marktbericht
Auch nach der Veröffentlichung der deutschen Inflationszahlen trauen sich die Anleger nicht aus der Deckung. Wichtige Impulse werden in dieser Woche von der Fed und dem Start der Berichtssaison erwartet.
Auch die stabilen Inflationszahlen im April konnten die Stimmung der Anleger nicht sonderlich heben. Der DAX verlor am Nachmittag 0,27 Prozent auf 18.113 Punkte. Im frühen Handel noch ging es für den deutschen Leitindex bis auf 18.235 Punkte aufwärts.
Zuvor meldete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die vorläufigen Inflationszahlen im April. Dabei ist die deutsche Inflationsrate entgegen der Erwartungen überraschend stabil geblieben. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Inflationsrate im März hatte ebenfalls bei 2,2 Prozent gelegen.
Die Preise für Nahrungsmittel stiegen den Angaben zufolge um 0,5 Prozent im Jahresvergleich. Die Preise für Energie sanken sogar um 1,2 Prozent im Vergleich zum April 2023, obwohl die Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme im April von sieben auf 19 Prozent gestiegen war. Dienstleistungen dagegen wurden deutlich teurer, die Preise stiegen um 3,4 Prozent. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die so genannte Kerninflation, lag bei 3,0 Prozent.
„Aus Verbrauchersicht bleibt die Inflation im grünen Bereich. Die wieder erhöhte Mehrwertsteuer bei Erdgas wurde durch leichte Entlastungen bei den Preisen für Verkehrstickets ausgeglichen“, kommentiert Ulrich Kater, Dekabank-Chefvolkswirt, die Inflationszahlen. Solange es nicht wieder zu neuen geopolitischen Spannungen komme, welche die internationalen Lieferketten bedrohen, bleibe das Inflationsumfeld entspannt. „Die Geldpolitik muss allerdings weiterhin wachsam bleiben, ob es im Herbst bei weiterhin hohen Lohnzuwächsen nicht zu neuen Inflationsimpulsen kommt.“
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen dennoch demnächst senken dürfte. „Die Wortwahl nach der letzten Notenbanksitzung aber auch die Reden einzelner EZB-Offizieller lassen kaum noch Zweifel daran, dass zur Jahresmitte eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte auf der Agenda stehen wird“, kommentierte Gitzel. „Daran ändert auch eine stagnierende Inflationsrate im April nichts.“
Die US-Börsen haben den Handel in die neue Woche dagegen einigermaßen optimistisch gestartet. Anleger hoffen mit erneut vielen Quartalsbilanzen und wichtigen Wirtschaftsdaten offenbar auf weiterhin positive Überraschungen in der Berichtssaison und verdrängen die eher kursbelastenden Aussichten auf weniger Zinssenkungen in diesem Jahr. Für den US-Leitindex Dow Jones ging es zur Eröffnung um 0,3 Prozent nach oben. Der breiter gefasste S&P 500 legte um 0,13 Prozent zu. Der technologielastige Nasdaq trat auf der Stelle.
Am Mittwochabend steht der Zinsentscheid der US-Notenbank auf der Agenda – für viele der Höhepunkt der Börsenwoche. Experten rechnen mit keinerlei Veränderung des Leitzinses. Die Märkte gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen erstmals im September senken wird. Noch vor wenigen Wochen hatten die Anleger mit einer Zinssenkung im Juni geliebäugelt.
Außerdem geht die Berichtssaison weiter. In den USA öffnen Unternehmen wie Apple, Amazon, AMD, Super Micro Computer und Eli Lilly ihre Bücher. Hierzulande legen Lufthansa, Adidas, Volkswagen, Mercedes und Vonovia Zahlen zum ersten Quartal vor. In der vergangenen Woche hatten vor allem Unternehmenszahlen aus dem US-Technologiesektor die globalen Aktienmärkte stark bewegt.
Für die Ölpreise geht es in der neuen Woche abwärts: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Nachmittag 87,68 Dollar und damit 0,48 Prozent weniger. Die Aussicht auf eine mögliche Waffenruhe im Gaza-Krieg und die jüngsten Daten zur US-Inflation drücken die Preise am Ölmarkt.
Gleichzeitig bestärken die jüngsten US-Inflationsdaten die Erwartung der Anleger, dass die Zinsen der Fed über eine längere Zeit hoch bleiben werden. Dies halte den Dollar teuer und setze damit die Ölpreise unter Druck, erläuterte die unabhängige Marktanalystin Tina Teng. Eine starke US-Währung macht in Dollar gehandelte Rohstoffe teuer für Investoren in anderen Währungsräumen und grenzt damit die Nachfrage ein.
Im DAX stellen Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von über acht Prozent im mittäglichen Handel die größten Verlierer. Die Übernahme der Postbank könnte für das Geldhaus ein teures Nachspiel haben. Im Streit mit früheren Postbank-Aktionären über die Angemessenheit des Übernahmepreises deutete das Oberlandesgericht Köln an, Teile solcher Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden zu können. Das Finanzinstitut gab daher die Bildung einer 1,3 Milliarden schweren Rückstellung für Rechtsstreitigkeiten bekannt.
Papiere von Porsche sind zur Mittagszeit der zweitgrößte Verlierer im DAX. Die Papiere des Autobauers geben bis zum Nachmittag nahezu vier Prozent nach. Hohe Vorlaufkosten für neue Modelle und ein schwacher Absatz haben dem Stuttgarter Unternehmen in den ersten Monaten 2024 einen Ergebnisrückgang um 30 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro eingebrockt.
Im DAX gefragt war dagegen Daimler Truck mit einem Plus von zwei Prozent. Der Lkw-Hersteller hatte sich am Wochenende in den USA mit der Autogewerkschaft UAW auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt und damit in letzter Minute einen Streik abgewendet.
Die US-Verkehrsbehörde hat ein neues Ermittlungsverfahren zu Teslas Fahrassistenzsystem „Autopilot“ eingeleitet. Sie geht dabei der Frage nach, ob ein „Autopilot“-Update von Dezember ausreicht, um die Sicherheitsbedenken der Behörde auszuräumen. Die NHTSA war in einer mehrjährigen Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass „Autopilot“ es Fahrern zu leicht machte, die Kontrolle komplett dem System zu überlassen, obwohl sie ständig die Verkehrslage im Blick behalten müssen.
Der amerikanische Tech-Konzern muss auch für seinen Tablet-Computer iPad alternative Marktplätze zulassen. Das ist die Folge einer Entscheidung der EU-Kommission. Apple hat jetzt sechs Monate Zeit, die weitreichenden Regeln des Gesetzes für Digitale Märkte umzusetzen. Ähnlich wie beim iPhone muss der US-Konzern in der EU beim iPad die Installation von Anwendungen über alternative App-Stores ermöglichen. Außerdem muss das Tablet-Betriebssystem iPadOS künftige auch vollwertige Browser anderer Hersteller unterstützen.
Der Preiskrieg auf dem chinesischen Elektroautomarkt hat tiefe Spuren in der Bilanz von BYD hinterlassen. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal nur noch um vier Prozent auf umgerechnet 16 Milliarden Euro, wie BYD heute mitteilte. Das ist das geringste Wachstum seit fast vier Jahren. Beim Gewinn fiel das Plus mit 10,6 Prozent so gering aus wie seit 2022 nicht. Damit schlägt sich BYD dennoch besser als Tesla: Der US-Elektroautobauer hatte zuletzt den ersten Umsatzrückgang seit der Pandemie 2020 gemeldet. Auf dem chinesischen Elektroautomarkt tobt seit gut einem Jahr ein Preiskampf. BYD versucht, mit neuen Modellen auch höhere Preissegmente zu erobern, die bessere Renditen versprechen. Zugleich kappte das Unternehmen allein seit Februar seine Preise um fünf bis 20 Prozent.
Das finanziell angeschlagene Warenhausunternehmen Galeria Karstadt Kaufhof hat einen Insolvenzplan beim zuständigen Amtsgericht Essen vorgelegt. „Die wirtschaftlichen Perspektiven von Galeria sind gut. Ich habe da keine Zweifel“, sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus der Nachrichtenagentur dpa. Das Risiko einer erneuten Insolvenz des Konzerns in naher Zukunft schätzt er gering ein, „im Rahmen des allgemeinen wirtschaftlichen Risikos“. Das Amtsgericht wird nun prüfen, ob der von Denkhaus erstellte Insolvenzplan den rechtlichen Voraussetzungen entspricht.
Für die Übernahme des insolventen Fachhändlers SportScheck durch die italienische Cisalfa gibt es grünes Licht. Die Gläubigerversammlung stimmte heute dem Plan zu und auch das Insolvenzgericht bestätigte ihn. Auch das Bundeskartellamt habe bereits zugestimmt. Nun soll der Geschäftsbetrieb des Münchner Traditionsunternehmens zum 1. Juni von Cisalfa übernommen und das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. SportScheck mit ehedem 34 Filialen in Deutschland hatte zur Signa-Holding gehört und im November Insolvenz anmelden müssen.
Der Modeschmuck-Händler Bijou Brigitte hat im vergangenen Jahr mehr umgesetzt, aber weniger verdient. Der Umsatz kletterte um sieben Prozent auf 327,9 Millionen Euro. Der Gewinn schrumpfte indes auf 36 Millionen Euro (2022: 45,8 Millionen Euro). Unter dem Strich blieben nach Steuern 24,1 Millionen Euro übrig – nach 34,9 Millionen Euro im Jahr 2022. „Dies ist vor allem auf deutlich gestiegene Kosten in nahezu allen Bereichen zurückzuführen“, hieß es im Geschäftsbericht für das Jahr 2023.
Der kriselnde Lebensmittel-Lieferant Getir zieht sich aus seinen Auslandsmärkten zurück. Das Unternehmen teilte heute mit, sich künftig auf den türkischen Heimatmarkt konzentrieren zu wollen. Gleichzeitig dämpfte Getir Spekulationen über ein komplettes Aus, indem die Firma eine weitere Kapitalspritze ankündigte. Zuvor hatten bereits mehrere Medien über den geplanten Rückzug aus Deutschland und anderen Staaten berichtet.
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