Wagner-Chef Prigoschin kündigt Abzug seiner Kämpfer aus Bachmut für den 10. Mai an

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat einen Rückzug seiner Truppen aus der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine angekündigt. „Am 10. Mai 2023 werden wir unsere Stellungen in Bachmut an Einheiten des Verteidigungsministeriums übergeben und Wagner-Einheiten zurückziehen müssen, um unsere Wunden zu lecken“, schrieb Prigoschin am Freitag im Onlinedienst Telegram. Wegen des Munitionsmangels müssten seine Kämpfer ansonsten mit einem „sinnlosen Tod“ rechnen. Zugleich schrieb er: „Wenn Russland in Gefahr sein wird, werden wir erneut zur Verteidigung kommen.“

Damit verschärft Prigoschin den seit Monaten schwelenden Konflikt mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und der Militärführung erneut. Erst in der Nacht zu Freitag war ein Video von Prigoschin veröffentlicht worden, in dem dieser mit schweren Beleidigungen gegen die Militärführung in Moskau wettert. Das Video zeigt den 61-Jährigen vor zahlreichen aufgereihten Leichen in der Dunkelheit auf einer Wiese. „Das sind Wagner-Kämpfer, die heute getötet wurden. Das Blut ist noch frisch“, sagte der sichtlich aufgebrachte Prigoschin.

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Ukraine-Krieg

Dann richtete er sich direkt an Russlands Verteidigungsminister Schoigu und an Generalstabschef Waleri Gerassimow – und schrie in die Kamera: „Schoigu, Gerassimow, wo, verdammte Scheiße, ist die Munition?“ Anschließend schimpfte er weiter: „Ihr Biester, ihr sitzt in teuren Clubs, eure Kinder haben Spaß am Leben und nehmen Youtube-Clips auf.“ Hätte seine Truppe ausreichend Munition, wären die Todeszahlen fünf Mal niedriger, behauptete er.

Im seit mehr als 14 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kämpfen Prigoschins Söldner, die für brutales Vorgehen berüchtigt sind, derzeit vor allem um die Stadt Bachmut. Vor dem Hintergrund der äußerst verlustreichen Gefechte treten dabei immer häufiger Machtkämpfe zwischen dem Wagner-Chef und Russlands regulärer Armee zutage. Mehrfach schon kritisierte Prigoschin, dass seine Männer nicht ausreichend versorgt würden. Bereits am Wochenende drohte der Wagner-Chef mit dem Rückzug seiner Truppen.

#wagnerleaks – alle Veröffentlichungen

Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte Prigoschins Ankündigung am Freitag nicht kommentieren.

Am Donnerstag berichteten nationalistische russische Militärblogger zudem, der kürzlich als Vize-Verteidigungsminister entlassene Michail Misinzew sei zum stellvertretenden Kommandeur der Wagner-Truppe ernannt worden. Offiziell bestätigt wurde das aber bislang nicht.

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