiter, „das ist die gute Nachricht“, sagte Sibler. Es werde ein neues Planungsbüro gesucht.

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Der Minister betonte noch einmal, dass das Deutsche Museum keine staatliche Einrichtung sei, sondern als Anstalt des öffentlichen Rechts eigenmächtig handle. Die 150 Millionen Euro Zuschuss, die er dem Museum zuletzt in Aussicht gestellt habe, sei die Obergrenze. „Der Verwaltungsrat muss jetzt so schnell wie möglich Szenarien entwickeln, was mit diesem Finanzrahmen verwirklicht werden kann“, sagte Sibler.

Seit drei Jahren wird der erste Teil des Museums saniert, und ein Großteil der Mittel – je 180 Millionen Euro von Bund und Freistaat plus 45 Millionen von privaten Spendern – die eigentlich für die gesamte Erneuerung der Museumsinsel vorgesehen waren, ist bereits aufgebraucht. Das wurde in der folgenden Aussprache deutlich. „Das Deutsche Museum ist ein Leuchtturm“, sagte Verena Osgyan von den Grünen, „die Renovierung war überfällig, und es wäre furchtbar, wenn jetzt an den Ausstellungen gespart werden müsste.“ Wenn man die Controllingberichte genau lese, dann werde aber deutlich, dass auch der Zuschuss von 150 Millionen nicht reichen werde, um am Ende ein Museum zu präsentieren, das seinem Weltruf gerecht werde.

„Bevor über weitere Kostendeckel diskutiert wird, sind die Museums- und die Bauleitung aufgefordert, nach preiswerteren Lösungen zu suchen“, sagte der Ausschussvorsitzende Robert Brannekämper (CSU). Er forderte die Staatsregierung auf, sich in Berlin „massiv“ dafür einzusetzen, dass auch die Bundesregierung sich nochmal engagiere – am besten mit ebenfalls 150 Millionen.

Dem wesentlich kleineren Berliner Naturkundemuseum habe der Bund jüngst einen Zuschuss von 327 Millionen Euro zugestanden, „da ist es nicht einzusehen, warum das Deutsche Museum in dieser Finanzierungsrunde leer ausgehen sollte.“ Es sei schließlich das mit 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr besucherstärkste naturwissenschaftliche Museum der Republik, und sowohl die Bundesregierung als auch alle Länderparlamente seien in dessen Gremien vertreten. Sein Fraktionskollege Franz Josef Pschierer appellierte an Bürger und Wirtschaft, mehr zu spenden.

Wolfgang Heubisch (FDP), der 2011 als damaliger Minister den Sanierungsvertrag zwischen Freistaat und Bund unterzeichnet hatte, forderte mehr Transparenz bei den Kosten. Auch Volkmar Halbleib (SPD) beklagte, das Ministerium habe den Landtag nicht rechtzeitig über die dramatische Entwicklung informiert – obwohl der Amtschef des Wissenschaftsministers im Verwaltungsrat sitzt.

Ende Juni soll der Verwaltungsrat seine Sparszenarien vorlegen. Am 3. Juli sollen dann Museumsdirektor Wolfgang Heckl und der Generalbevollmächtigte für die Sanierung, Dieter Lang, dem Wissenschaftsausschuss Rede und Antwort stehen.

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