Wie lief die Evakuierung aus Sudan?

Insgesamt sind am Wochenende mehr als tausend EU-Bürger aus Sudan in Sicherheit gebracht worden. Das berichtete der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag beim Treffen der Außenminister in Luxemburg. „Es war also ein erfolgreicher, aber komplexer Einsatz“, sagte der Spanier. Zwanzig Mitarbeiter der EU seien außer Landes gebracht worden. Der EU-Botschafter halte sich noch in Sudan auf, befinde sich aber nicht mehr in Khartum. Aidan O’Hara, ein Ire, war vor einer Woche in seiner Residenz von einer Gruppe unbekannter Männer tätlich angegriffen, dabei aber nicht ernsthaft verletzt worden.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Borrell sagte, dass er mit den Führern der beiden Kriegsparteien telefoniert habe. Die Botschaft fasste er so zusammen: „Sie müssen den Krieg beenden, die Waffen zum Schweigen bringen und eine politische Lösung finden, weil es keine militärische Lösung gibt.“ Auch der italienische Außenminister Antonio Tajani sagte, dass er mit beiden Führern gesprochen habe. „Wir müssen jetzt die Lage beruhigen, ab er es ist nicht einfach“, sagte Tajani.

Vor allem Frankreich und Deutschland waren aktiv

Etliche Minister dankten am Montag namentlich Frankreich und Deutschland für deren führende Rolle bei dem Rettungseinsatz. Allein Frankreich flog mit fünf Flügen etwa 470 Personen aus, wie die französische Außenministerin Catherine Colonna am Montagmittag am Rande des Außenministerrats im Gespräch mit der F.A.Z. und drei weiteren Medien berichtete. Davon seien etwa 180 Franzosen gewesen.

Darüber hinaus habe man das EU-Personal, Bürger aus 13 weiteren EU-Staaten sowie dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und Norwegen ausgeflogen und aus neun außereuropäischen Staaten, darunter den Vereinigten Staaten und Japan. Der Einsatz sei tagelang vorbereitet und diplomatisch flankiert worden. Präsident Emmanuel Macron habe den Einsatzbefehl am Freitagabend erteilt, am Samstagnachmittag landete dann die erste Maschine zur Evakuierung.

Es gibt keine Garantien

Dafür wurde ein Flugfeld zwanzig Kilometer nördlich der Hauptstadt ausgewählt, weil der Flughafen im Zentrum zu stark beschädigt und die Lage dort zu gefährlich war. Personen, die außer Landes gebracht werden sollten, sammelten sich an drei Stellen in der Stadt. Von dort wurden sie im Konvoi zum Flugfeld gefahren – über eine Strecke, die durch umkämpftes Gebiet lief, das teils von den Milizen, teils von der Armee kontrolliert wurde.

Die französische Außenministerin Catherine Colonna auf einem Treffen der G7 im April 2023 in Japan

Die französische Außenministerin Catherine Colonna auf einem Treffen der G7 im April 2023 in Japan : Bild: EPA

Es habe eine informelle Zusicherung gegeben, so Colonna, dass die Kämpfe nach dem Ende des Ramadan am Freitagabend eingestellt oder jedenfalls stark vermindert würden, während des drei Tage währenden Zuckerfestes. Paris wandte sich auch an die Vereinigten Arabischen Emirat und Saudi-Arabien, damit sie dies durch ihren Einfluss auf die Kriegsparteien absicherten. „Eine Garantie gibt es in einer solchen Lage nicht, das war extrem komplex“, sagte die Ministerin.

Das Flugfeld wurde von französischen Soldaten gesichert. Nachdem der fünfte Flug am Montagmittag abgehoben war, wurde die Kontrolle an deutsche Kräfte übergeben, die noch einen weiteren Flug zu schützen hatten. Genutzt wurde der Flughafen auch von Italien, Spanien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich für Evakuierungen. In der Regel wurden die Menschen nach Dschibuti geflogen, von wo sie mit nationalen Flügen in ihre Heimatländer zurückgebracht wurden. Colonna wertete den Einsatz „als gutes Beispiel europäischer Solidarität“, man habe sich eng untereinander abgestimmt, auch mit Deutschland. Mit Außenministerin Annalena Baerbock habe sie mindestens zehnmal telefoniert. Baerbock selbst hatte es am Montag vorgezogen, in Berlin zu bleiben und von dort aus den Abschluss der Rettungsflüge zu verfolgen.

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