Corona in der Lombardei: Alles, nur kein Massengrab

Proteste in Mailand Ende Mai Bild: dpa

Nirgendwo in Italien starben so viele an Corona wie in der Lombardei. Längst wird debattiert, wer dafür die Verantwortung trägt – der Regionalpräsident steht längst unter Polizeischutz.

Abschnitt 87 liegt am äußersten nördlichen Rand des Cimitero Maggiore von Mailand. Der Friedhof im Stadtteil Musocco ist mit einer Fläche von rund 68 Hektar der größte der Stadt, es gibt mehr als eine halbe Million Grabstätten. Vom Haupteingang an der Viale Certosa sind es rund anderthalb Kilometer Fußweg bis zum „Campo 87“. Bis vor wenigen Wochen war dieser Abschnitt nur ein Stück steiniges Brachland.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Heute befinden sich dort 144 Gräber. Man braucht sie nicht zu zählen, denn die kleinen weißen Plastikkreuze, die im Boden stecken, sind durchnumeriert. Nummer 144 gehört zu Saad Youssef E. Mehr steht nicht auf dem Kreuz, kein Geburts- und kein Sterbedatum. Auch eine Plastikblume steckt am Grab von Saad Youssef E. im Boden. So wie bei jedem der 144 Gräber von Abschnitt 87, dafür hat die Friedhofsverwaltung gesorgt. Vermutlich war der Verstorbene Muslim – in der Eile hat man rasch ein Kreuz in den Boden gesteckt, etwas anderes als das Symbol der Christen war offenbar nicht zur Hand.

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