Marktbericht: DAX im Bann der deutschen Inflation

marktbericht

Stand: 29.04.2024 09:59 Uhr

Der DAX ist dank positiver Vorgaben von den Überseebörsen freundlich in die neue Börsenwoche gestartet. Im weiteren Handelsverlauf könnten deutsche Inflationsdaten die Kurse bewegen.

Die DAX-Anleger bleiben in Kauflaune – bis auf 18.236 Punkte geht es im frühen Handel aufwärts. Der deutsche Leitindex knüpft damit an seine jüngsten Kursgewinne an, wenn auch die Aufwärtsdynamik mit Beginn der neuen Woche merklich nachgelassen hat. Am Freitag hatte das Börsenbarometer noch ein Plus von 1,4 Prozent auf 18.161 Zähler verbuchen können.

Der DAX habe seine 50-Tage-Linie (aktuell bei 17.868 Punkten) als Sprungbrett genutzt, erklärt Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC. Perspektivisch sei nun sogar mit einem Anlauf auf das bisherige Rekordhoch vom 2. April bei 18.567 Punkten zu rechnen. Auch IG-Analyst Christian Henke ist überzeugt, dass es für den DAX nun in Richtung seines Allzeithochs gehen sollte.

Claudia Windt von der Landesbank Helaba mahnt allerdings zur Vorsicht: Auch wenn der DAX und die US-Börsen den Rückschlag nach enttäuschenden Daten zum US-Wirtschaftswachstum weggesteckt hätten, seien weitere Rekorde der Aktienindizes „keineswegs ausgemacht“.

Im Handelsverlauf dürften sich die Augen der Anleger auf die deutschen Verbraucherpreise im April richten. Die vorläufigen Inflationsdaten werden um 14 Uhr veröffentlicht. Im März hatten gesunkene Nahrungsmittel- und Energiepreise die Jahres-Inflationsrate auf 2,2 Prozent gedrückt. Für April rechnen Ökonomen mit einem leichten Anstieg auf 2,3 Prozent.

Auch was die kommenden Monate anbelangt, machen die Experten des ifo-Instituts den Verbrauchern und Anlegern wenig Hoffnung auf sinkende Inflationsraten. So stieg das Barometer für die Preiserwartungen im April auf 15,1 Punkte von 14,3 im März. „In den kommenden Monaten dürfte die Inflation erst einmal nicht weiter zurückgehen und bei knapp über zwei Prozent verharren“, schlussfolgerte ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle.

In den USA hatte sich die Inflation unterdessen zuletzt als hartnäckig hoch erwiesen. Vor diesem Hintergrund rechnen Marktexperten fest damit, dass die US-Notenbank Fed am Mittwochabend den Leitzins unverändert belassen wird.

„Von den knapp sieben Zinssenkungsschritten, die Marktteilnehmer zum Jahresbeginn noch einpreisten, sind aktuell ein bis zwei übriggeblieben“ schreibt Analyst Sven Streibel von der DZ Bank.

Positive Vorgaben für den DAX-Handel kommen zu Beginn der neuen Börsenwoche von der Wall Street. Dort hatten sich die Anleger am Freitag von einer wieder aufkommenden Euphorie im Tech-Sektor zu Aktienkäufen ermuntern lassen. Der technologielastige Nasdaq rückte zwei Prozent auf 15.927 Punkte vor. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent höher auf 38.239 Zählern. Der breit gefasste S&P 500 legte ein Prozent auf 5.099 Stellen zu.

Im Vorfeld der US-Notenbanksitzung sind die asiatischen Aktienmärkte mit Schwung in die neue Woche gestartet. Die Börse in Shanghai rückte um 0,8 Prozent vor, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann 1,2 Prozent. In Japan blieb die Tokioter Börse wegen eines Feiertags geschlossen.

Im frühen Devisenhandel zeigt der Dollar etwas Schwäche, parallel dazu zieht der Euro um 0,1 Prozent auf 1,0721 Dollar an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,0714 Dollar festgesetzt. Die Feinunze Gold kostet am Morgen gut 2.330 Dollar und damit 0,2 Prozent weniger als am Freitag.

Ein plötzlicher Anstieg des seit Monaten schwächelnden Yen gegenüber dem Dollar schürt unterdessen Spekulationen auf eine Intervention der japanischen Behörden am Währungsmarkt. Der Dollar, der in der Nacht zum Montag zeitweise auf einem neuem 34-Jahres-Hoch von 160,03 Yen notierte, fiel in den frühen Morgenstunden um bis zu zwei Prozent auf 155,05 Yen.

Für die Ölpreise geht es zu Beginn der neuen Woche zunächst abwärts: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet 87,52 Dollar und damit 0,8 Prozent weniger.

Im DAX stehen die Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von über vier Prozent im frühen Handel auf der Verliererseite. Die Übernahme der Postbank könnte für das Geldhaus ein teures Nachspiel haben. Im Streit mit früheren Postbank-Aktionären über die Angemessenheit des Übernahmepreises deutete das Oberlandesgericht Köln an, Teile solcher Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden zu können. Das Finanzinstitut gab daher die Bildung einer 1,3 Milliarden schweren Rückstellung für Rechtsstreitigkeiten bekannt.

Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche ist wegen der Erneuerung mehrerer Modelle deutlich schwächer ins neue Jahr gestartet. Der Umsatz von Januar bis März schrumpfte im Jahresvergleich um mehr als ein Zehntel auf 9,01 Milliarden Euro. Das operative Konzernergebnis lag mit 1,28 Milliarden Euro rund 30 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Mercedes-Benz entgeht in den USA einer strafrechtlichen Anklage im Dieselskandal. Das US-Justizministerium (Department of Justice/DOJ) hat seine Ermittlungen eingestellt, bestätigte der schwäbische Automobilkonzern am Samstag einen entsprechenden Bericht des „Handelsblatts“. Mercedes-Benz waren überhöhte Abgaswerte bei rund 250.000 Dieselwagen vorgeworfen worden.

Papiere von Heidelberger Druck ziehen im frühen Handel merklich an. Der Druckmaschinen-Hersteller blickt einem Pressebericht zufolge wieder zuversichtlicher auf die Entwicklung der Orderlage. „Insbesondere der Auftragseingang im vierten Quartal zeigt eine positive Markttendenz“, habe ein Unternehmenssprecher gesagt, berichtete die „Wirtschaftswoche“.

Börsenrückkehrer Douglas kann im frühen Handel Kursgewinne verbuchen, nachdem mehrere Analysten die Beobachtung der Aktie mit Kaufempfehlungen sowie Kurszielen über dem jüngsten Schlusskurs aufgenommen haben. Der Aktienkurs war nach dem Börsengang im März auf Talfahrt gegangen und hatte sich zuletzt nur mühsam erholt.

Die US-Verkehrsbehörde hat ein neues Ermittlungsverfahren zu Teslas Fahrassistenzsystem „Autopilot“ eingeleitet. Sie geht dabei der Frage nach, ob ein „Autopilot“-Update von Dezember ausreicht, um die Sicherheitsbedenken der Behörde auszuräumen. Die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) war in einer mehrjährigen Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass „Autopilot“ es Fahrern zu leicht machte, die Kontrolle komplett dem System zu überlassen, obwohl sie ständig die Verkehrslage im Blick behalten müssen.

Frankreich will nach Angaben von Finanzminister Bruno Le Maire Teile des angeschlagenen IT-Konzerns Atos übernehmen. Es gehe um Geschäftsaktivitäten von strategischem staatlichem Interesse, sagte Le Maire dem Sender LCI. Atos beliefert unter anderem das Militär und die Geheimdienste Frankreichs sowie die Rüstungsindustrie. Das Unternehmen spielt auch eine wichtige Rolle beim Schutz vor Cyberangriffen.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*