Nahost-Liveblog: ++ Israel greift Extremisten in Krankenhaus an ++

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Stand: 31.03.2024 17:13 Uhr

Israels Militär hat eigenen Angaben zufolge eine Kommandozentrale von Extremisten auf einem Klinikgelände im Gazastreifen angegriffen. Nach palästinensischen Medien wurde ein Zelt im Innenhof attackiert. Die Entwicklungen im Liveblog.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu muss wegen eines Leistenbruchs operiert werden. Dieser sei bei einer Routineuntersuchung entdeckt worden, teilt sein Büro mit. Netanyahu werde noch heute unter Vollnarkose operiert. Während dieser Zeit werde sein Stellvertreter, Justizminister Jariv Levin, als Ministerpräsident amtieren.

Die israelische Armee bekämpft nach eigenen Angaben weiter die islamistische Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) im Gazastreifen. So bombardierte das Militär neben Dutzenden weiteren Zielen eine mutmaßliche PIJ-Kommandozentrale im Innenhof des Al-Aksa-Krankenhauses in Dair al-Balah, wie die Streitkräfte mitteilten. 

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete, bei dem Angriff seien vier Menschen getötet worden. Nach palästinensischen Medien wurde ein Zelt im Innenhof attackiert. Dabei seien auch 17 Menschen verletzt worden, darunter vier Journalisten.

In der Kommandozentrale der Dschihadisten hielten sich laut Armee Mitglieder der Terrororganisation auf. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro im Gazastreifen wiederum sagte, das angegriffene Zelt habe Schutzsuchenden gehört. Die Klinik selbst wurde laut Militär nicht beschädigt. Die Kommandozentrale sei gezielt angegriffen worden, um den Schaden für Unbeteiligte im Krankenhaus so gering wie möglich zu halten, hieß es von der Armee weiter, ohne Details zu nennen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Befreiung von Ultraorthodoxen vom Militärdienst könnte nach Einschätzung der Zentralbank der Wirtschaft des Landes schaden. Durch den Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen sei der Personalbedarf des Militärs gestiegen. Der Kampfeinsatz beeinträchtige aber den volkswirtschaftlichen Beitrag der Soldaten.

„Die Ausweitung des Kreises des Militärpersonals auf die ultraorthodoxe Bevölkerung wird es daher ermöglichen, den steigenden Verteidigungsbedarf zu decken und gleichzeitig die Auswirkungen auf das Personal und die Wirtschaft abzumildern“, heißt es im Jahresbericht 2023 der Zentralbank. Ultraorthodoxe Juden sind seit der Staatsgründung Israels vom Wehrdienst befreit. Darüber wurde zuletzt heftig gestritten.

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge einen Luftangriff auf ein Kommandozentrum des Islamischen Dschihad geflogen. Dieses habe sich im Hof des Al-Aksa Krankenhauses im Gazastreifen befunden, teilte das Militär mit. „Das Kommandozentrum und die Terroristen wurden gezielt angegriffen, um den Schaden für unbeteiligte Zivilisten im Bereich des Krankenhauses so gering wie möglich zu halten.“ Das Klinikgebäude sei nicht beschädigt worden. Es sei funktionsfähig. Israel beschuldigt die Hamas und andere militante Gruppen, Krankenhäuser als Stützpunkte zu nutzen. Die Hamas bestreitet dies.

Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde, die der islamistischen Hamas unterstellt ist, seit Kriegsbeginn mindestens 32.782 Menschen durch israelische Angriffe getötet worden. Etwa 75.300 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Die Zahlen könnten weitaus höher sein, da zahlreiche Menschen vermisst werden und in dem Küstenstreifen Chaos herrscht. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mehrfach als glaubwürdig bezeichnet. Sie können aber nicht unabhängig überprüft werden.

Überschattet vom Krieg im Gazastreifen und dem vorangegangenen Terrorangriff der islamistischen Hamas in Israel haben Christen in Jerusalem Ostern gefeiert. Patriarch Pierbattista Pizzaballa, der höchste katholische Würdenträger in der Region, feierte am Morgen in der Grabeskirche die traditionelle Ostermesse.  Zum Gaza-Krieg und seinen Folgen sagte Pizzaballa: „Diese gewaltige Krise hat unser aller Leben geprägt, ohne Unterschied.“ Alle seien, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, „durch diese Tragödie zutiefst verletzt“. Er sprach von einer schrecklichen, von viel Gewalt geprägten Zeit.

Papst Franziskus hat zu Ostern humanitäre Hilfe für den Gazastreifen gefordert. Es brauche einen garantierten Zugang, sagte er vor 60.000 Menschen auf dem Petersplatz. Vom Balkon des Petersdoms verlangte er zudem eine sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln sowie einen Waffenstillstand. „Krieg ist immer eine Absurdität; Krieg ist immer eine Niederlage“, so der Papst mit fester Stimme.

Ein Frachter und zwei kleinere Schiffe mit Hunderten Tonnen Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen haben ihre Fahrt zum Gazastreifen offenbar ohne Probleme fortgesetzt. Experten im zyprischen Rundfunk sagten laut Nachrichtenagentur dpa, weil die See entlang der Route zwischen Zypern und Gaza zurzeit sehr ruhig sei, werde mit der Ankunft des Frachters „Jennifer“ und der Schlepper „Open Arms“ und „Ledra Dynamic“ für Montagnachmittag gerechnet.

Es dürfte jedoch schwierig werden, die Hilfsgüter an Land zu bringen. Dafür wurde eigens ein provisorischer Pier gebaut. Einer der zwei Schlepper, die das Frachtschiff begleiten, zieht eine Plattform mit Hilfsgütern hinter sich her. Diese soll ermöglichen, dass die Hilfslieferung an der Anlegestelle übergeben werden kann. Der Gazastreifen verfügt über keinen Hafen, in dem größere Schiffe einlaufen können, und die Küstengewässer sind seicht. 

Ein Kampfflugzeug der israelischen Luftwaffe hat offenbar ein verdächtiges Flugobjekt abgefangen, das sich aus Syrien kommend auf Israel zubewegt haben soll. Das berichtet die Zeitung Haaretz unter Berufung auf einen Sprecher des israelischen Militärs (IDF). Demnach sei das Objekt nicht bis in den israelischen Luftraum gelangt.

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie eine Freilassung weiterer Geiseln sollen heute offenbar in Kairo weitergehen. Der staatsnahe ägyptische Sender Al-Kahira News berichtete dies unter Berufung auf einen ägyptischen Sicherheitsrepräsentanten.

Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Direkt verhandeln Israel und die Hamas nicht.

UN-Generalsekretär António Guterres hat eine Explosion im Libanon verurteilt, bei der drei UN-Beobachter sowie ein libanesischer Sprachassistent verletzt worden sind. Die Sicherheit der Unifil-Mission müsse jederzeit gewährleistet sein. Derartige Angriffe seien zudem eine schwere Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität des Libanon, Israels und der Region.

Die Gruppe war am Samstagmorgen auf Fußpatrouille entlang der Blauen Linie – der Grenze zu Israel – unterwegs gewesen, als es zu der Explosion kam. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA hatte berichtet, ein Unifil-Fahrzeug sei von einer Drohne angegriffen worden. Libanesische Berichte sprachen von einem Angriff des israelischen Militärs. Die Armee in Israel wies die Vorwürfe zurück.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel am 7. Oktober kommt es täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah. Auch am Samstag reklamierte die Hisbollah wieder Angriffe auf Israel für sich.

Erneut haben Tausende Israelis gegen Ministerpräsident Netanyahu und für ein neues Geisel-Abkommen demonstriert. Bei Schüssen während einer Hilfsgüter-Verteilung sollen mindestens fünf Menschen getötet worden sein. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

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