Liveblog: ++ Ukrainische Gegenoffensive soll bald beginnen ++

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Stand: 03.05.2023 15:55 Uhr

Laut Präsident Selenskyj wird die Ukraine bald ihre Gegenoffensive beginnen. Die ukrainischen Behörden haben in der Großstadt Cherson eine Ausgangssperre für das Wochenende angekündigt. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Die Ukraine weist den Vorwurf Russlands zurück, sie habe versucht, den Kreml in Moskau anzugreifen und einen Anschlag auf Präsident Putin zu verüben. Damit habe die Ukraine nichts zu tun, sagte Mychailo Podoljak, der Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Der Ukraine würde ein solches Vorgehen nichts auf dem Schlachtfeld nützen und nur Russland dazu provozieren, „radikalere Maßnahmen“ zu ergreifen. Die Stellungnahme Russlands könne darauf hinweisen, dass es sich auf einen großen „terroristischen“ Angriff auf die Ukraine in den kommenden Tagen vorbereite.

Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, geht davon aus, dass die erwartete Gegenoffensive der Ukraine bereits begonnen hat. Seine Truppen würden an der Front erhöhte Aktivität beobachten, hieß es in einer Mitteilung von Prigoschin, die über Telegram veröffentlicht wurde. Die „aktive Phase“ der Gegenoffensive werde in den kommenden Tagen beginnen.

Die Ukraine wird nach den Worten von Präsident Selenskyj rasch ihre Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte beginnen. Er sei sicher, dass der Westen sein Land danach mit modernen Kampfflugzeugen ausstatten werde, sagte der Präsident auf einer Pressekonferenz in Finnland. „Bald werden wir in die Offensive gehen und danach wird man uns Flugzeuge geben.“

Selenskyj bekräftigte das Ziel der Ukraine, Vollmitglied der NATO zu werden. „Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin.“ Finnland war im Zuge des von Russland begonnenen Krieges am 4. April dem Militärbündnis beigetreten.

Das russische Präsidialamt hat der Ukraine einen Angriffsversuch mit zwei Drohnen auf den Kreml in Moskau vorgeworfen. Präsident Wladimir Putin sei nicht verletzt worden, es habe auch keine Schäden an Gebäuden gegeben, berichten Tass, RIA und Interfax unter Berufung auf das Präsidialamt. Die Drohnen seien abgeschossen worden, die russische Verteidigung habe den Angriff auf Putins Amtssitz abgewehrt. „Wir werten dies als einen geplanten Terrorangriff“, wird das Präsidialamt zitiert. Es sei der Versuch eines Angriffs auf Putins Leben gewesen. Russland behalte sich das Recht vor, darauf zu reagieren.

Der Nachrichtenagentur RIA zufolge hatte Putin sich zu dem Zeitpunkt nicht im Kreml aufgehalten. Der Präsident arbeite derzeit in Nowo Ogarjowo außerhalb von Moskau, hieß es.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In einem Öldepot der russischen Region Krasnodar ist ein Feuer ausgebrochen. Gouverneur Weniamin Kondratjew teilte mit, der Brand wüte östlich der Halbinsel Krim und sei extrem schwer zu löschen. Zur Brandursache äußerte sich der Gouverneur nicht, russische Medien berichteten allerdings von einem Drohnenangriff, der das Feuer ausgelöst habe. Die Behörden kommentierten die Angaben nicht. Bewohner der Region berichteten laut der russischen Nachrichtenseite Basa von einer Explosion kurz vor dem Brand.

Militärbeobachter gehen davon aus, dass die ukrainischen Truppen Nachschublinien im russischen Hinterland ins Visier nehmen, während sie sich auf eine mögliche Gegenoffensive vorbereiten. Gleichzeitig konzentrieren sich die russischen Streitkräfte in Erwartung einer ukrainischen Gegenoffensive auf die Zerstörung von Logistikrouten und Zentren der ukrainischen Streitkräfte, wie Militärvertreter in Kiew erklärten.

Der ukrainische Präsident Selenskyj kommt wohl am 13. Mai nach Berlin und wird dort von Bundeskanzler Olaf Scholz empfangen. Die Berliner Polizei bestätigte, sich auf seinen Besuch an dem Wochenende vorzubereiten, nachdem zunächst Medien darüber berichtet hatten. Einen Tag später solle Selenskyj in Aachen mit dem Karlspreis geehrt werden.

Der „B.Z.“ zufolge soll Selenskyj von Scholz mit militärischen Ehren empfangen werden. Daraufhin seien Gespräche und eine Pressekonferenz geplant. Am Mittag sei zudem eine Begegnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgesehen. Im Anschluss werde Selenskyj nach Aachen zur Preisverleihung fliegen.

Laut Medienberichten ist ein Treffen mit Kanzler Scholz geplant. mehr

Die europäische Rüstungsindustrie soll mit finanziellen Anreizen in Milliardenhöhe zu einem schnellen Ausbau der Produktionskapazitäten für Munition bewegt werden. Nach einem von der EU-Kommission präsentierten Vorschlag sollen bis Mitte 2025 bis zu 500 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt zur Verfügung gestellt werden. Weitere 500 Millionen würden den Planungen zufolge als Kofinanzierung von den Mitgliedstaaten kommen.

Hintergrund der Pläne sind insbesondere die Schwierigkeiten der EU-Staaten, der Ukraine ausreichend Munition für den Abwehrkrieg gegen Russland zu liefern. Ein Ausbau der Produktion soll nun weitere Engpässe der ukrainischen Streitkräfte verhindern und auch dafür sorgen, dass die EU-Staaten selbst verteidigungsfähig bleiben und ausreichend Vorräte vorhalten können.

Mit Hilfe der Marine haben Ermittler der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main in Hamburg die Motorjacht eines russischen Unternehmers durchsuchen lassen. Der seit April 2022 auf der Sanktionsliste der Europäischen Union stehende 67 Jahre alte Mann stehe im Verdacht, seine Vermögensanzeigepflichten verletzt zu haben, erklärte die Frankfurter Behörde. So soll er es unterlassen haben, „erhebliche Vermögenswerte“, über die er in Deutschland verfügt haben soll, den deutschen Behörden zu melden.

Inmitten der Zerstörungen in der Ukraine finden sich immer wieder kleine Kunstwerke. So erinnert etwa der französische Straßenkünstler Christian Guemy, bekannt als C215, durch seine Wandbilder in Borodjanka unter anderem auch an die Gefallenen. Eine Bilderstrecke.

Die Ukraine hat die von Deutschland gelieferten Flugabwehrsysteme IRIS-T gelobt. „Seit Oktober 2022 hat die Division der Raketensysteme Iris-T über 60 Luftziele im Himmel über der Ukraine zerstört!“, schrieb Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk bei Telegram. Er dankte den „deutschen Partnern“ und erinnerte daran, dass Kiew nun bereits über zwei Systeme verfüge. In einem dazu veröffentlichten Video zeigt sich ein Operator begeistert, da „alle Ziele abgeschossen wurden“. Der gezeigten Radarkarte nach zu urteilen war ein System unweit der südukrainischen Hafenstadt Odessa im Einsatz.

Inmitten der ukrainischen Vorbereitungen für eine Frühjahrsoffensive haben die Behörden eine Ausgangssperre für die südukrainische Stadt Cherson angekündigt. Ab Freitag 20.00 Uhr (Ortszeit; 19.00 MESZ) werde in der Stadt in der Nähe der Front eine Ausgangssperre gelten, erklärte der Chef der Militärverwaltung, Oleksander Prokudin, auf Telegram. Die Ausgangssperre solle bis Montag, den 8. Mai, um 6.00 Uhr (Ortszeit; 05.00 Uhr MESZ) gelten. „In diesen 58 Stunden ist es verboten, sich fortzubewegen und sich in den Straßen der Stadt aufzuhalten.“

Zufahrt und Ausfahrt von Cherson würden auch gesperrt. Die Maßnahme sei nötig, damit die „Ordnungshüter“ bei ihrer Arbeit niemanden gefährdeten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist Medienberichten zufolge zu Gesprächen in Finnland angekommen. Neben einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö stünden auch Zusammenkünfte mit Ministerpräsidenten nordischer Länder an, berichteten der Sender „Yle“ und die Tageszeitung „Helsingin Sanomat“. Es werde über die russische Aggression in dem Land gesprochen, die weitere Unterstützung durch die anderen Länder, das Verhältnis zwischen der Ukraine und der EU und Nato sowie die ukrainische Friedensinitiative, teilte Niinistö mit.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach sich vorab für weitere Militärhilfe für die Ukraine aus. „Es besteht immer noch dringender Bedarf an militärischer Unterstützung, um sicherzustellen, dass die Ukrainer im Kampf gegen Russland so stark wie möglich stehen“, sagte sie in einer Mitteilung. Das Treffen soll laut Nachrichtenagentur AP im finnischen Präsidentenpalast stattfinden.

Offenbar ist zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit im russischen Grenzgebiet nahe der Ukraine ein Güterzug nach einer Explosion entgleist. In der Region Brjansk seien unweit der Siedlung Belye Berega am Abend eine Lokomotive und rund 20 Waggons „wegen illegaler Eingriffe in die Arbeit des Eisenbahnverkehrs“ von den Schienen abgekommen, teilte die russische Eisenbahn RZD auf Telegram mit. Bereits am Montag war in derselben Region ein Zug entgleist, nachdem Unbekannte die Schienen gesprengt hatten.

Die Vize-Verteidigungsminister der Türkei, Russlands und der Ukraine wollen gemeinsam über die Fortsetzung des Getreideabkommens beraten. Das Treffen solle am Freitag in Istanbul stattfinden, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Man hoffe, dass es ohne Probleme fortgesetzt werden könne, sagte Akar.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte gestern unter Berufung auf eine ukrainische Quelle berichtet, dass bereits heute Gespräche stattfinden sollten. Der Kreml habe dazu jedoch keine Informationen erhalten, hieß es. Das Abkommen läuft nach derzeitigem Stand noch bis Mitte Mai. Russland droht immer wieder damit, das zuletzt Mitte März um 60 Tage verlängerte Abkommen platzen zu lassen.

Schon mehrmals wurde das Getreideabkommen verlängert. mehr

Der russische Geheimdienst FSB hat nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass sieben Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes auf der Krim festgenommen. Es seien Angriffe auf den von Russland eingesetzten Gouverneur der Halbinsel, Sergej Axjonow, und andere Regierungsvertreter vereitelt worden, berichtete Tass.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das russische Militär hat ukrainischen Behördenangaben zufolge in der Nacht erneut mehrere Regionen des Landes mit Drohnen angegriffen. In der südukrainischen Region Cherson wurden bei den Angriffen vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt, wie die Regionalverwaltung von Cherson mitteilte. In der Region Kirowohrad habe es nahe der Gebietshauptstadt Kropywnyzkyj Einschläge bei einem Öllager gegeben, teilte der Gouverneur Andrij Raikowitsch auf seinem Telegram-Kanal mit. „Es gab keine Opfer. Alle Einsatzkräfte haben rasch gehandelt.“ Raikowitsch berichtete von drei Drohnen.

Laut dem ukrainischen Generalstab startete Russland aus dem Gebiet Brjansk und vom Ostufer des Asowschen Meeres aus insgesamt 26 Drohnen. Davon seien 21 abgefangen worden. Auch das Gebiet Dnipropetrowsk war nach Angaben der Gebietsverwaltung erneut Ziel von Angriffen. Sieben Flugkörper seien abgeschossen worden. Einer beschädigte ein Verwaltungsgebäude und löste dort einen Brand aus. Der Gouverneur des Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim, berichtete von zwei Drohnen in der Region. Eine sei abgeschossen worden, die zweite in ein privates Wohnhaus gestürzt. Opfer habe es nicht gegeben, schrieb Kim auf seinem Telegram-Kanal.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste deutet sich ein Umschwenken in der Strategie Russlands im Krieg gegen die Ukraine an. Statt Angriffen auf das Stromnetz werde nun mutmaßlich verstärkt die militärische und industrielle Infrastruktur der Ukraine attackiert, hieß es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. In den vergangenen Tagen habe Russland die Ukraine mit Marschflugkörpern angegriffen, die von strategischen Langstreckenbombern aus abgeschossen worden sein sollen. Dabei seien weniger Geschosse eingesetzt worden als bei früheren Angriffen, hieß es. London mutmaßt, dass die Russen so ihre Munitionsreserven schonen wollen.

Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

Das Verteidigungsministerium in Belarus hat gemeinsame Patrouillenflüge mit Russland über dem eigenem Territorium angekündigt. Ebenfalls im Mai sei ein Test der Kampfbereitschaft der eigenen Streitkräfte geplant.

Russland hat ukrainischen Angaben zufolge zum dritten Mal innerhalb von sechs Tagen nächtliche Angriffe auf Kiew geflogen. „Alle feindlichen Ziele wurden im Luftraum um die Hauptstadt identifiziert und abgeschossen“, teilte die Kiewer Militärverwaltung auf Telegram mit. Russland habe bei den Angriffen Drohnen des Typs „Shahed“ aus iranischer Produktion eingesetzt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach eigenen Angaben vom Durchsickern heikler US-Regierungsdokumente zur militärischen Situation seines Landes überrascht worden. „Ich habe im Vorfeld keine Informationen aus dem Weißen Haus oder dem Pentagon erhalten“, sagte Selenskyj der „Washington Post“ in einem Interview. Dies sei „eindeutig eine unangenehme Angelegenheit“ und „unvorteilhaft“, sagte Selenskyj der Zeitung weiter. 

Die Geheimdokumente waren durch eine der folgenschwersten Veröffentlichungen geheimer US-Dokumente der vergangenen Jahre bekannt geworden. Viele der Dokumente bezogen sich auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – und enthielten unter anderem Informationen zu Verlusten auf beiden Seiten und NATO-Beobachtungsflügen über dem Schwarzen Meer. Mutmaßlich verantwortlich für das Durchsickern ist ein 21-jähriger US-Nationalgardist, der im April festgenommen wurde.

Die USA lassen der von Russland angegriffenen Ukraine zusätzliche Militärhilfen im Wert von etwa 300 Millionen Dollar zukommen. Wie US-Vertreter, die anonym bleiben wollten, weil die neuen Hilfen noch nicht offiziell angekündigt waren, mitteilten, fallen darunter etwa große Mengen an Artilleriegeschossen, Haubitzen, Luft-Boden-Raketen und Munition.

Das neue Paket enthalte demnach auch Raketen des Typs „Hydra-70“, die aus der Luft abgefeuert werden, außerdem eine ungenannte Zahl von Raketen für bereits gelieferte US-Raketenwerfersysteme des Typs „HIMARS“. Auch Waffen zur Panzerabwehr werden der Ukraine zur Verfügung gestellt. Sie alle sollen aus Beständen des US-Verteidigungsministeriums entnommen werden, um eine schnelle Lieferung an die Front zu garantieren. Die Ukraine hatte zuletzt eine Frühjahrsoffensive gegen die russischen Invasoren angekündigt.

Ein Treibstofflager in der russischen Region Krasnodar ist nach Angaben des Gouverneurs der Region in Brand geraten. „Das ist ein Brand der höchsten Schwierigkeitsklasse“, wie Gouverneur Weniamin Kondratjew auf dem Nachrichtendienst Telegram schreibt. Die Region liegt im Südwesten Russlands am Asowschen Meer gegenüber der Ukraine.

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