Februargedenken: Bischöfe distanzieren sich von Austrofaschismus

Die römisch-katholische Kirche in Österreich hat sich im Vorfeld des 1. Mai, dem Jahrestag der Ausrufung der autoritären „Maiverfassung„, deutlich vom Austrofaschismus distanziert. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, übte am Montag in einer öffentlichen Erklärung auch deutliche Kritik an der Kirche selbst, die ihr „Versagen“ während dieser Zeit einbekennen müsse. Eine Rückkehr zum Staatskirchentum dürfe es nicht geben, so Lackner.

Vor 90 Jahren trat die „Maiverfassung“ in Kraft, durch die unter dem ursprünglich christlich-sozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß der nach ständisch-faschistischen Prinzipien gebildete „Bundesstaat Österreich“ etabliert werden sollte. Am gleichen Tag trat das zwischen Österreich und dem Vatikan geschlossene Konkordat in Kraft. Die Regelung wurde in der Nachkriegszeit in wesentlichen Punkten zwar aufrechterhalten, sei aber laut Mariazeller Manifest von 1952 zu einem Garanten für eine „freie Kirche in einer freien Gesellschaft“ geworden.

Noch in den 1990er-Jahren hatte es bischöflich geleitete Gedenkgottesdienste für den austrofaschistischen Diktator gegeben. Nach und nach distanzierte sich die römisch-katholische Kirche aber von ihm, so wurde 2007 in der St. Pöltner „Prandtauerkirche“ dessen Bild zumindest umgehängt. Zuletzt hatte sich der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einer Stellungnahme für das Verhalten der Kirche bei den Februarkämpfen 1934 entschuldigt.

„Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Kirche haben in den Tagen des Austrofaschismus in großer Einseitigkeit der unter dem Deckmantel vermeintlich christlicher Politik agierenden Diktatur das Wort geredet und danach gehandelt – dieses Versagen müssen wir als Glaubensgemeinschaft bekennen“, meinte nun Lackner in seiner Erklärung. Aus der Geschichte der Ersten Republik lerne man, „dass eine enge Verquickung von Parteipolitik und Kirchenamt für beide Seiten nicht von Vorteil ist“.

Die Kirche sei dazu angehalten, dass sie, wo immer möglich, „mit allen politischen Kräften dieses Landes, die seinen demokratischen sowie die Menschenrechte und -würde achtenden Prinzipien verpflichtet sind, am Aufbau des Gemeinwohls arbeiten wollen“, schrieb der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz weiter. Für die Gesellschaft als Ganze gelte es, „dass wir stets auf der Hut sein müssen, uns nicht erneut in derartige Spaltungen und Dämonisierungen der Andersmeinenden zu verirren“.

Lackner erinnerte an die Unterzeichnung des Konkordats und das Mariazeller Manifest. In diesem habe die Kirche erklärt, sie wolle keine Rückkehr zum Staatskirchentum, zum Bündnis von „Thron und Altar“. Auch heute erkläre sich die Kirche ohne Abstriche dieser selbst gegebenen Zielsetzung verbunden, so der Erzbischof.

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