Trotz gesundheitlicher Probleme hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom die Ostermesse gefeiert. Er spendete den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ und forderte eindringlich einen Waffenstillstand in Nahost.
Die Temperaturen waren frühlingshaft, über den mit Blumen geschmückten Petersplatz wehte ein leichter Wind. Papst Franziskus leitete die große Messe teils im Stehen, teils im Sitzen, aber mit fester Stimme.
Zuvor waren immer wieder Sorgen aufgekommen wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands. Die Ansprache von der Mittelloggia des Petersdoms hielt er im Stehen. Er erinnerte daran, dass Ostern einen neuen Weg eröffne, den Weg für eine erneuerte Welt:
Der Weg des Lebens inmitten des Todes, der Weg des Friedens inmitten des Krieges, der Weg der Versöhnung inmitten des Hasses, der Weg der Geschwisterlichkeit inmitten der Feindschaft.
Franziskus wählte das Bild des großen Steins, der das Grab von Jesu verschlossen hatte. Noch heute gebe es solch schwere Felsblöcke, die die Hoffnungen der Menschen verschließen würden. Konkret nannte er den Krieg, die humanitären Krisen, die Menschenrechtsverletzungen und den Menschenhandel. Doch es gebe Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi.
„Er eröffnet uns den, menschlich gesehen, unmöglichen Weg, denn nur er nimmt die Sünde der Welt hinweg und vergibt unsere Sünden. Und ohne die Vergebung Gottes kann jener Stein nicht weggeräumt werden. Ohne die Vergebung der Sünden kommt man nicht aus Verschlossenheit, Vorurteilen, gegenseitigen Verdächtigungen und Selbstgerechtigkeiten heraus, die dazu führen, dass man immer sich selbst freispricht und andere anklagt.“
Papst fordert sofortigen Waffenstillstand in Nahost
Von der Mittelloggia des Petersdoms aus sagte Franziskus, seine Gedanken seien vor allem bei den Opfern der vielen aktuellen Konflikte, angefangen bei denen in Israel und Palästina und in der Ukraine. Er rief zur Achtung des Völkerrechts auf und verband damit die Hoffnung auf einen umfassenden Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine. Den Krieg im Nahen Osten verurteilte er scharf.
„Darüber hinaus fordere ich erneut einen garantierten Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza sowie die sofortige Freilassung der am 7. Oktober entführten Geiseln und einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Streifen.“
Der Krieg würde insbesondere die Kinder treffen. „Warum so viel Tod? Warum so viel Zerstörung?“, fragte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Wie schon so oft kritisierte er die Aufrüstung: Frieden werde nicht mit Waffen geschaffen.
Solidarität mit Migranten
Franziskus erinnerte auch an viele weitere Kriegsherde und Krisen in der Welt. Namentlich nannte er Syrien, den Libanon, Haiti, Myanmar, den afrikanischen Kontinent. Auch an das Leid der Migranten erinnerte er und rief zur Solidarität mit ihnen auf. An Ostern, dem Fest des Lebens, wolle er vor allem auch den Blick auf die Liebe richten. Sie übersteige alle Grenzen.
Aber allzu oft werde das Leben missachtet, so verurteilte er die Abtreibung. „Wie viele Kinder dürfen nicht einmal das Licht der Welt erblicken? Wie viele verhungern oder erhalten keine lebensnotwendige Versorgung oder werden Opfer von Missbrauch und Gewalt? Wie viele Leben werden durch den zunehmenden Menschenhandel zur Ware?“
Der Papst forderte die politisch Verantwortlichen dazu auf, den Menschenhandel zu bekämpfen und gegen Ausbeutung vorzugehen. Nach seiner Ansprache spendete er den Segen „Urbi et Orbi“, der Stadt und dem Erdkreis.
Dieser wird nur bei hohen Anlässen erteilt, wie etwa dem heutigen Osterfest. Damit verbunden ist ein vollkommener Ablass aller Sünden. Er gilt nicht nur für diejenigen, die ihn vor Ort erhalten, sondern auch für alle, die die Zeremonie am Fernseher oder über das Radio verfolgen.
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