„Bestand die Gefahr eines Anschlags“ – Mehrere Festnahmen nach Polizeieinsatz an Synagoge

Zum jüdischen Feiertag Jom Kippur hat nach offiziellen Angaben die Gefahr eines Angriffs auf die Synagoge im nordrhein-westfälischen Hagen bestanden. Das sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag bei einer Vereidigungsfeier junger Polizisten in Köln. „Ihre Kolleginnen und Kollegen haben das vermutlich verhindert.“ Auch ein Ermittler sprach von einer „konkreten Gefährdung“.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht nannte es eine „sehr ernsten Bedrohungslage“. Der Vorfall wecke entsetzliche Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor zwei Jahren, sagte die SPD-Politikerin nach einer Mitteilung ihres Ministeriums. Die Polizei Hagen schrieb bei Twitter, es habe vier Festnahmen gegeben. Aus nordrhein-westfälischen Sicherheitskreisen verlautete, der Generalbundesanwalt sei eingeschaltet worden.

Polizisten hatten den Zugang zu der Synagoge im Zentrum der Stadt am späten Mittwochnachmittag abgesperrt. Zuvor gab es nach Angaben aus Sicherheitskreisen Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes auf eine „mögliche Gefährdungslage“. Ein für den Abend geplanter Gottesdienst zu Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, wurde abgesagt. Die besonderen Einsatzmaßnahmen der Polizei waren in der Nacht abgeschlossen worden. Es seien vor Ort keine Hinweise auf eine Gefährdung festgestellt worden, teilte die Polizei Dortmund mit.

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An Jom Kippur vor zwei Jahren hatte ein bewaffneter Rechtsextremist in Halle in Sachsen-Anhalt versucht, gewaltsam in die dortige Synagoge einzudringen. Als die Tür standhielt, erschoss er in der Nähe zwei Menschen und verletzte auf der Flucht zwei weitere.

Nach Angaben der Polizei ist unter den Festgenommenen auch ein 16-Jähriger. Eine Polizeisprecherin sagte, es liefen Durchsuchungen, um mögliche Beweismittel zu sichern. Der Einsatz dauerte am späten Vormittag an. Einem dpa-Fotografen zufolge waren in der Nähe der Wohnung des 16-Jährigen weiterhin zahlreiche Spezialkräfte im Einsatz.

Nach möglicher Gefährdungslage an Synagoge in Hagen

Ermittler durchsuchen eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus
Quelle: dpa/Markus Klümper

Bewaffnete Polizisten stehen vor der Synagoge in Hagen

Bewaffnete Polizisten stehen vor der Synagoge in Hagen
Quelle: dpa/Markus Klümper

Ein ausländischer Partnerdienst hatte nach Informationen aus Sicherheitskreisen den Bundesnachrichtendienst (BND) vor einem mutmaßlichen Islamisten in Deutschland gewarnt. Der Jugendliche, der bei seinem Vater lebt, soll in seiner Kommunikation im Internet Aussagen zu einem womöglich geplanten Anschlag gemacht haben.

Dem „Spiegel“ zufolge ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf gegen den Jugendlichen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Auf dpa-Anfrage wollte ein Sprecher der Behörde zunächst nur bestätigen, dass die bei der Behörde angesiedelte „Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen“ in die Ermittlungen eingebunden ist. „Nähere Angaben können zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden“, so der Sprecher.

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