Dann pass ma halt auf

Geisterstunde. Es ist noch drei Uhr, gleichzeitig aber schon zwei Uhr. Manche Sendungen enden früher, als sie überhaupt begonnen haben.

In dieser unheimlichen Nicht-Zeit, im Graubereich zwischen Winter-  und Sommerzeit, stoße ich beim Zappen auf die letzten Minuten von „Der Bockerer“: Der Krieg ist vorbei, der von den Nazis vertriebene jüdische Freund Bockerers, Rosenblatt, erscheint, als wäre nichts gewesen, in der Uniform eines US-Soldaten zur Tarockpartie.  Bockerer verschwindet und kommt wortlos wieder – mit Kübel und Besen. Damit hatte sich Rosenblatt nach dem Anschluss getarnt – um den Nazis vorzuspielen, er sei schon unterwegs zum Straßenwaschen. Und jetzt kommt folgender Dialog. Rosenblatt: „Gott sei Dank brauchen wir das nicht mehr.“ – Bockerer: „Dann pass ma halt auf, dass wir es wirklich nimmer brauchen.“

Als ich den Film als Schüler sah, 13 war ich, habe ich an dieser Stelle geweint. Und gleichzeitig nicht glauben wollen, dass man noch einmal wirklich „aufpassen“ muss.

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