Cyber-Attacke – „Die Russen sind im Angriffsmodus“

Im Weißen Haus wächst wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl die Anspannung. Die US-Regierung befürchtet Chaos durch einen Cyber-Angriff. Ein Land ist im Visier, zwei Szenarien sind denkbar.

Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl wächst innerhalb der US-Regierung die Angst vor einem Cyber-Angriff durch ausländische Hacker. Das Weiße Haus habe die Sicherheitsmaßnahmen deshalb auf ein bislang nie dagewesenes Niveau erhöht, so der TV-Sender NBC, der sich auf Behördenvertreter berief. Die Koordinierung erfolge durch die Regierungszentrale und das Heimatschutzministerium. Gleichzeitig seien auch die Auslandsgeheimdienste CIA und NSA sowie das Verteidigungsministerium involviert.

NBC zufolge verdächtigen die USA vor allem Russland, den Ausgang der Wahl durch einen Cyber-Angriff beeinflussen zu wollen. Moskau sei bereits gewarnt worden, dass ein Manipulationsversuch schwerwiegende Konsequenzen haben werde. „Die Russen sind im Angriffsmodus, und die USA bereiten sich auf den höchsten Ebenen darauf vor“, so der ehemalige US-Botschafter in Russland, Michael McFaul.

Der TV-Sender schildert zwei mögliche Szenarien: So könnte ein durch eine Cyber-Attacke ausgelöster Stromausfall Chaos am Wahltag (8. November) auslösen. Auch ein Angriff auf das Internet sei vorstellbar. Wahrscheinlicher sei jedoch der Versuch, die Wahl durch eine Welle falscher Informationen zu beeinflussen. Online-Aktivisten könnten kurz vor dem Beginn der Wahl über die sozialen Netzwerke falsche Anschuldigungen in Umlauf bringen, um einen Kandidaten gezielt in Verruf zu bringen.

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„Die Russen wollen so viel Verwirrung wie möglich stiften“, sagte ein Regierungsvertreter zu NBC. „Wir wollen in jeder Hinsicht vorbereitet sein – technisch und kommunikativ.“ Seien die Vorwürfe erst einmal gestreut, sei es schwierig, die Lage wieder zu normalisieren. „Sie können ein enormes Chaos verursachen“, so der Regierungsvertreter.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Abstimmung zwischen Hillary Clinton und Donald Trump von Manipulationsvorwürfen überschattet wird. So macht die Enthüllungsplattform Wikileaks seit Monaten massiv Stimmung gegen die Demokratin. Zuletzt sorgten enthüllte E-Mails aus dem Wahlkampfteam Clintons für Wirbel. Sie sollen belegen, dass Clinton von einer früheren TV-Moderatorin vor Fernsehauftritten Fragen zugesteckt bekommen hat.

Wikileaks-Gründer Julian Assange bestritt die Vorwürfe, die Informationen von einem staatlichen Akteur zugespielt bekommen zu haben. Weder Russland noch andere Staaten seien in die Beschaffung und die Veröffentlichung der mehr als 50000 E-Mails eingebunden gewesen. In einem TV-Interview – mit einem russischen Fernsehnetzwerk – sprach Assange von „falschen“ Anschuldigungen.

Assange gab jedoch weder die Identität des oder der Informanten preis noch die Herangehensweise, mit der Wikileaks an die Dokumente gelangt war. Die Originalquelle der Nachrichten seien der Chef von Clintons Wahlkampfteam, John Podesta, und dessen Kontakte, so Assange. Warnungen, dass Russland hinter dem Hackerangriff auf Podestas Gmail-Account stecke, seien „falsch“, sagte Assange.

Welche Rolle spielt Julian Assange?

Bereits im Juli hatte Wikileaks rund 20000 gehackte E-Mails der US-Demokraten veröffentlicht. In einigen von ihnen waren unter anderem herabwürdigende Inhalte über den demokratischen Rivalen von Hillary Clinton, Bernie Sanders, zu finden.

Staatliche Vertreter und private Experten aus dem Bereich Cyberkriminalität machten damals Hacker mit russischen Verbindungen verantwortlich. „Nur Russlands hochrangige Vertreter hätten diese Aktivitäten genehmigen können“, sagte der nationale Geheimdienstdirektor der USA, James Clapper.

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Assange lebt seit Juni 2012 in einem kleinen Zimmer der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen, wo ihn die Justiz zu Vorwürfen sexueller Delikte befragen will. Der 45-jährige Australier spricht von einem politisch motivierten Verfahren.

Er befürchtet, dass ihn Stockholm in die USA ausliefert, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und möglicherweise die Todesstrafe droht. Auch mehr als vier Jahre nach Assanges Flucht in die Botschaft zeichnet sich in dem Streit keine Lösung ab.

Assanges kontinuierliche Einmischung in den US-Wahlkampf hatte für ihn direkte Folgen: Mitte Oktober bestätigte Ecuador, dass es die Internetverbindung des Wikileaks-Gründers vorübergehend gekappt hat. Das ecuadorianische Außenministerium erklärte, Quito lehne die Einmischung in inneren Angelegenheiten anderer Staaten ab.

„Die Regierung Ecuadors respektiert das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten“, erklärte das Ministerium. „Sie mischt sich nicht in externe Wahlprozesse ein und bevorzugt auch keinen bestimmten Kandidaten.“

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